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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Neuordnung Bahnhofsquartier Offenburg

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Gewinner / zur weiteren Ausarbeitung empfohlen

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Fichtner Water & Transportation GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Idee

Ziel des Entwurfs ist es, durch Nachverdichtung von brachliegenden oder mindergenutzten Flächen verlorengegangenes Potential zu aktivieren und den Offenburger Hauptbahnhof in einen neuen stadträumlichen Kontext zu setzen. Das Konzept nimmt historischen Bezüge auf und definiert einen offenen und eigenständigen Stadtraum der als zentraler, repräsentativer Vorbereich eine neue Visitenkarte für Offenburg darstellt.

Das gesamte Bahnhofsquartier wird als zusammenhängender langgestreckter Stadtraum verstanden, der durch begrünte Wegeachsen mit der Stadt vernetzt wird. Der Bahnhofsvorplatz bildet eine Mitte als kommunikative Drehscheibe, wo sich alle Mobilitätsformen konzentrieren.


Durch die Neuorganisation des ÖPNV entstehen zentrale Baufelder, die schrittweise das neue Bahnhofsquartier mit neuen Nutzungen und neuen Aufenthaltsqualitäten entstehen lassen. Den verdichteten Baustrukturen stehen öffentliche und begrünte Stadträume gegenüber, der Pfähler Park,

der neue Bahnhofsvorplatz sowie der neue Busbahnhof mit seiner transparenten Dachkonstruktion als räumlicher Abschluss im Norden. 

Die Hauptstraße wird als begrünter städtischer Boulevard bis zum neuen Bahnhofsvorplatz fortgeführt und bindet die neuen Platzräume an die Innenstadt an. Die vier Zugänge zu den Gleisen werden durch markante Bauwerke als Landmarken betont. Die beiden denkmalgeschützten Gebäude der alten Tankstelle sowie des kleinen Cafés im Süden bleiben erhalten und bilden in Verbindung mit den kleinen Entreeplätzen jeweils ein markantes Ensemble, zwischen denen sich das neue Bahnhofsquartier aufspannt.   

Gegenüber dem historischen Bahnhofsgebäude entsteht ein Platzraum, der die neue Mitte des Bahnhofsquartiers bildet und einen großzügigen Auftakt sowie einen neuen Aufenthaltsraum mit hoher Qualität für Offenburg erzeugt. 


Der Fokus liegt auf der Gestaltung eines klaren und schlichten Platzes an diesem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Die Fahrbahn wird in den Platz integriert und erhält einen Belag aus Natursteinpflaster oder Beton-Werkstein in gebundener Bauweise. So wird zwischen sämtlichen Fassaden eine barrierefreie Fläche mit einem einheitlichen Bodenbelag in einem warmen Farbton aufgespannt. 



Klima- und Vegetationskonzept 

Der Umgang mit dem Klimawandel ist ein zentrales Thema bei der Neugestaltung des Bahnhofsareals. Die vorhandenen Bäume werden erhalten und zum prägenden Motiv für den neuen Platz. Eine flache Wassermulde in Form einer „Pfütze“ macht das Regenwasser erlebbar und begehbar. Kleine Fontänen bilden ein zusätzliches spielerisches Element und bieten eine willkommene Erfrischung während der Sommermonate. Im Rahmen von Veranstaltungen kann das Wasserspiel abgeschaltet werden, wodurch der Platz multifunktional nutzbar ist.


Grüne Inseln bilden kleine Oasen als Aufenthaltsorte auf dem Platz, in Verbindung mit Solitärbäumen sowie Stauden- und Gräserpflanzungen entstehen kühle Plätze im Schatten, die teilweise in Kombination mit Sitzkanten, auch während den heißen Sommertagen zum Verweilen einladen. Gleichzeitig nehmen sie das anfallende Regenwasser der umgebenden Straßen- und Platzflächen auf. Überschüssiges Wasser wird in einer unterirdischen Zisterne

gesammelt und gereinigt und z.B. für des Wasserspiel oder zum Gießen der Bäume verwendet.  


Bei der Auswahl der Baumpflanzungen wird auf zukunftsfähige und klimaresiliente Arten geachtet. So wird für die Platzräume die Pflanzung von Gleditschien vorgeschlagen, für die Straßenräume können Arten wie z.B. Amberbäume, Feldahorn, Stadtlinde und Tulpenbäume zum Einsatz kommen. 

Durch ihre unterschiedlichen Wuchs- und Blattformen und ihrem hellen lichten Laub erzeugen sie eine einladende, freundliche Atmosphäre und bilden ein angenehmes Schattendach. Besonders im Herbst entsteht sowohl durch die großen Bestandsbäume als auch durch die Neupflanzungen ein vielfältiges Farbspiel mit gelben und roten Tönen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Rahmen der Weiterbearbeitung in der 2. Phase konkretisieren die Entwurfsverfasser ihre Leitidee zu einem überzeugenden Konzept für das Bahnhofsquartier in Offenburg. Dabei stellt der Klimaschutz durch ein nachhaltiges Mobilitätskonzept in Verbindung mit einer klaren städtebaulichen Ausarbeitung, die Grundlage für eine zukunftsfähige Entwicklung an diesem Ort.

Die Hauptstraße wird als grüner Boulevard in seiner Linearität bis zum Nordzugang/ZOB fortgeführt. Angelagert bilden unterschiedlich ausgeprägte und gut bespielbare Stadträume wie Park- und Platzabfolgen, der Bahnhofsvorplatz, der ZOB bis hin zum Grünraum in Verbindung mit der alten Tankstelle einen spannungsreichen Rahmen für das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude. Die Verfasser beschreiben diesen Bogen folgerichtig als „Lebensader“, die wichtige Funktionen einer pulsierenden Stadt bündelt.

Der notwendige Entfall einiger weniger Bäume wird durch zahlreiche Neuanpflanzung und Grüninseln mehr als kompensiert.
Von Süden kommend bildet der Platz am Dreher-Pavillon den Auftakt. Der Pfählerpark erhält als querverbindenden Grünraum rückwärtig einen kleinen Pavillon, was sicherlich eine Aufwertung bedeuten wird und den Freiraum besser strukturiert. Als Fassung an der Ostseite wird eine Bebauung als „Lückenschluss“ vorgeschlagen, welche in der Dimensionierung (Höhe und Länge) noch zu massiv wirkt, aber in der Setzung ggü. dem Pfählerpark von der Empfehlungskommission als grundsätzlich richtig beurteilt wird. Eine städtebaulich/bauliche Differenzierung muss im weiteren Verfahren herausgearbeitet bzw. über weitere qualitätssichernde Verfahren konkretisiert werden.

Der südliche Zugang zu den Gleisen wird durch einen Platzraum mit Fernblick auf die Berge des Schwarzwaldes betont und erhält als Pendant auf der Ostseite einen kleinen Quartiersplatz mit Radparken.
Im weiteren Verlauf spannt sich der eigentliche Bahnhofsvorplatz auf, der für den MIV nicht zu befahren ist. Verschiedene Angebote wie Wasserspiel, Sitzelemente und das vorhandene Baumdach bieten in Kombination mit der vorgelagerten Terrasse am Bahnhofsgebäude eine hohe Aufenthaltsqualität.

Der neue ZOB schiebt sich unaufdringlich in die Sichtachse und ist sowohl funktional, als auch in der Dimension gut ausgearbeitet. Hervorzuheben ist die Qualität des verbindenden Grünraumes zwischen Tankstelle/Cafe und ZOB/Unterführung Nordzugang. Der angelagerte Wohnhof passt in die stadträumliche Körnung und bietet weiteres Entwicklungspotential. Nördlich der Rheinstraße werden Gewerbegebäude und ein Parkhaus angeordnet. Für diese müssen auch im weiteren Verfahren eine hochwertige Architektursprache (Fassaden) und sinnvollerweise weitere, ergänzende und belebende Nutzungen (EG- und Dachflächennutzungen, Mantelbebauungen, etc.) ausgearbeitet werden, um seinen Platz in diesem prägnanten Stadtgefüge behaupten zu können. Die vorgeschlagenen Gewerbebaukörper wirken in ihrer Dichte noch zu massiv und brauchen mehr Raum.

Die Ostseite der Bahnanlagen wird über die Nord- und Südspangen mit angelagerten Platzsituationen ausgeprägt. Die zusätzlichen Baumpflanzungen sind wünschenswert, müssen mit den Anforderungen der Mindestabstände zu den Gleisanlagen in ihrem Umfang abgestimmt werden.

Insgesamt bietet der Entwurf ein sehr klares und funktional gutes Grundgerüst für eine zukunftsweisende Entwicklung am Bahnhofsquartier in Offenburg. Eine weitere differenzierte Planung wird diesen Ort zu einem lebenswerten Ort für die Bürger und Nutzer werden lassen.
Lageplan

Lageplan

Perspektive

Perspektive