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Einladungswettbewerb | 09/2021

Barrierefreie Umgestaltung Freibereiche Evangelische Kirche Mainz-Gonsenheim

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiaumplanerisches Leitbild für den Standort

Die evangelische Kirche Gonsenheim liegt an exponierter Stelle, sowohl ihre verkehrliche Insellage betreffend, als auch ihre Lage im Ortsteil Gonsenheim. Am höchsten Punkt der Straßenachse Breite Straße thront sie über dem gewachsenen Ortskern und dominiert über die gesamte Achse hinweg das Geschehen im Straßenbild. Von Osten kommend umfährt man einen waldartigen Baumhain im Schatten der Kirche, die dann, einem Schiffsbug gleich, den Straßenraum teilt und keilförmig in ihn hineinstößt. Diese beinahe dramatische Bewegung nimmt der Entwurf auf und findet als Antwort eine dynamisch geschwungene Treppenanlage, die erkennbar und selbstbewußt auf den Straßen- und Verkehrsraum reagiert und diesen an sich vorbeigleiten lässt. Die Treppenanlage läuft seitlich skulptural aus und wird von schräg zum Wegeverlauf geneigten Rampenblöcken weitergeführt, die der Steigung folgend langsam auslaufen. So ändert sich im Vorbeigleiten der Charakter des Kirchenanlage, vom städtisch geprägten Vorplatz zum grünen hortus conclusus im östlichen Bereich, der heckengesäumt und mit einem Zaun begleitet, der Anlage Schutz und Intimität verleiht. 


Erläuterungen der barrierefreien Erschließung 

Die sensible, axiale Geometrie des Raumes wird durch die geschwungene Treppenanlage mit elegantem Schwung aufgegriffen und fügt eine barrierefreie Rampe von ca. 3,5% Steigung seitlich dem Anstieg der Straße folgend, kaum als solche wahrnehmbar, in die Vorplatzgestaltung ein, die dann gegenläufig direkt wiederum mit 3,5% Steigung zum Haupteingang führt. Durch die geringen Steigungsverhältnisse auf der nördlichen Seite der Kirche ist eine unkomplizierte und podestfreie Zugänglichkeit sowohl zum Haupteingang als auch zum Gartenbereich möglich. Lediglich filigrane Handläufe begleiten den Rampenverlauf. Unterschiedliche Bodenbeläge, Basaltlava der Treppen und Rampenblöcke und helle Kalksteinbeläge als Platten- und Pflastermaterial machen auch für sehbehinderte Menschen eine Erkennbarkeit der Zuwegung möglich. Gleichzeitig soll das vorhandene Angebot der taktilen Leitelemente im Bereich der Ampelanlage bis zur Treppenanlage, bzw. der Rampe weiterführt werden. Durch ebene Plattenbeläge, die um die gesamte Kirche herum verlegt werden sollen, ist es so auch für behinderte Menschen möglich, den gesamten Außenraum der Kirche zu erfahren und am Geschehen teilzunehmen.


Grün- und Freiraumkonzept

Der steinerne Vorplatz wird beidseitig um die Kirche herum geführt und im östlichen Teil hinter dem Chor als kleine Platzfläche neuen Nutzungen in diesem Bereich zugeführt. Der Platz verzahnt sich mit der offenen baumbestandenen Wiesenfläche und schafft vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten. Dieser grüne Raum wird durch eine neue, den Hain umschließende geschnittene Hainbuchenhecke gefasst und durch eine schützende Zaunanlage ergänzt. Durch den Wegfall von Grünelementen seitlich der Kirche werden im Garten konzentriert neue Bäume, vorzugsweise Kiefern gepflanzt, die den Haincharakter des Gartenraums betonen und ergänzen. Die sich auflösende Plattenstruktur im Gartenbereich kann durch Fugenbegrünung und erweiterte naturnahe Staudenflächen zwischen den Platten ergänzt werden. Auf der Südseite der Kirche wird eine neue große Kiefer gepflanzt und weitere Strauchrosen am Kirchenschiff. Abgängige Bäume auf der Wiese werden durch neue, klimaresiliente Bäume ersetzt.


Erläuterungen zum Nutzungskonzept für die Außenbereiche

Der Vorplatz im Westen erweitert durch den gewonnenen Raum vor dem Eingang bei Kirchenveranstaltungen Austausch- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Seitlich im Bereich der Sakristei findet sich Platz für Fahrradstellplätze an entsprechenden Stahlbügeln und eine neue dezente anthrazitfarbene Mülleinhausung ebenfalls aus Stahl. Im Gartenbereich bieten sich durch die erweiterte Platzfläche Möglichkeiten zum Aufenthalt nach dem Kirchgang, für Feste und Veranstaltungen. Einladende Sitzelemente ergänzen die neuen Nutzungsqualitäten dieses Bereichs, auch außerhalb von Messen und Kirchenveranstaltungen.


Erläuterung der Nachhaltigkeit der Konzeption

Hochwertiger Naturstein aus heimischer Produktion, ein möglichst gering zu haltender respektvoller Eingriff in die hintere Gartenanlage, Reduktion auf das Wesentliche, klimagerechte Verwendung und Auswahl von Pflanzen und pflegeleichte, extensive Pflanzkonzepte sind Hauptaspekte eines nachhaltigen Umgangs mit dem Zeitzeugnis Kirche an dieser Stelle.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die klare barrierefreie Wegeführung und die Gestaltung eines großen Vorplatzes werden von der Jury begrüßt. Der Entwurf teilt das Kirchengrundstück in einen steinernen, städtischen Vorplatz im Westen und einen grünen Gartenbereich im Osten. Der Übergang zwischen dem befestigen Westbereich und dem grünen Garten im Osten gelingt in Form eines interessanten, pixelartigen Gestaltungsmotivs. Der steinerne Vorplatz schiebt sich wie ein Schiffsbug in den Straßenraum. Der hohe Grad an versiegelten Flächen in diesem Bereich wird kritisch gesehen; die Integration der Schwarzkiefern jedoch Der monumentale Charakter der umlaufenden wird kritisiert, auch seinem Verhältnis zum historischen Kirchenbau. Die Anordnung der Stufen ohne Zwischenpodeste ermöglichen einerseits einen sehr großzügigen Vorplatz, sind aber in dieser Form für die meisten Menschen nur mühsam nutzbar. Sehr kritisch werden die sich verjüngenden Treppenstufen im Norden und Süden des Vorplatzes gesehen, zumal diese im Süden diese direkt in den Straßenraum führen und damit zur Straßenquerung außerhalb der definierten Übergänge verleiten. Der Vorschlag einer umlaufenden Hecke für den Gartenbereich im Ideenteil wird begrüßt. Die Lage der Fahrradabstellplätze ist richtig gewählt. Zusammenfassend wird der Entwurf als gestalterisch sehr konsequenter Ansatz gewürdigt, der in seiner gestalterischen Ausprägung jedoch für den besonderen Ort zu dominant in Erscheinung tritt.

Lageplan

Lageplan

Detailplan

Detailplan