Offener Wettbewerb | 02/2022
aspern Seestadt: Die öffentlichen Räume der Grünen Saite in Wien (AT)
©POLA
An einem Sonntagmorgen in der Seestadt
2. Preis
Preisgeld: 20.000
Erläuterungstext
Die Grüne Saite zum Klingen bringen
Der Stadtraum wird zum Park, der Straßenraum der Grünen Saite zum Garten. Leitidee unseres Entwurfes ist die Ausgestaltung der Grünen Saite zu einem interaktiven Nachbarschaftsgarten. Die Kommunikation und Interaktion aller der Bewohner, Nachbaren und Besucher aller Generationen soll die Grüne Saite zum Klingen bringen.
Dabei wird die Gestaltung der Grünen Saite weniger durch einen urbanen als vielmehr durch einen gärtnerischen Charakter geprägt. Die Grüne Saite wird zum Stadtgarten als Ort der Inspiration, Reflexion, Intervention und Kommunikation. Dabei ist die Ausbildung von Rückzugsräumen und kleinen Nischen und räumlichen Brüchen innerhalb des linearen Stadtraumes essenziell wichtig, damit vorbeschriebenen Interaktionen entstehen können, ja diese überhaupt erst möglich werden.
So wird die Grüne Saite, neben Ihrer ökologischen Funktion als Rückzugsort für Flora und vor allem zu einem Raum in dem soziale und zwischenmenschliche Belange verhandelt und sichtbar werden. Neben der verbindenden Funktion der umgebenden Siedlungsgebiete, werden vor allem die soziale und emotionale Verbindung aller Bewohner:innen in den Vordergrund gerückt.
Formal greift unser Entwurf die Gestaltsprachen der benachbarten Grätzlparks, der angrenzenden Wohnhöfe auf und fügt diese neu zusammen. So ergibt sich ein „same, same but different“, mit dem Ziel die unterschiedlichen Grünräume in der Seestadt zu einer in sich kohärenten und erkennbaren Corporate Identity zu formen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt „Gärten als Spiegel der Gesellschaft“ zeichnet durch eine aufgelöste Straßenraumstruktur ein starkes Raumbild mit hohem Wiedererkennungswert. Grundidee sind einzelne, aneinander gelagerter Frei-raumschollen variabler Nutzung, die durch ihre Anordnung unterschiedliche atmosphärische Dichten erzeugen und eine mäandrierende Straßenführung frei spielen. Die Grüne Saite wird so zu einem zusammenhängenden Raum von Fassade zu Fassade, begleitet von einem Baumfilter aus unterschiedlichsten Baumarten, die aus stadtklimatischen Kriterien zusammengestellt wurden. Die Schollen beinhalten Nutzungen, wie zum Beispiel Treffpunkte, spezifischen Aufenthalt für vielfältige Nutzer, Nachbarschaftsgärten, Pflanz- und Wiesenflächen sowie Retentionsflächen. Die „Freiraumschollen" wer-den zu einem Teil mit den späteren Nutzerinnen sowie mit unterschiedlichsten Akteur:innen der Seestadt gemeinsam programmiert, um die Identifikation mit dem Freiraum weiter zu stärken. Der Übergang zu den Pocketparks ist als Themenspielplatz ausformuliert, im südlichen Bereich ist die Gestaltung der Parkanlagen extensiv. Begleitet wird der Entwurf von einem Regenwassermanagement, das jedoch auf den Plänen nur in Ansätzen dargestellt wird. Die Jury freut sich über den mutigen Beitrag mit klaren Aussagen zu einer Neuinterpretation des Straßen-raumes. Gerade weil der Raum schon in der Auslobung als „Grünes Wohnzimmer“ bezeichnet wird, geht der Beitrag der Jury jedoch nicht weit genug. Hier wird einerseits der Versiegelungsgrad (Straßen, Wege, Plätze, Spielplätze) kritisch diskutiert, andererseits bedauert die Jury, dass die Straßenführung nicht noch weiter auf-gelöst wurde. In einer intensiven Diskussion werden Formensprache, Angebot, Aneingungsmöglichkeit und die gewünschte „informelle“ Atmosphäre diskutiert. Hier sieht die Jury einen urbanen Entwurf mit hohem Ausarbeitungsgrad, der wunderbar in die Seestadt Aspern passen würde, letztendlich aber doch nicht der gewünschten „Wohnzimmeratmosphäre“ entspricht.
©POLA
An einem Mittwochnachmittag nach dem Kindergarten
©POLA
Verbindungen, Netzwerke und Orte
©POLA
Die Grüne Saite als Nachbarschaftsgarten
©POLA
Pippi Langstrumpf Park