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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Neubau Kirchenzentrum Amriswil (CH)

Eingang Kirchgemeindezentrum mit grosszügig bespielbarem "Chriesi-Foyer"

Eingang Kirchgemeindezentrum mit grosszügig bespielbarem "Chriesi-Foyer"

Chriesi-Foyer

1. Rang / Sieger

Preisgeld: 30.000 CHF

raumfindung architekten gmbh

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der Projektvorschlag gründet auf der Idee eines einladenden Kirchgemeindezentrums mit offenen Türen für alle. Die Kirchgemeinde verbindet als Gastgeberin die Dorfteile, Aussengegenden, Generationen, Kulturen, Altersgruppen und Lebenswelten. Das Freiraumgefüge ordnet sich den vorgefundenen Qualitäten der heutigen Anlage mit der Kirche als kantonal geschütztes Kulturobjekt unter. Zwischen der Kirche und dem Eingang des Kirchgemeindezentrums wird ein ellipsenförmiger Freiraum angelegt und mit fünf Kirschbäumen bepflanzt. Der fein

gegliederte Holzbau wirkt durch seine geradlinige Form, der einfachen Setzung und der Materialisierung eigenständig. Lisenen strukturieren die Fassaden und verbinden sich mit dem schützenden Vordach. Die disziplinierte Form als eigenständige Typologie steht der mächtigen Kirche gegenüber, ordnet sich unter und ist in hohem Masse identitätsstiftend. Trotz oder genau wegen seiner Andersartigkeit gegenüber der Kirche zollt das Kirchzentrum der bestehenden Kirche den nötigen Respekt und würdigt weiterhin ihre souveräne Erscheinung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Chriesi-Foyer» stellt sich in seiner Volumetrie und in seinem architektonischen Ausdruck zurückhaltend und atmosphärisch stimmig neben die prächtige evangelische Kirche.

Die gestufte Gebäudeform mit den flach geneigten Dächern des eingeschossig umlaufenden Vordachs und des Walmdachs auf dem Haupttrakt lassen das grosse Volumen niedrig wirken, so dass es sich der Kirche unterordnet und gleichzeitig integrativ neben die benachbarten, kleinmasstäblicheren Bauten stellt. Der Holzbau mit dem laubenartigen Umgang und die feinteilig gegliederten Fensterflächen und Fassadenverkleidungen prägen einen pavillonartigen Charakter in der parkartigen Gesamtanlage der Kirche und des Friedhofs. Das «Chriesi-Foyer» schafft als baumbestandener Platz einen identitätsstiftenden Vorplatz und Ort des Aufenthalts für das Kirchgemeindehaus und verbindet es prominent mit der Kirche. Der gedeckte Vorbereich und das Foyer über beinahe die ganze Gebäudelänge empfangen die Besucher einladend und können vielseitig benutzt werden. Der grosse Saal orientiert sich über die vorgelagerte Terrasse grosszügig zum Landschaftsraum des Friedhofs im Süden. Die dreiseitigen Fenster und die differenziert gestaltete Holzstruktur verleihen dem Saal einen lichten und festlichen Charakter. Mit dem Foyer zur Kirche, mit der Terrasse zum Friedhof und mit der Laube nach Osten erweitert sich der Saal dreiseitig zum Aussenraum. Eine grosszügige angelegte Treppenanlage erschliesst angemessen die Jugendräume im Gartengeschoss und die Büroräumlichkeiten im Obergeschoss. Die räumlich ganzheitliche Konzeption der Jugendräume im Gartengeschoss beeindruckt mit deren Interpretation als unterteilbarer Gesamtraum mit einer gewölbten Deckenstruktur, mit der Transparenz von den Gruppenräumen zum Korridor und mit den hohen Fenstern zum Aussenbereich und vermag so den Untergeschoss Charakter dieser Räume zu überwinden.

Flexibel nutzbare Räume vermögen die vielfältigen Funktionen des evangelischen Kirchgemeindezentrums zu erfüllen. Der direkte und räumlich grosszügige Zusammenhang vom Saal über das Foyer und den gedeckten Vorbereich zum «Chriesi-Foyer» und zur Kirche schaffen attraktive Möglichkeiten für verschiedenste Anlässe. Die Küche ist gut konzipiert mit dem Zugang zum Saal, einer thekenartigen Ausgabe zum Foyer und einer separaten Anlieferung über die Loggia im Osten. Ein separaterer Korridor erschliesst den Lagerraum und das Sitzungszimmer in seiner Funktion als Vorraum für den Saal. Die Jugendräume sind mit den beweglichen Trennwänden flexibel nutzbar und die Büroräumlichkeiten im Erd- und Obergeschoss sind zweckmässig organisiert.

Die Nachhaltigkeit des Projektes nach den umfassenden Kriterien des SNBS wird im Projekt übersichtlich dargestellt. Es sollen hier insbesondere die Holzkonstruktion, die Dacheindeckung des Walmdachs mit Solarziegeln und die nachhaltige Konzeption der Haustechnik gewürdigt werden. Wirtschaftlich überzeugt das Projekt mit dem vergleichsweise geringen Gebäudevolumen und der hohen Effizienz der darin realisierten Flächen.


Die Projektverfasser setzen ein langovales "Forum", einen mit einem Hartbelag gefassten Kiesplatz mit Sitzbänken, Brunnen und fünf frei angeordneten, hochstämmigen, japanischen Maienkirschen (Prunus yedoensis) in den sich zwischen Ostfassade der Kirche und westlicher Eingangspartie des neuen Kirchenzentrums aufspannenden Raum. Die Erschliessung erfolgt von Westen über eine Treppenanlage von der Kirche, von Norden von der Weinfelderstrasse und von Süden vom Friedhof her. Im Osten grenzt das Forum, ohne seine Eigenständigkeit preiszugeben, direkt an den langgezogenen, teilweise gedeckten Vorplatz des neuen Kirchenzentrums. Die verbleibenden Grünflächen im Osten der Kirchenanlage werden mit Hecken gefasst und neu geprägt. Im Norden des Neubaus wird die Zufahrtsrampe zur Tiefgarage mit einer Pergolakonstruktion und drei Bäumen geschickt aus dem Vordergrund gedrängt. Die Erschliessung der begrünten Parkplätze auf der Nachbarliegenschaft erfolgt von Osten. Hier wird die Pflanzung von zwei Judasbäumen (Cercis siliquast-rum) vorgeschlagen. Mit ihrem prächtigen Blüten- und Laubschmuck erweisen sie dem Gärtnereiareal ihre Referenz. Im Süden liegt ein dem Untergeschoss zugeordneter, mit Stützmauern gefasster und gegenüber dem umliegenden Terrain abgesenkter Hof. Er wird über eine Treppe vom Friedhof aus und über einen Schrittplattenweg vom, ebenfalls mittels Stützmauer abgesenkten, langgezogenen Freiraum aus erschlossen. Das Areal wird gegen Osten mit einer vor die Stützmauer gepflanzten, geometrisch geschnittenen Hecke und vier Säulenhainbuchen (Carpinus betulus Fastigiata) gefasst. Eine Grünfläche mit einem Zuckerahorn (Acer saccharinum) und zwei französichen Ahorn (Acer monspes-sulanum) bilden einen Filter zum südlich des Neubaus liegenden Erdbestattungsteil des Friedhofs. Die Verbindung zwischen der Friedhofterrasse und dem untersten Friedhofteil, heute mit einer Rampe sichergestellt, scheint in der aufgezeigten Form bei einer Höhendifferenz von einem Meter auf die Distanz von dreieinhalb Metern kaum machbar.


Insgesamt beeindruckt das Projekt «Chriesi-Foyer» als für den Ort stimmiger und architektonisch eindrücklicher Entwurf, der bis im Detail sorgfältig erarbeitet ist und auch in der Gesamtheit der Themen Organisation, Nachhaltigkeit, Statik, Haustechnik etc. zu überzeugen vermag.

Kirchgemeindezentrum als öffentlichen Begegnungsort

Kirchgemeindezentrum als öffentlichen Begegnungsort

Multifunktionssaal mit direktem Zugang zu gedeckter Terrasse

Multifunktionssaal mit direktem Zugang zu gedeckter Terrasse

Schnittperspektive

Schnittperspektive

Gedeckte Terrasse mit direktem Zugang zu Foyer & Saal

Gedeckte Terrasse mit direktem Zugang zu Foyer & Saal

Situation

Situation

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt