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Einladungswettbewerb | 03/2022

Entwicklung Nahversorgungszentrum in Erlangen-Eltersdorf

2. Preis

Preisgeld: 13.000

Oliv GmbH Thomas Sutor Architekt

Architektur

Erläuterungstext

 Das Zentrum im Erlanger Stadtteil Eltersdorf verbindet Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel in hoher ökologischer und architektonischer Qualität. Vier Baukörper bilden ein Ensemble, welches sich zum bestehenden, kleinteiligen Wohnquartier hin öffnet und eine Schallbarriere zu den Bahngleisen bildet. Einzelhandel, Gewerbe und gefördertes Wohnen sind einem leicht überhöhten Kopfbau verortet. Drei L-förmige Wohngebäude schließen sich im Süden an. Alleinstellungsmerkmal ist die ganzheitliche Architektur, welche die dörfliche Typologie der Satteldächer aufgreift und in größerem Maßstab neu interpretiert. Eine subtile Faltung der Fassade und die Staffelung der Baukörper reagiert auf die Umgebung und es entsteht eine lebendige Flucht zur Straße. Die durchgängige Gestaltung der Fassaden aus vergrautem Holz mit Betonung der Vertikalen verleiht der Kubatur ein natürliches Erscheinungsbild. Große transparente Flächen im Bereich des Einzelhandels werden mit Lamellen überlagert, um je nach Blickwinkel offen und geschlossen zu wirken. Die Wohngebäude sind durch großzügige Fensteröffnungen, Balkone und Loggien geprägt und greifen dadurch die klassische Lochfassade der umliegenden Einfamilienhäuser auf.

Besonderes Augenmerk wird auf die Nachhaltigkeit des Entwurfs gelegt. Für die Konstruktion des Gewerbebaus ist eine Holzhybridkonstruktion vorgesehen und für die Wohngebäude bietet sich die Holztafelbauweise an. Die Gesamtkonzeption zielt auf eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks. Diese Minimierung wird durch die Baumaterialien, das Energiekonzept und einen langen Lebenszyklus forciert. Photovoltaikanlagen auf den nach Süden ausgerichteten Satteldächern versorgen die Erdwärmepumpen und die kontrollierte Lüftung mit Energie. Durch die Flexibilität der Wohnungen und der Büros - ein beliebiges Zusammenschalten der Einheiten ist problemlos möglich - ist die Langlebigkeit des Gebäudes gewährleistet und trägt somit wesentlich zur Nachhaltigkeit bei. Die ebenerdige Parkfläche kann in Zukunft zu Einzelhandelsfläche umgebaut werden – sobald weniger PKW-Stellplätze benötigt werden sollten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bietet mit ihrer gut ausgerichteten Westkamm-Struktur eine zweiteilige Nutzung von nördlichem Gewerbe und südlichem Wohnungsschwerpunkt an. Die Höhenentwicklung orientiert sich von Süden an der Bestandsbebauung und verdichtet sich nach Norden zum S-Bahn-Punkt bis zu 4 Geschosse verträglich. Die Dachlandschaft nimmt die vorhandenen Schrägen auf und interpretiert diese neuzeitlich. Die Erschließung für den MIV liegt zentral und verhindert dadurch die Lärmentwicklung in den sensiblen Südbereich der Anwohner. Die fußläufige Erreichbarkeit für den Markt ist auffallend großzügig im Norden positioniert und erschließt über eine nutzerfreundliche Rolltreppe den Markt im OG. Die damit erreichte Freizügigkeit im EG kann zugunsten von einsehbaren, offenen Stellplätzen bis hin zu abendlichen Multifunktionen genutzt werden. Die klare Trennung der Stellplatzzuordnung ist auch in der TG gut nachvollziehbar. Die angebotene Radabstellanlage mit dem Aufzug wird als wenig praktikabel gesehen.


Die Wohneinheiten im Süden werden erdgeschossig mit einer gelungenen Adressbildung pro Hauseinheit in den Ecken platziert. Die Wohnungsgrundrisse müssen für den Schallschutz angepasst werden und wären mit der vorgeschlagenen, verglasten Loggia kaum wirksam. Der Brandschutz im Wohnen ist gut gelöst, im nördlichen Wohnbereich mit der offenen Laubengangsituation scheinen hingegen Aufenthaltsräume nicht möglich. Die Anordnung des Gewerbes in nördlichen Kopfbau ist sinnfällig, aber im äußeren Erscheinungsbild wenig adäquat umgesetzt. Die aufwändigere Nutzung des Marktes im OG ermöglich im EG Freiheiten für die Bürgerschaft.


Die Konstruktion in Holzständerbauweise und Holzhybridbauweise erscheint nachhaltig, auch in der Fassade. Die Arbeit liegt im oberen Bereich der wirtschaftlichen Betrachtung, bedingt durch Hüllfläche und differenzierter Gestaltung, welche unter energietechnischen Aspekten kritisch diskutiert, in gestalterischer Hinsicht aber auch positiv gesehen wird.


Insgesamt stellt die Arbeitet zwar ein aufwendiges Bauwerk dar, das aber damit ein interessantes, gestalterisch spannendes Angebot an öffentlich nutzbaren Freiflächen wie auch Grünflächen offeriert sowie eine gelungene und zukunftsorientierte Schichtung aus Gewerbe und Wohnen bietet.


Der Schallschutz muss in einigen Bereichen - gerade nach Osten - bei Wohnungsgrundrissen (Lärmschutzgrundrisse) oder Festverglasung bei durchgesteckten Grundrissen nachgebessert werden. Die beweglichen Lärmschutzeinrichtungen scheinen hier nicht praktikabel. Für die Wohnungen im Norden (über dem Nahversorgungszentrum) ist keine Lärmschutzmaßnahme vorgesehen, sodass die Anforderungen an den Schallemissionsschutz nicht erfüllt sind. Die Anlieferung und TG-Einfahrt ist gut eingehaust und damit nicht lärmintensiv.