IBA’27 StadtRegion Stuttgart – Wohnen am Fluss in Untertürkheim

Gut nachvollziehbar ist die Grundfigur der Baukörpersetzung, welche sich um eine gemeinsame und geschützte Mitte anordnen. Gezielte Öffnungen dieser Hofstruktur gliedern sie in drei Einzelbaukörper: Der Zugang von der Inselstraße ist relativ eng, die beiden Öffnungen zum Wasser als etwas großzügigere kleine Plätze. Durch die jeweiligen Aufweitungen der Stirnseiten zu Kopfbauten wird allerdings der Innenhof insgesamt eher eng. Aus der industriell geprägten Umgebung nicht ableitbar sind die Knicks innerhalb der Baukörper, insbesondere gegenüber Inselstraße und Kanal. 

Die differenzierten Vorschläge für die Erdgeschosszone reagieren richtig auf die jeweilige Situation. In geschützten inneren Bereichen werden Hochparterre-Wohnungen angeboten. Die Front zur Inselstraße hin und die jeweiligen Kopfbauten bieten Raum für vielfältige gemeinschaftliche und gewerbliche Nutzungen sowie die KITA. 

In den oberen Stockwerken werden gut funktionierende Wohnungen mit gut exponierten kleinen Loggien angeboten. Allerdings werden Flexibilität und Innovation vermisst.

Freiraum 

Die Vernetzung mit der Umgebung über einen Steg in Richtung Südosten wird vermisst. Die Freiflächen am Wasser, mit ihren im Übergang zum Wohnhof angelegten kleinen Plätzen sind nicht ausformuliert, ebenso die Vorzonen zur Inselstraße. Der Innenhof wird für die Gemeinschaft wenig Angebote machen können, da einen Großteil davon die KITA-freiflächen ausmacht. Die Dachflächen werden nicht für eine gemeinschaftliche Nutzung angeboten. 

Verkehr 

Der Stellplatzschlüssel von 0,8 trägt – wenn überhaupt – nur in geringem Maße zu einer Reduzierung des Autoverkehrs bei. 

Ebenerdige Fahrrad-Abstellmöglichkeit sind nicht in nennenswertem Umfang erkennbar, das Radverkehrsangebot in Form eines „Mobilitäts-Hubs“ in der Tiefgarage ist jedoch nicht weiter spezifiziert. 

Insgesamt scheint der Entwurf nicht zu einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung beizutragen.

Fazit 

Der Entwurf ist sehr durchdacht und auf einem hohen gestalterischen Niveau ausgearbeitet. Die städtebauliche Setzung der Gebäudestrukturen ist allerdings in ihrer Formgebung und Interpretation des Ortes nicht nachvollziehbar. Die Konzentration auf die gemeinsame Mitte kann nicht die Antwort auf die vielfältigen Beziehungen der Umgebung sein. Für sich genommen ist der Beitrag stimmig, wird allerdings der besonderen Lage in dieser Umgebung am Wasser nicht gerecht und lässt eine innovative Idee für die Gesamtanlage vermissen.