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Nichtoffenes Investorenauswahlverfahren mit Ideenteil | 01/2022

Wohnbauliche Entwicklung „Berliner Straße“ in Leonberg

Perspektive Quartiersplatz

Perspektive Quartiersplatz

2. Preis

STRABAG Real Estate GmbH

Investor*in

BKK 3 Architektur ZT GmbH

Architektur

idealice Landschaftsarchitektur ZT

Landschaftsarchitektur

Dr. Ronald Mischek ZT GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Die Qualität dieses besonderen Ortes ist stark verbunden mit den bestehenden Naturressourcen des Parks. Diese sollen gestärkt, integriert und erweitert werden, sodass sie sich mit den zukünftigen Gebäuden zur „Archinatur“ verbinden. Japanisches Naturempfinden vermischt sich mit nachhaltigem Wohnbau und soll eine außergewöhnliche Lebensqualität erzeugen.


Der neue Masterplan wird das Leonberg Parkareal für die nächsten Jahrzehnte prägen. Umso wichtiger ist die Frage wie Städtebau heute aussehen muss, um die Ziele des Klimaschutzplans 2050 zu erreichen.


Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Fortführung der aufgelockerten Bebauungsstruktur in der Lobensteiner Straße. Die optimale städtebauliche Lösung für diese Aufgabenstellung sind polygonale Baukörper die nach sorgfältigen Kriterien im Park platziert werden. Sie ermöglichen eine vielfältige Vernetzung untereinander, sowie in den Park und zur Berliner Straße. Der Grünraum umspült die stadträumlichen „Steine“ - durchfließt das Areal und führt bis an die Berliner Straße.


Die Gebäude werden von der stark befahrenen Straße soweit als möglich abgerückt. Einerseits um die Schallbelastung zu minimieren, aber auch um den bestehenden grünen Charakter von der Straße zu erhalten.


Die Größe der Baukörper ist abgestimmt auf solide energetische Kompaktheit, übersichtliche Nachbarschaftsgröße und eine geringe Gesamtzahl. Mit der polygonalen Form ist eine außerordentliche Vielfalt an unterschiedlichen Fassadenstellungen möglich die das gesamte Quartier abwechslungsreich prägen werden.


GRÜN- UND FREIFLÄCHENKONZEPT

Die Grünkonzeption verwebt das Wohnquartier mit dem Stadtpark und dem Stadtnaturraum. Ein wichtiger Bestandteil davon ist der Erhalt des Flurgehölzes. Dadurch bleibt der Charakter des Stadtparks als Leonberger Naherholungsgebiet trotz Neubebauung bis zur Berliner Straße erhalten.


Neben der Installation eines durchgängigen Wegesystems bieten Holzstege durch das vergrößerte Flurgehölz die visuelle Beziehung zum Stadtnaturraum. Park und Topographie fügen sich in das neue Quartier nahtlos ein und bilden drei Bänder: Aktionsband, Parkband und Flurgehölzband.


Im Nordosten fügt sich die KITA ins Bestandsgelände ein. In der Verlängerung befindet sich der neu gestaltete Skaterpark, der eine lebendige Eingangssituation erzeugt. Hier ist der Startpunkt des Aktionsbandes, welches sich vom Kita-Garten über den Spielplatz zu den Fitnessstationen im Quartier bis zum bestehenden Kinderspiel- und Sportplatz erstreckt. Bei der Café-Terrasse mündet das Aktionsband in das Parkband. Dieses zieht sich durch das Zentrum der Siedlung und beherbergt den Gemeinschaftsplatz und Obstgarten mit vielfältigen Aufenthalts-bereichen. Um die Gebäude bieten dicht bepflanzte grüne Schollen den EG-Terrassen genügend Privatsphäre. Das Parkband ist über den KITA Vorplatz barrierefrei erschlossen.


Unser Beitrag zum Stadtklima sind die Verwendung von Klimabäumen, hellen, wasserdurchlässigen Oberflächen, geringem Versiegelungsgrad und Maximierung der Vegetation. Durch naturnahe Gestaltung im Sinne des Animal Aided Design werden Habitate und Nahrungsquellen für zahlr eiche Tierarten vor allem im Flurgehölzband geschaffen.



MOBILITÄT

Der Entwurf strebt ein innovatives Mobilitätskonzept an, das ein hohes Maß an nachhaltiger Mobilität der künftigen BewohnerInnen unterstützt. Dabei wird der Mensch in den Mittelpunkt der Bewegungsmöglichkeiten gestellt. Durch das Quartier ist jegliche Fortbewegung erlaubt - außer Autos/Motorräder.

Fussgeher, Kinderwägen, Rollatoren, Fahrräder, Scooter, SBU, Segway, Scatecycle, E-bike, Rollerbuggy, Inlineskates, Rollschuhe, Skateboard, Snakeboard, Waveboard, Tretroller, Jogger usw. Alles was Spass macht benutzt den Aussenraum.


Da wir im Zeitalter der automotiven Fortbewegung leben wird zweifellos ein großer Teil des Verkehrs trotzdem individuell mit dem Auto abgewickelt werden. Diese Infrastruktur ist aktuell noch notwendig, sollte aber auf ein effizientes Maß verringert werden.


Damit die BewohnerInnen eine praktikable Alternative zum MIV haben sind attraktive Fusswege, gute Anbindung an den ÖPNV, Aufwertung des Zweiradverkehrs, Carsharing Plätze, grosszügige und gut erreichbare Fahradabstellzonen, E-Ladestationen die auch für E-Bikes verwendet werden können und digitale sharing und community Apps vorgesehen.



ÖKOLOGIE & NACHHALTIGKEIT   

Mit der kompakten Baukörperform, der nachhaltigen, sehr gut gedämmten Gebäudehülle (Holzfassade mit mineralischer Dämmung und Putzfassade) und hochdämmenden Verglasungen, sowie der Niedertemperatur Betonkernaktivierung ist eine wirklich ressourcenschonende Wärmeversorgung möglich. Der Energieverbrauch ist sehr gering, muss aber dennoch nachhaltig und zukunftsfit erzeugt werden. Das Kernthema des Projekts ist eine CO2 neutrale Erzeugung der Wärmeenergie.


Wir schlagen daher eine Energiegewinnung basierend auf Sonnenenergie in Kombination mit latenter Energie (Kristallisationsenergie) vor. Es ist ein Zukunftssystem, das seine Wärmeenergieströme bilanziell über das Jahr verteilt selbst erzeugt. HERZSTÜCK der Anlage ist ein innovativer EISSPEICHER der die Solarenergie der heißen Sommermonate speichert und im Winter zur Wärmeerzeugung abrufbar macht.


Der 1.250 m³ große Eisspeicher nutzt die sog. Kristallisationsenergie die frei wird, wenn Wasser zu Eis gefriert. Im Winter wird dem Eisspeicher Wärme entzogen. Diese dient als Wärmequelle für die Heizungs- und Warmwasser-Wärmepumpen – wenn nach Monaten die Kristallisationsenergie entzogen ist gefriert das Wasser. Im Sommer werden die Wohnungen über Free-Cooling mit der im Eis gespeicherten „Kälte“ konditioniert.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser schlagen eine vom Straßenraum abgesetzte mäandernde Blockstruktur vor, die in ihrer städtebaulichen Setzung zwei Platzräume bildet und mit einem markanten 8-9-geschossigen Hochpunkt die neue Bebauung am Kreuzungspunkt Berliner Straße und Breslauer Straße verortet.


Die geknickten Blockränder nehmen die Höhenstaffelung der Topographie auf und öffnen sich großzügig zum Park und zur südlichen Nachbarschaft. Beide Grünzüge sind durch die Zurücksetzung der Bebauung im vorliegenden Entwurf berücksichtigt.


Entlang der Berliner Straße sorgt die zurückgesetzte durchgehende Bebauung für einen Lärmschutz im Quartier. 


Als besondere Qualität des Entwurfs wird die klare Ausformulierung zweier unterschiedlich bespielter Quartiersplätze anerkannt. Ein südlich gelegener Stadtraum mit semiöffentlichen Nachbarschaftsfunktionen dient den Bewohnern des Quartiers. 


Der Quartierstreff mit den gewerblichen Sondernutzungen im Sockel des Hochpunkts dient darüber hinaus Besuchern der neuen Nachbarschaft und wird um die Kita ergänzt. 


Die Kita liegt allerdings am nordwestlichen Rand der Quartiersbebauung im Lichtschatten der bis zu 6- geschossigen Bebauung. 


Ob die verkehrliche Anbindung der Kita direkt am Kreuzungspunkt der Berliner Straße überhaupt an dieser Stelle erfolgen kann, wird im Preisgericht kritisch hinterfragt. 


Die Höhenstaffelung der mäandernden Struktur wird generell begrüßt, allerdings erscheint die Gesamthöhe der Blockränder im Bereich des Quartierstreffs noch etwas überambitioniert, und gerade im Verhältnis zum Hochpunkt proportional zu hoch.  


Die schmalen Baukörper erlauben durchgesteckte Wohnungen. Unterschiedliche Erschließungsformen schaffen ein breites Spektrum verschiedener Wohnraumqualitäten. Die Förderinstrumente sind entsprechend dieser Typologie ebenso differenziert. Neben 25% geförderten Sozialmietwohnungen sollen ebenso Mietwohnungen und Eigentumswohnungen für mittlere Einkommensbezieher gefördert werden.


Das Nachhaltigkeitskonzept erscheint schlüssig und führt mit einem Eisspeicher als zentralen Energiespeicher ein Innovationsthema mit auf.


Insgesamt bietet die Arbeit einen überzeugenden Beitrag an dieser städtebaulich anspruchsvollen Lage Leonbergs mit der Schaffung eines eigenständigen Quartiers hoher stadträumlicher Qualität. 

Perspektive Berliner Straße

Perspektive Berliner Straße

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Übergeordnete Grünraumvernetzung

Übergeordnete Grünraumvernetzung

Erschließungs- und Parkierungskonzept

Erschließungs- und Parkierungskonzept