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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neugestaltung Nord- und Nordostkaje Neuer Hafen in Bremerhaven

Blick entlang der Hafenkante

Blick entlang der Hafenkante

2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ZWISCHEN SAND & SEGELN

In unserem Entwurf überlagern sich die rauen Typologien des Hafens mit der Topografie des ehemaligen Verladestandorts für Kies und Sand. Durch die spannungsvollen Kontraste der großen Segel am Ufer und der weichen Dünen vor der Wohnbebauung, ergänzen wir den Neuen Hafen um eine charakterstarke und identitätsstiftende Ufersequenz.

Im großräumigen Kontext befindet sich die Nord-Nordostkaje an der spannungsvollen Schnittstelle zwischen Hafen, Industrie und Wohnbebauung. Für den Neuen Hafen stellt das Wettbewerbsgebiet eine Besonderheit dar, da die Architektur fast ausschließlich durch Wohnen geprägt wird. Die Entwicklungen um die Rudloffstraße rücken die Thematik des Wohnens zukünftig noch stärker an den Neuen Hafen heran. Für diese besondere Situation gilt es eine Antwort zu finden, die sich einerseits zur bestehenden Gestaltung des Neuen Hafens positioniert und andererseits mit der Besonderheit der Wohnbebauung, sowie den Entwicklungen der Rudloffstraße auseinandersetzt.

Die Nord- und Nordostkaje bilden das letzte Teilstück der Gestaltung um den Neuen Hafen. Daher wird der Rundweg um das Becken als Gesamtensemble betrachtet. Die für den Neuen Hafen typische Dreiteilung von Ufer-, Bewegungs- und Gebäudevorzone wird fortgeführt und weiterentwickelt. Im Bereich der Uferzone fügen sich Materialität, Ausstattung und Dimensionierung in den Kanon des Neuen Hafens ein, während die Gebäudevorzone einen neuen und grünen Charakter zu der angrenzenden Wohnbebauung schafft. AnwohnerInnen und BesucherInnen können diesen spannenden Kontrast entlang des in der Mitte verlaufenden Bewegungsbereichs erleben. Die Bewegung zwischen den klaren Kanten des Hafens und der fein modellierten Landschaft lässt einen Ort entstehen, der Elemente des bestehenden Hafens aufgreift und identitätsstiftend für die Ufersequenz des Wohnens ist.

Die Ausformulierung des Spielplatzes und der grünen Dünen verstehen sich als Reminiszenz an die ehemalige Nutzung des Areals und stellen einen starken Bezug zu dem vorhandenen Portalkran her. Die Modellierungen ermöglichen ausreichend Wurzelvolumen auf dem sonst ungünstigen Boden und bieten spannende Spiel und Versteckmöglichkeiten für Kinder. Zusätzlich wird der Sockel der Wohnbebauung durch Topografie und Pflanzungen verblendet. Die Uferkante besticht durch eine klare Gestaltsprache und die Setzung der Hafentribüne generiert ein großzügiges Aufenthaltsangebot am Wasser. Entlang der Uferkante bleibt durchgehend eine nautische Nutzung gewährleistet.

 

„Grüne Dünen“

Als Vorzone der unmittelbar angrenzenden Wohnbebauung wird ein großzügiger Grünstreifen ausgebildet. Durch Bodenmodellierungen und die Pflanzung typischer maritimer Gräser wie Strandhafer, Borstgras oder Dünenrosen entsteht eine grüne Dünenlandschaft. Die Modellierungen schaffen ausreichend Wurzelvolumen auf dem sonst schwierig zu bepflanzendem Boden und in Kleingruppen werden die für den Neuen Hafen charakteristischen mehrstämmigen Baumarten (Pterocarya fraxinifolia) gepflanzt. Das Spiel aus Topografie, Pflanzung und Baumsetzung verblendet den unattraktiven Sockel der Tiefgarage und wertet die Privatgärten im Erdgeschoss durch eine grüne Vorzone auf. Gleiche Funktionen werden von den Grünflächen um den Spielplatz erfüllt. Durch die teils dichten Gräser, die Topografie und locker verteilte Holzplanken dienen die grünen Dünen auch als informelle Erweiterung des Spielplatzes und laden zum Verstecken und Spielen ein. Als großzügige Grünfläche sorgen sie zusätzlich für einen positiven Beitrag zum Mikroklima und für ein angenehmeres Klima der angrenzenden Wohnbebauung. Im

Bereich der Feuerwehraufstellflächen wird auf Baumsetzungen verzichtet, um das Anleitern weiterhin ungehindert zu ermöglichen.

 

Spielplatz „Hiev Up!“

Als Fortführung der durch die grünen Dünen etablierten Gestaltung aus Topografie, entsteht der Spielplatz „Hiev Up!“ in dem Bereich unter dem Portalkran. Die spielerisch gestaltete Topografie in der Kombination mit Holz-Elementen thematisiert die Nutzung als Verladestandort von Kies und Sand. So stellt der Spielplatz einen Bezug zu dem imposanten Portalkran her, welcher sich hervorragend als Kulisse in dieses Gesamtensemble einfügt. Die Vorgänge beim Verladen werden durch die Spielelemente sichtbar gemacht. Ob als Verladestandort samt Kran oder als einsame Insel mit angelandetem Boot, durch die abstrakte Gestaltung der Spielelemente wird der Fantasie genug Spielraum für weitere Szenarien überlassen. Die Ausstattungselemente des Spielplatzes werden überwiegend aus unbehandelten oder lackierten großformatigen Hölzern gefertigt. Bei der weiteren Ausformulierung der Spielelemente sind partizipative Verfahren mit Bürgerinnen und Bürgern denkbar.

Um sich von seinem Umfeld abzuheben wird der Spielplatz durch warme und sandige Farben gestaltet. Die wassergebundene Wegedecke dient als Bewegungsbereich. Die unterschiedlichen Bodenmodellierungen erfolgen durch Sand, Kies oder recycelten und gefärbten Naturkautschuk, welche für einen ausreichend Fallschutz sorgen. Für die Eltern werden großzügige Sitzmöglichkeiten auf dem Spielplatz und an dem direkt angrenzenden Kranplatz angeboten.

 

Tribüne „Lange Planke“

Das zum Ufergelegene Highlight der Nordkaje ist die große Tribüne der „Langen Planke“. Sie bietet AnwohnerInnen und BesucherInnen einen besonderen Aufenthalt am Wasser und lädt zum Beobachten des Hafens ein. Als großzügiges Holzelement fügt sie sich in den Kontext des Neuen Hafens ein. Sie kann als „Sofa“ am Hafen zum Sonnen oder Lesen genutzt werden oder als gemeinschaftlicher Treffpunkt für laue Sommernächte dienen. Die Tribüne verschneidet sich mit der sonst auf einem Höhenniveau verlaufenden Uferkante. Durch das Verschneiden werden an den jeweiligen Endpunkten Rampenanlagen ausgebildet, welche einen barrierefreien Zugang zur Tribüne ermöglichen. Aufgrund der Zugänglichkeit durch Rampenanlagen und der großzügigen Dimensionierung verträgt sich die Geste der “ Langen Planke“ gut mit den nautischen Nutzungen am Hafenbecken. Der uferbegleitende Leinenpfad wird nicht unterbrochen und Schiffe können nach wie vor in dem Bereich der Tribüne anlegen.

 

Bühne frei für Sail & Co.

Die Nutzungsangebote entlang der Nordkaje unterscheiden sich in ihrer Intensität zwischen nutzungsoffenen und nutzungsorientierten Bereichen. Spielplatz und Tribüne behalten auch bei einem temporären Event ihre Funktion inne, wenn auch etwa die Tribüne für Veranstaltungen genutzt werden kann. Für eine temporäre Bespielung durch Veranstaltungen wie etwa die „Sail“, bieten sich der im nördlichen Bereich liegende Kranplatz und der südlich gelegene Uferabschnitt an. Der Kranplatz bleibt aufgrund der temporären Nutzung durch Autokräne weitestgehend frei von dauerhaften Elementen und bietet sich so ideal für das Aufstellen von Bühnen an. Im südlichen Abschnitt bildet die Uferzone einen großzügigen Bereich aus, der punktuell durch großformatige Stilelemente bespielt wird. In der Dimensionierung können hier die Vorgaben der 5 x 5 m großen Aufstellflächen inklusive der zusätzlichen Wegebreiten von 5m eingehalten werden. Marktstände profitieren hier außerdem von der unmittelbaren Lage zu den Versorgungsstationen. Unnötige Kabelbrücken oder Kanäle werden so vermieden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf gelingt auf der gesamten Länge des Raumes ein hoher Grad an Differenziertheit.


Im Querschnitt der Nordostkaje entstehen verschiedene topografische Atmosphären, wodurch eine Zonierung von unterschiedlichen Nutzungsgruppen und -intensitäten zeitgleich gewährleistet werden kann.


Dazu zählt ein abgesenkter Bereich an der Wasserkante und eine Treppenanlage mit Rampen als Übergang begrenzt von einer erhabenen Sitzstufe. Der mittlere Bewegungsbereich wird dann auf der Gegenseite gefasst von einer breiten naturnah modellierten Dünenlandschaft entlang der Wohnbebauung.


Sowohl in Wassernähe als auch in der Dünenlandschaft entstehen wiederum kleinräumig besondere Orte. Auf diese Weise wird innerhalb der großzügigen Weite der Hafenlandschaft ein vielfältiges Milieu an attraktiven Aufenthaltsbereichen ermöglicht. Besonders geschickt entwickelt sich nahezu selbstverständlich aus der Dünenlandschaft eine geschützte eigene Welt als Spiellandschaft.


Diese Differenziertheit des Entwurfes kann als Gewinn oder auch als Problem betrachtet werden. Verschiedene funktionale Aspekte, wie beispielsweise die Durchfahrbreite von Ver- und Entsorgungsfahrzeugen werden kritisch gesehen.


Die dem Entwurfsgedanken folgend notwendige Absenkung der Multifunktionsmasten auf ein tieferes Niveau wird abgelehnt. Und auch die Verwendung von einem Belag mit Natursteinvorsatz wird kontrovers diskutiert.


Die Jury würdigt den Entwurf mit seiner differenzierten Szenerie entlang der Nordostkaje mit einer neuen Sichtweise auf die Hafenwelten als einen wertvollen Beitrag.

Blick zum Spielplatz

Blick zum Spielplatz

Lageplan

Lageplan

Vertiefung 1

Vertiefung 1

Detail 1

Detail 1

Vertiefung 2

Vertiefung 2

Detail 2

Detail 2