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Realisierungswettbewerb | 06/2021

»Neues Eickhaus« in Essen

Anerkennung

Preisgeld: 10.000

HPP Architekten GmbH

Architektur

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Corall Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Der Wettbewerbsbeitrag „Neues Eickhaus“ in Essen ist in multidisziplinärer Zusammenarbeit der HPP Büros in Amsterdam und Düsseldorf gemeinsam mit Knippers Helbig aus Stuttgart entstanden.

 

Die Sanierung und Erweiterung des Eickhauses von 1913 hin zu einem zeitgenössischen Hochhaus, bietet die Chance, ein echtes städtebauliches Wahrzeichen zu schaffen, das sowohl das Erbe als auch die Zukunft Essens bereichert. Mit Wettbewerbsbeitrag wird vorgerschlagen, das denkmalgeschützte Eickhaus in ein nachhaltiges hochmodernes Bürogebäude umzuwandeln. Eine späte Skizze seines ursprünglichen Architekten Georg Metzendorf diente als Referenz, um über einen solch großformatigen Erweiterungsbau nachzudenken: Ein ausdrucksstarker, aber sorgfältig geformter Erweiterungsbau ergänzt die denkmalgeschützte Fassade des Eickhauses mit zeitgemäßem Maßstab, Form, Material und Funktion. Der Entwurf vereint einen schwebenden Oberbau mit einer wahrnehmbaren Neubauecke – deutlich erkennbar als neuartige, symbiotische Erweiterung. Leichte Knicke und Verschiebungen in der Geometrie verhandeln zwischen den alten und neuen Gebäudeteilen und seinem angrenzenden Kontext. Ausgewählte Blickbeziehungen, Perspektiven und Kontextbeziehungen werden dabei sorgfältig akzentuiert.

 

Im Sinne der Idee, die Lebensdauer des Bestandsgebäudes ein weiteres Mal zu verlängern, verfolgt der Neubau einen „Cradle-to-Cradle“-Ansatz. Dieser bezieht sich nicht nur auf die Realisierung eines Gebäudes, sondern auf seinen gesamten Lebenszyklus. Die in großen Teilen als vorgefertigte Holzhybridbauweise erstellten Bauteile kombinieren eine Beschleunigung des Bauprozesses mit nachwachsenden Rohstoffen und negativer CO2-Bilanz. Effizienz, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowohl von Nutzungen als auch Bauteilen vermeidet eine Verschwendung im Bau und späteren Umbau und reduziert graue Energie, CO2-Emissionen und somit Lebenszykluskosten. Über die primäre Nutzung als lebendiges Bürogebäude hinaus soll das Eickhaus in Zukunft auch als Materialbank dienen, dass mit sortenreinen, ungiftigen und reversibel verbundenen Materialien realisiert werden und steht durch weitere Recycling-Kreisläufe für neue Lebenszyklen zur Verfügung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 2024 handelt nach der Maxime, beide Bauteile, den denkmalgeschützten Altbau wie auch das Erweiterungsgebäude, mit gleichwertigen Proportionen und die Ergänzung mit einer neuen, ei-genständigen Fassadenstruktur zum Willy-Brand-Platz zu versehen. Sie zeigt sich in einer feingliedrigen gleichförmigen Struktur, die sich in Ihrer Wirkung fast wie eine Fläche darstellt, wobei die Materialität und Wertigkeit im Grundsatz der Aufgabe angemessen scheint.

Das Volumen am Willy-Brand-Platz entwickelt sich dann in einer durchgehenden Höhe entlang der Kettwiger Straße und lässt leider einen Bezug zur Höhenentwicklung und Konzeption des denkmalgeschützten Bestandes (Kopfbau und Langgebäude) vermissen. Auch die Einschnürung oberhalb des Langgebäudes und die Abknickung an der Grenze zum Kopfbau schaffen es nach Auffassung des Preisgerichtes nicht, den Übergang zwischen alt und neu schlüssig und mit Respekt vor dem Denkmal zu lösen. Die kleinteilige Struktur der neuen Fassade dominiert das Erscheinungsbild und stützt die Massigkeit des Aufbaus.

Erfreulich ist der Erhalt der denkmalgeschützten inneren Bestandstreppe. Gut gelöst zeigt sich die Organisation der Grundrisse über alle Geschosse. Nicht zuletzt aufgrund des gewählten Fassadenrasters und der gut strukturierten durchgehenden Funktions- und Nebenraumzone über alle Geschosse ist eine flexible Nutzung sowohl in der Handelsebene als auch in den Büroebenen erwarten.

Die dargestellten Bauabläufe, die Skelettbauweise und die Verwendung von Modulelementen lassen eine wirtschaftliche Bauausführung erwarten, wobei die Ausführung als Hybridbau in der Bewertung der Arbeit zunächst außen vor geblieben ist.

Insgesamt ein wervoller Beitrag, der auch durch seine Herleitung der Leitidee einen erfreulichen Bei-trag zu dem Wettbewerbsverfahren leistet.