modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 03/2022

Entwicklung Nahversorgungszentrum in Erlangen-Eltersdorf

Perspektive Nord

Perspektive Nord

3. Preis

Preisgeld: 9.000

bogevischs buero

Architektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Mitarbeit: M.A. Franziska Mühlbauer, M. A. Architektin Magdalena Müller, Dipl.-Ing. Architekt Johannes Prünte


städtebau

 

Das Grundstück befindet sich, perfekt erschlossen, in unmittelbarer Nähe zu den Bahngleisen. Aus diesem Grund war der Lärmschutz ausschlaggebend für die Wahl der Typologie:  Wir schlagen eine geschlossene Bebauung vor, die den Lärm konsequent abhält und in der alle Wohnräume schallabgewandt erstellt werden und die – maßstabsgegend - gefaltet und leicht verkippt wird.

Am Ende der gefalteten Struktur entsteht ein, durch seine Höhe hervorgehobener, Kopfbau zur Weinstraße, der das neue Gesicht der Bebauung bildet. Zudem definieren die Faltungen zwei Höfe, die von den Bewohnenden vielfältig genutzt werden können. Einer im nördlichen Bereich auf dem Dach des Nahversorgers ein weiterer ebenerdiger im südlichen Bereich.

Die beiden großen gemeinschaftfördernden Freiflächen sind durch ein Treppenhaus miteinander verbunden.

 

mobilität und ruhender verkehr

 

Der Großteil der notwendigen PKW-Stellplätze für Wohnen, Gewerbe, Park and Ride und den Nahversorger kann in einer gemeinsamen Tiefgarage mit einer Einfahrt von der neu entstehenden Erschließungsstraße untergebracht werden. Einige wenige ebenerdige Kurzzeit-Längsparkplätze entlang der Erschließungsstraße ergänzen das Angebot. Auf diese Weise kann der Platz vor dem Kopfbau des Gebäudes, sowie der südliche Hof autofrei gehalten werden. Damit besitzen die Außenräume eine hohe Aufenthaltsqualität und können grün gestaltet werden.

An dem südlichen Hof gelegen sind die Fahrradstellplätze für die Wohngebäude innerhalb des Gebäudes in einem ‚Mobility Hub‘ untergebracht. Das reine Abstellen wird durch gemeinschaftsfördernde Angebote wie ein ‚Repair Cafe‘ ergänzt und bietet alternative Mobilitätsform wie geteilte ‚E-bikes‘.

Der öffentlich genutzte Bike and Ride Parkplatz befindet sich hingegen auf Ebene der Tiefgarage. Auf diese Weise können Pendler ebenerdig auf direktem Weg zum Bahnhof gelangen. Gleiches gilt für Nutzer des ‚Park an Ride‘ Parkplatzes.

 

lärmschutz

 

Die Wohnungen sind durch das Gebäude durchgesteckt und besitzen damit eine Ost-West Orientierung. Dadurch besitzen sie je eine lärmabgewandte und eine lärmzugewandte Seite. Auf diese Weise ist eine Belichtung über beide Seiten möglich und eine natürliche Belüftung kann über die Westseite erfolgen. Zusätzlich dient der Laubengang zu den Bahngleisen als Lärmpuffer. Ausgenommen von dem Konzept sind lediglich die südlich gelegenen Wohnungen. Dort befinden sich Maisonette-Wohnungen und je Geschoss eine 4-Zimmer Wohnung. Die Belüftung dieser Wohnungen erfolgt über Schallschutzloggien.

 

brandrettung

 

Die Erschließung der Wohnungen erfolgt über Laubengänge. Entlang der kompletten östlichen Fassade enden die Laubengänge auf beiden Seiten an einem Treppenhaus. Auf diese Weise ist die Flucht in zwei Richtungen über bauliche Rettungswege möglich und der Innenhof muss nicht von der Feuerwehr befahren werden. Vor dem nördlichen Gewerbeteil und den südlichen Wohnungen hingegen sind Feuerwehraufstellflächen für den zweiten Rettungsweg eingeplant.

 

 

nachhaltigkeit

Die gesamten Dachflächen werden für Photovoltaikanlagen genutzt.

Alle Dächer werden außerdem intensiv oder extensiv begrünt; so wird das Mikroklima verbessert und vielfältige Lebensräume geschaffen. Als zusätzliche Energiequelle wird dem gesammelten Schmutz-Abwasser die Wärme entzogen.

Das gesamte Regenwasser wird auf Retentionsdächern mit Begrünung (unterhalb der Photovoltaik) zwischengepuffert.

Die auf den enstehenden Retentionsdachlandschaften werden als Puffer für Starkregenereignisse genutzt und das Wasser u.A. zur direkten Bewässerung herangezogen. Zusätzlich entstehen auf dem Dach des Nahversorgers insektenfreundliche Dachgärten mit intensiver Begrünung.

 

Die Gebäude werden über eine zentrale Wärmepumpenanlage ( Sole-Sole) mit Warmwasser versorgt. Die Heizwäremübertragung erfolgt über Flächenheizungen – Heizestrich und Betonkernaktivierung im Gewerbe. Die Gewerbefläche können so auch leicht gekühlt werden.

 

konstruktion

Um möglichst ressourcenschonen und energieeffizient zu bauen, wird der Neubau konsequent in Holzständerbauweise mit HBV Decken erstellt. Die Fassade ist eine hinterlüftete Holzschalungsfassade. Das Stahlgerüst des  Laubengangs bietet zudem die Möglichkeit einer begrünten Fassade. Durch einen außenliegenden Sonnenschutz ist der sommerliche Wärmeschutz ohne zusätzlichen Energieaufwand gewährleistet.

Die Gebäude wird mit einer hochwärmegedämmten Hülle versehen, so dass der Heizwämebedarf minimiert wird. Dank geringer Wärmebedarfe, einer Wärme- pumpenheizung und der vollflächigen Photovoltaikflächen auf dem Dach kann die Betriebsenergie gegen Null gezogen werden. Die notwendigen Stahlbetonarbeiten im Tiefgeschoss werden mit Recyclingbeton erstellt.




 

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Figur beschreibt die Form eines Mäanders und hebt sich allein dadurch von den anderen Wettbewerbsbeiträgen ab. Das Gebäude ist nahezu durchgängig fünfgeschossig und weist lediglich im Kopfbau, bedingt durch die gewerbliche Nutzung, eine leichte Überhöhung auf.


Den Auftakt zum Grundstück bildet eine Platzfläche, welche unterirdisch geschickt den erforderlichen Bike & Ride Stellplatz aufnimmt. Ebenso zum Platz hin orientiert befindet sich der Hauptzugang zum Nahversorger. Für eine entsprechende Platzbelebung sorgt das an dieser Stelle situierte Bäckerei-Café.


Im weiteren Verlauf der Erschließungsstraße befinden sich kleinteilige gewerbliche Einheiten, welche unter Umständen auch den Flächen des Lebensmittelmarktes zugeordnet werden können. Durch die darüber liegenden Nebenräume des LMV, sind diese jedoch in ihrer Höhenentwicklung eingeschränkt.


Alle verkehrlichen Erschließungen durch Kunden-PKWs, Bewohner, Park & Ride-Nutzer sowie der Anlieferverkehr sind im mittleren Bereich der Erschließungsstraße konzentriert beziehungsweise gebündelt. Dadurch entwickelt sich für die Entwurfsverfasser die Möglichkeit, einen hofartigen, beruhigten und großzügigen Platz abzubilden, welcher durch den zurückspringen den Teil des Mäanders allseitig eingerahmt wird. Diese Platzsituation ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Entwurfs.


Die Wohnungen sind in Form einer Laubengangarchitektur, der mäandrierenden städtebaulichen Form folgend, nach Westen orientiert. Die Wohnungen sind allesamt sehr durchdacht und schlüssig konzipiert.


Das großzügig begrünte Flachdach oberhalb des LMVs ist zur Bahnlinie hin orientiert und bietet deshalb nur eine eingeschränkte Aufenthaltsqualität, kann jedoch, dem Gedanken der Entwurfsverfasser folgend, als Gemeinschaftsfläche im Sinne eines Urban Gardenings genutzt werden.


Das Gebäude erfühlt hohe Ansprüche bezüglich der Nachhaltigkeit insbesondere durch die beschriebene Konstruktionsart und Materialität, zum Beispiel im Bereich der Fassade. Fotovoltaikanlagen auf den obersten Geschossdecken sowie intensiv und in Teilen extensiv begrünte Dachflächen bilden weitere ökologische Pluspunkte.


Insgesamt ein erfrischend anderer Entwurfsansatz, der jedoch auch einige funktionale Schwächen - gerade in Bezug auf den gewünschten Nahversorger - aufweist.


Schallschutz:

Der Lärmschutz zur Bahn wird durch die Anordnung eines Laubenganges beabsichtigt. Um einen ausreichenden Lärmschutz erreichen zu können, müssten die Laubengänge verglast werden. Darstellungen dieser Maßnahme fehlen an den Plänen. Die Lüftung der Räume ist über die lärmabgewandten Fassaden möglich. Die Tiefgaragenzufahrt im nördlichen mittleren Bereich wird positiv gesehen, da erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der südlichen Erschließungshälfte vermieden wird. Die Anlieferungszone angrenzend an die Tiefgaragenzufahrt bündelt Schallquellen und kann ausreichend für den ausschließlichen Tagbetrieb lärmgeschützt ausgebildet werden.

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Ansicht Straße

Ansicht Straße

Detail Fassade

Detail Fassade

Perspektive Süd

Perspektive Süd