modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Volkswagen Nutzfahrzeuge Akademie in Hannover Marienwerder

Lageplan

Lageplan

ein 2. Preis

Preisgeld: 6.000

DELTA Bauplanung GmbH

Architektur

kerck + partner landschaftsarchitekten mbB

Landschaftsarchitektur

Low-E Ingenieurgesellschaft für energieeffiziente Gebäude mbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Freiraum

Der Eingangsvorplatz umfasst den Kopfbau und das Foyer an drei Seiten und ist der öffentliche Kommunikationsort und Treffpunkt, der die VW Akademie mit dem Stadt- und Straßenraum verankert. Von hier aus werden die vollständig barrierefreien Freianlagen für den Fußgänger erschlossen.

Der Akademie-Garten, geschützt mit einer Umfassungsmauer, ist ein Ort der Erholung und Treffpunkt für die Auszubildenden und Mitarbeiter. Grüne Nischen zwischen Blütenbeeten und Hecken laden ein. Sitzmöbel und Parkmobiliar, ein flaches Wasserbecken und eine Pergola mit Wetterschutz erlauben ganzjährig Erholungspausen im Freien. 

Neben den 90 wasserdurchlässig befestigten Stellplätzen, die auf dem insgesamt leicht angehobenen Geländeniveau liegen, wird auch der Wirtschaftshof über die Zufahrt im Norden erreicht. Ladestationen für E-Mobilität und weitere Vorrüstung sind geplant. Für Fahrräder stehen 80 überdachte Stellplätze direkt am Haus, sowie sechs für Besucher am Haupteingang zur Verfügung.

Die geschwungene Südfassade begleitet ein Band aus Blühstauden, Gräsern, Hecken und heimischen Laubbäumen. Ein schmaler Weg und Versickerungsmulden, deren leicht geneigte Böschungen Blühstreifen aufnehmen, bilden einen natürlichen Kontrast zum Gebäude und leiten in die Landschaft der Leineaue über.

Die südexponierten Dachterrassen sind erweiterter Lernort und Freizeitraum gleichermaßen. Vielfältige Nutzungen von Aufenthalt bis hin zu Präsentationen und Sport können hier stattfinden.

Regenwasser wird über versickerungsfähige Beläge und Versickerungsmulden für alle Freianlagenflächen dezentral versickert. Durch die Anhebung des Grundstücks auf das Straßenniveau der umgebenden Straßen ist der notwenige Abstand zum HGW hergestellt. Das durch die extensive Dachbegrünung reduzierte Regenwasser vom Gebäudedach wird in einer Zisterne zur Bewässerung der Pflanzungen gespeichert, überschüssiges Wasser in Mulden südlich des Gebäudes versickert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgelegte Entwurf erweckt bereits auf den ersten Blick deutliche Assoziationen zum traditionellen Industriebau, indem die Horizontalität der ohnehin schon langen Fassade durch Lichtbänder und waagerechte Lamellen optisch noch weiter gestreckt wird. Im Unterschied zur Backsteinarchitektur der 1930er Jahre vermitteln die vorgehängten Metallfassadenelemente eine zeitgemäßen Architektur und nach Vorstellung der Entwurfsverfasser durch Anklänge an Materialien und Farben auch in die neuen Welten der Elektromobilität. Aber es besteht dennoch der Eindruck eines konventionellen Autohauses. Dabei steht der Bau in einem leichten Schwung zur Garbsener Straße - mit einer auf 4 Geschosse erhöhten Ausbildung in der Ecksituation, die den Eingang in den Wissenschaftspark betont. Genau hier findet sich auch der Haupteingang ins Gebäude, der mit dem vorliegenden Platz auf angenehme Art und Weise in das Gebäude hinein führt. Auch die landschaftliche Gestaltung unterstützt die funktionale Gliederung des Grundstücks - offener, städtischer Platz mit Ankommens- und Aufenthaltsqualitäten - begrünte und versickerungs-fähige Parkplätze - Geländeprofilierung als Sichtschutz und mit Anspruch auf Biodiversität. Den gestellten Anforderungen an Raumgrößen, -aufteilungen, -zuordnungen und Funktionen kommt dieser Entwurf sehr weit entgegen. Insbesondere die längs durch das Gebäude führende großzügige Erschließungsachse führt zu einer klaren räumlichen Aufteilung, wobei auch die wichtige direkte Zuordnung der Meisterkabinen zu den Werkstätten und Arbeitsbereichen gegeben ist. Kontrovers diskutiert wird die Überschneidung von Fahrgasse und fußläufigen Bereichen innerhalb des Gebäudes, wobei die Einsehbarkeit und Vernetzung gerade mit den Werkstattbereichen als guter Ansatz empfunden wird. Die Einplanung von drei Hauptkernen wiederum führt zu einer internen, teils verzichtbaren Übererschließung. Die Kantine, die einige Male im Jahr auch als großer Versammlungsraum genutzt werden soll, befindet sich in der dritten Etage über dem Eingangsbereich und der Schulungs- und Ausbildungsebene. Sehr positiv zu bewerten ist hier die Möglichkeit, die als Einschnitte ausgebildeten Dachterrassen von dort aus begehen und nutzen zu können. Gleiches gilt für die östlich davon gelegenen Schulungsräume. Der Entwurf liegt unter den Arbeiten, die deutlich über dem gesetzten Budget-Zielwert liegen, was mit der Großzügigkeit, Flexibilität und Variabilität im Gebäude korrespondiert. Mit einem Wert von 65 % weist der Entwurf eine sehr niedrige Nutzflächeneffizienz auf. Gleichzeitig liegt der Entwurf innerhalb der Anforderungen an die Energieeffizienz, wobei das Konzept eine weitere Reduktion um 10 % vorsieht und damit Klimaneutralität anstrebt, wozu auch die sehr große für PV nutzbare Dachfläche beiträgt. Insgesamt stehen den hohen Investitionskosten, bedingt durch überdimensionierte BGF und BRI, niedrige Energiekosten im Be-trieb gegenüber. Aus Sicht der Jury spiegelt der Entwurf die vom Bauherrn gewünschte Offenheit und den Innovationsanspruch in der äußeren Gestalt leider nicht vollständig wieder. Ansonsten wird die Arbeit als „handfester“ und gut durchgearbeiteter Entwurf aufgrund seiner Funktionalitäten und seiner Flexibilität unter den eingereichten Entwürfen angesehen.