modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 02/2022

aspern Seestadt: Die öffentlichen Räume der Grünen Saite in Wien (AT)

1. Preis

Preisgeld: 24.000

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Als einer der letzten Bausteine öffentlicher Freiräume der südlichen Seestadt Aspern übernimmt die Grüne Saite eine zentrale Aufgabe. Sie verbindet den bereits bestehenden zentralen Seepark mit dem kürzlich eröffneten Elinor-Ostrom-Park. Als grünes Pendant zur Sonnenallee, welche die Seestadt erschliesst, die als klassischer, städtischer Strassenraum konzipiert ist, soll die Grüne Saite einen stark durchgrünten, parkartigen Freiraum darstellen, der sich gestalterisch selbstbewusst von den räumlichen Qualitäten angrenzender Strassenräume (Sonnenallee, Quartiersstrassen und Wegen) absetzt. Das entwickelte Freiraumkonzept sieht ein variables Raumgerüst für die gesamte Grüne Saite vor, welches zum einen bewusst auf bereits vorhandene Qualitäten des nahegelegenen Seeparks zurückgreift und zum anderen die geplante Spielstrasse mehr als Park denn als Strasse begreift. Auf diese Weise kann die freiräumliche Verbindung zwischen Seepark und Elinor-Ostrom-Park zukünftig für die Seestadt Aspern gesichert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt „Linea“ löst die Straßenführung komplett auf und schlägt einen ondulierenden, mäandrieren-den Raum vor. Gerade in der Weichheit seiner Konturen steht er für die Andersartigkeit der Grünen Saite: Diese soll sich so stark wie möglich von anderen Freiräumen in der Seestadt (selbstbewusst) unterscheiden und zum erkennbaren Wohnzimmer und zur Spielstrasse für alle werden. Der Entwurf versteht sich als belastbares Grundgerüst mit flexibler Aneigenbarkeit, hohem Anpassungs-grad und viel Spielraum für Mitwirkungsprozesse. Mit einem durchgängigen Spielkonzept wird ein leitendes Band durch die Grüne Saite gelegt. Getragen wird es von einem speziellen Farbkonzept, das von Grün über Blau und Rot wieder zurück zu Grün führt. Elf farbige Spielstationen schaffen dezidierte Raum- und Spielstimmungen („Swing Beams“, „Jump Hills“, „Fitness Set“). Im Pippi-Langstrumpf -Park kommt das „Taka Tuka-Fantasyland“ dazu. Über die gesamte Grüne Saite legt sich ein artenreicher Baumschleier. Die Artenwahl assoziiert den Farbkodex des jeweiligen Raumabschnittes. Auch die (kleinen) Wiesenbereiche spielen über die Zusammensetzung des Saatgutes mit dem Farbkodex. Die beiden Parkbereiche reagieren mit leichtabgesenkten Rasenmulden auf den Fluss der Saite. Bewohnerinnen und Bewohner sind über einen schon gut durchdachten, strukturierten Mitwirkungsprozess in die Entwicklung und Detaillierung der Grünen Saite eingebunden. Dieser umfasst auch temporäre Bespielungen, den Aspekt der gemeinschaftlichen Pflege, des Urban Gardening. Das alles wird vom Beurteilungsgremium positiv gewürdigt. Zudem scheint das vorgeschlagene System flexibel und lernfähig zu sein - und dadurch in hohem Masse zukunftsfähig. Das Beurteilungsgremium schätzt und würdigt den überaus sympathischen, emotional zugänglichen und kinderfreundlichen Projektansatz. Gerade aus der fließenden Struktur des Raumes entsteht eine Stimmung, von wohltuender Andersartigkeit: Etwas Vergleichbares gibt es weder in der Seestadt noch anderswo! Bei aller grundsätzlichen Sympathie für den Projektansatz wird im Beurteilungsgremium hinterfragt, ob denn alles so laut, so farbig, so exaltiert sein müsse. Ein Bisschen „runter vom Gas“ würde dem Projekt gut-tun. So, zum Beispiel, bei der farbigen Linie, die zwar konzeptionell nachvollziehbar, letztlich aber für das Raumerlebnis und die Orientierung gar nicht mehr notwendig scheint (dies ohnehin wegen ihrer mangelnden Dauerhaftigkeit). So ein „Tuning“ des Projektes wäre wohltuend und würde ihm keinerlei Abbruch tun, sondern im Gegenteil seine Substanz stärken. Sicher wird das Projekt auch wegen der harten Anforderungen der Feuerwehr, der Müllabfuhr, der im Boden verlaufenden Leitungen (insbesondere Fernwärme), dem Winterdienst, dem Regenwassermanagement, den Erdgeschossnutzungen und den Hauszugängen ohnehin einige Federn lassen müssen. Kritisch werden zudem einzelne Baumarten gesehen, sowie die „Überforderung“ bei der Herstellung und beim Unterhalt der allzu elaborierten Wiesenflächen.