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Einladungswettbewerb | 03/2022

Gemeinschaftsprojekt St. Joseph in München

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 5.400 EUR

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch äußert klare und durchgängige Konzeption aus. Sie bildet ein umlaufendes Erschließungskorsett, welches die angrenzenden Räume wie selbstverständlich umgreift und erschließt. Dem viergeschossigen Hauptbaukörper werden dialogisch auf der Ostund Westseite ein weiteres zurückgesetztes Geschoss hinzugefügt, welches die Idee eines autonomen Gesamtbaukörpers noch verstärkt. Mit dem Abrücken dieser beiden oberen Geschosse von der Bestandsbebauung werden wohltuend Fugen hergestellt, die zur glaubhaften Implementierung des Körpers in die Anlage führen. Zu überprüfen wäre an dieser Stelle allerdings die Sichtbarkeit des westlichen 5. Geschosses, welches aus den Kirchenfenstern der St. Joseph-Kirche direkt und störend wahrgenommen wird.


Stadträumlich arbeiten die Verfasser an der Tengstraße mit einer subtilen Verschwenkung der Fassade von der Tengstraße 9 bis hin zur Sakristei, was dem Gebäude hier eine eigene Adresse sowie eine hohe Identität vermittelt. 


Im Sinne der angestrebten Synergien werden bei diesem Entwurf die einzelnen Bereiche nicht direkt in ablesbare Architekturen übersetzt, sondern finden unter einem großen gemeinsamen Dach bzw. in einem großen Haus zueinander. Die Differenzierung findet mit dem Schwerpunkt der Gemeinflächen im Erdgeschoss bzw. dem Wohnen in den oberen Ebenen nachvollziehbar und in den Fassaden ablesbar statt, was die Baukörperteilung wohltuend unterstützt.


Der Vorplatz wird als Piazetta hinter dem Josephsplatz bis vor das Haus weitergeführt und stellt den Baukörper damit hinter dem Turm als eigenständiges Haus frei. Dieser gepflasterte Vorhof, das Foyer mit Pfarrsaal sowie der private Innenhof bilden glaubhaft das Herz der Anlage und damit den Mittel- und Treffpunkt dieses neuen Hauses. Das Foyer wird in seiner Dimension allerdings als zu knapp bemessen vor dem Gemeinschaftsaal gesehen und benötigt mehr Vor- und Entleerungsfläche. Die darüber liegenden Wohngeschosse haben einen schönen Bezug zum Innenhof. Allerdings führt die Nähe der oberen Wohngeschosse zum Turm zu einer verminderten Qualität, da sie nah und direkt gegenüber verortet sind.


Mit der Entscheidung, die öffentlicheren und halböffentlichen Bereiche im Erdgeschoss zu verorten kann der Innenhof hier in die Aktivitäten einbezogen werden, wenngleich die Einsehbarkeit von allen Wohnräumen in den oberen Ebenen dessen Qualität einschränkt. Auch wird die Verschattung - insbesondere durch die Höhe der Ost - und Westbauten problematisch gesehen, durch welche die unteren Ebenen in ihrer Qualität und Besonnung eingeschränkt sind - hier insbesondere auch die nach Norden orientierten Zimmer.


Die Fassaden werden mit ihrer klaren Haltung, ihrem regelmäßigen Raster und der Differenzierung in Sockel und Obergeschosse durchaus anerkannt, zumal es nachvollziehbar dem Konzept der Verfasser von einem Stahlbetonsockel im Erdgeschoss und darüber liegenden Wohnebenen in Holzbauweise entspricht. Problematisch könnten hier nur die raumhohen Verglasungen vor dem Hintergrund der Einsehbarkeit und Sonneneintrag werden.


Durch die kompakte Gebäudeform sowie die genannten energetischen Maßnahmen, wie natürliche Belüftung in Verbindung mit mechanischer Be-/Entlüftung, Betonkernaktivierung, Nachtauskühlung und Wärmerückgewinnung kann sowohl die Erstellung als auch der Betrieb des Gebäudes im wirtschaftlichen Bereich gesehen werden.


Das Freiraumkonzept zeichnet sich durch eine große Klarheit und Einfachheit im positiven Sinn aus: der ebene Zugang über die Vorfläche am Josephsplatz ist wohltuend, der Innenhof multifunktional und für Kommunikation angelegt. Allerdings bietet er wenig geschützte Bereiche oder Rückzugsmöglichkeiten für die Bewohner, was ein Stück weit kompensiert wird durch die großzügigen Dachgärten.

Das Fluchtwegkonzept ist insgesamt durchdacht und kann so übersetzt werden.Die beschriebenen Sichtholzflächen müssen allerdings deutlich reduziert werden.


Insgesamt stellt der Entwurf einen guten und konzeptionellen Beitrag auf hohem Niveau dar. Allerdings werden die hiermit verbundenen Entscheidungen, wie die dunklen und sehr langen Flure, fehlende Kommunikationsflächen, die Verschattung und Nutzung des Innenhofs und die Gleichförmigkeit der Erschließungen und Räume - vom Preisgericht auch kritisch betrachtet. Anzumerken sind auch die deutlichen Mehrflächen gegenüber Mitverfassern, was zu einem erheblichen Mehrvolumen des Gebäudes führt.

Perspektive außen

Perspektive außen

Perspektive innen

Perspektive innen

EG

EG

1. OG

1. OG

2. OG

2. OG

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West