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Offener, einphasiger Ideenwettbewerb | 03/2022

Neugestaltung Innenraum St. Jodokus in Waghäusel-Wiesental

Anerkennung

Preisgeld: 3.750

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Erläuterungstext

Einleitung, Zielsetzung:

Der Entwurf für die Neugestaltung des Innenraums der Kirche St. Jodokus, Waghäusel-Wiesental erfordert eine besonders differenzierte und gründliche Betrachtung, sowohl der historischen Grundlagen der Kirche St. Jodokus, als auch der neuen Anforderungen mit der Nutzung als Gemeindehaus und Kirche.

 

Baugeschichte:

Die in den Jahren 1844-46 im klassischen Stil der Weinbrenner Schule gebaute und durch Architekt Johann Friedrich Dyckerhoff geplante Kirche wurde 1914, im Zuge der Romantisierung des Mittelalters, durch einen Entscheid der Gemeinde wesentlich umgestaltet. Hierbei wurde die vormals verputzte Aussenfassade freigelegt. Nach einem Fliegerangriff im Jahre 1945 brannte die Kirche völlig aus und wurde im Jahre 1954 in vereinfachter Form wieder aufgebaut. In den Jahren 1966-65 passte die Gemeinde den Chorraum nach dem II. Vatikanischen Konzil an die neue Liturgie an und es kamen die sogenannten Sutorkunstwerke im Kirchenraum hinzu. An der Baugeschichte ist ersichtlich, dass die Kirche und Kirchengemeinde schon einige bewegte Bauphasen des "Weiterbauens" durchschritten hat. Bezugnehmend auf dieses "Weiterbauen", hat die Gemeinde nun den Wunsch, die ursprünglichen Aufgaben des Gotteshauses mit einem grossem Sakralraum mit dem eines ursprünglich an einem anderen Ort gelegenen Gemeindehauses neu zu vereinigen und zu integrieren.

 

Entwurf:

Aufgrund der Analyse des langgestreckten Langhauses mit Mittelschiff und beidseitigen Seitenschiffen, sowie einem leicht erhöhten Chor und zentraler achsialer Erschliessung, soll der Entwurf diese Struktur aufnehmen, stärken und bereichern. Es wird vorgeschlagen, durch eine in den Raum integrierte, dreidimensionale Raumstruktur, die vorhandene Raumgeometrie aufzunehmen und gleichzeitig in eine neue Raumstruktur zu überführen, die sowohl die sakrale Nutzung, als auch die weltliche Nutzung, als Gemeindehaus ermöglicht und somit auch einen neuen Mittelpunkt der Kirchengemeinde schafft und das bestehende Gebäude stärkt. In Bezug auf die bestehende Struktur und Gliederung des länglichen Kirchenraumes wird ein dreidimensionales Gebilde aus Holz vorgeschlagen, das sowohl als Raumgliederung, als auch als Raumfilter verstanden werden kann. Die neue Struktur nimmt die Bezüge der Geometrie des Raumes auf und schafft dadurch ein neues und integriertes, aber auch verbindendes Raumgefüge. Die parallel entlang der bestehenden Stützen angeordnete Raumstruktur, schafft somit eine neue Zonierung innerhalb des Kirchenraumes und ermöglicht es dadurch den Weltlichen und den Sakralen Raum zu gliedern und gleichzeitig unterschiedliche Funktionen aufzunehmen. Dadurch wird in den Seitenschiffen sowohl ein Ort für den Kreuzweg mit den vorhandenen Wandskulpturen neu verortet, als auch ein selbstverständlicher barrierefreier Zugang zum etwas erhöhten Chor möglich, sowie auch ein Zugang zum neuen Gemeindesaal und separaten Sakralraum in der Erdgeschossebene über den Haupteingang und auch die Seiteneingänge. Nahe dem Hauptzugang befinden sich die dienenden Nebenräume, sowie der Treppenaufgang zu der räumlich vergrösserten Empore im OG für grosse Gottesdienste und Musiker. 


Raumstruktur:

Die Neue Raumstruktur schafft durch die Variabilität unterschiedliche Möglichkeiten der Nutzung und lässt sowohl den bisherigen grossen Kirchenraum erlebbar bleiben, schafft aber auch eine Neues Identitätsstiftendes Raumgebilde für ein Neues Gemeindeleben innerhalb des tradierten Kirchenraumes. Es sind sehr unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten möglich: Durch die variablen grossen Tore im Mittelschiff können ganz unterschiedliche Raumgrössen und Raumnutzungen ermöglicht werden. Während der meisten Zeit wird es voraussichtlich die Nutzungsvariante 1 geben, in der ein Gemeindesaal und ein Sakralraum im Erdgeschoss ohne Umbauten genutzt werden können. Der Gemeindesaal ist nahe dem Haupteingang mit Garderobe angeordnet und erhält die notwendigen Lagerräume für Stühle und eine Teeküche für Feiern und Feste. Dieser ist durch grosse bewegliche Tore vom nach Westen orientierten Chor abgetrennt und somit autark nutzbar, diese Tore haben eine licht- und luftdurchlässige Holzstruktur analog den Längsseiten zu den Seitenschiffen.

Im Obergeschoss wird die bestehende Empore im Bereich über dem Gemeindesaal erweitert und schafft dadurch eine räumliche Vergrösserung für Musiker bei Konzerten oder bei Hochfesten mit vielen Besuchern.

 

Konstruktion, Material und Lichtführung:

Die neu in den Raum integrierte Raumstruktur besteht aus vertikalen Holzstützen 7x30cm aus hellem Ahornholz. Diese sind in einem Raster von ca. 55cm angeordnet und bieten durch die Tiefe, bei seitlichem Blick einen geschützten und geschlossenen Raumabschluss und bei direktem Blick einen fliessenden Raum. Von der Seite des Gemeindesaales bilden die vertikalen Holzstützen einen "Neuen Raum", von der Zugangsseite der Umgänge der Seitenschiffe bildet eine rautenartige, liegende Struktur nochmal einen zusätzlichen Filter und feingliedrigen Raumabschluss. Diese Rautenstruktur wird im oberen Bereich noch offener und kann somit das Seitenlicht in den Raum leiten. Dadurch und durch die im Querschnitt nach innen versetzte Empore wird die Lichtlenkung des natürlichen Lichts der Seitenfenster in den Gemeindesaal gestärkt und betont. Der Gemeindesaal erhält eine neue Decke, in der die Beleuchtung integriert ist. Zusätzlich kann der Raum über indirekte Beleuchtung am oberen Abschluss der Holzstruktur beleuchtet werden. Als weiteren Raumabschluss erhält der Gemeindesaal einen vierseitig rundumlaufenden Filz-Vorhang, der auch als variables Element zur Schallabsorbierung dient. Der Sakralraum kann ebenfalls über eine indirekte Beleuchtung am oberen Abschluss der Holzstruktur beleuchtet werden.

 

Materialität:

Boden: Der Fussboden innerhalb der hölzernen Raumstruktur soll als Eichenboden ausgeführt werden, der Umgang im Bereich der Seitenschiffe, sowie der Eingang und Chor soll als Terrazzoboden ausgeführt werden.

Wand und Decke: Die massiven Aussenwände und Stützen sollen in leicht gebrochen Weisston gestrichen werden und einen hellen Grundton im Raum bewirken. Die Möblierung soll mit hellem Holz, z.B. Ahornholz ausgeführt werden. Die Stühle mit eingelassenen Filzpolstern, sollen die Behaglichkeit und auch die Schallakustik positiv beeinflussen und können über Steckverbindungen zur Reihenbestuhlung fixiert werden.

 

Altarbereich:

Altar, Ambo und Tabernakel stehen fest auf dem Boden und sind elementare Bestandteile des Neuen Sakralraums im Bereich des Chors. Diese erhalten einen Sockel aus ockerfarbenem Stampflehm und sollen die Verbindung zur Erde symbolisieren. Der Altar und der Ambo erhalten einen handwerklich gestalteten Aufbau aus Eichenholz. Auf dem Altar befindet sich eine teilweise eingelassene Taufschale aus Messing. Der Tabernakel steht direkt auf einem puristischen Stampflehmsockel. Die Stampflehmarbeiten könnten auch als Gemeinschaftsarbeit der Gemeindemitglieder vor Ort schichtenweise aufgebaut werden. Die hölzernen Aufbauten sind Tischlerarbeiten.