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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neuordnung Schulzentrum I in Müllheim (1. BA) – Erweiterung Michael-Friedrich-Wild-Grundschule und Neubau Mensa

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

4. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Frank Heinz, Freier Architekt BDA

Architektur

Erläuterungstext

Unser Grundsatz: Lernräume schaffen, Raum zum Lernen lassen

Gebäude und Freianlagen, die von Einfachheit und Offenheit geprägt sind, fördern den Lernprozess – mit Räumen, die verschiedene Wege und Möglichkeiten bieten, Erfahrungen zu sammeln und sich auszutauschen, seine Umwelt zu entdecken und selbst kreativ zu werden. Die zurückhaltende Formensprache des Entwurfs und die ausgewählten nachhaltigen Materialien sorgen dafür, dass die geplante Schulwelt frei von zeitgeistigen Einflüssen bleibt und einen geeigneten Rahmen für die Entfaltung unterschiedlichster Persönlichkeiten bilden kann.

Städtebau: Erkennen und Fortschreiben vorhandene Qualitäten

Das städtebauliche Konzept folgt in ruhiger Setzung konsequent den Ansätzen des zugrundeliegenden Masterplanes – angepasst an die aktuellen Rahmenbedingungen. Innerhalb des knapp bemessenen Baufensters wird dem Bestand im Norden und Westen ein L-förmiger Erweiterungsbau hinzugefügt. Einige nicht-bauzeitliche Ergänzungen werden entfernt, um die Gesamtkubatur einfach zu halten. Im Westen schiebt sich die Mensa eingeschossig teilweise unter die Auskragung des Bestandsgebäudes. Im Norden nimmt die Erweiterung mit bis zu 3 Etagen die Geschossigkeit der angrenzenden Bestandsgebäude auf. Der Verzicht auf Erweiterungen im Süden und Osten lässt den Weg frei für die perspektivisch geplante West-Ost-Durchwegung des Campus. In diesem zukünftigen Schritt entsteht durch Abriss der jetzigen Aula ein großzügiger Innenhof mit Sitzstufen und Landschaftstreppe als neues Herz der Michael Friedrich Wild Grundschule.

Erweiterung Michael Friedrich Wild Grundschule: Fit für die Zukunft

Die Michael Friedrich Wild Grundschule erhält auf Campusebene gemeinsam mit der Mensa einen neuen Eingang an der Süd-West-Ecke des Bestandsgebäudes. Über eine großzügige Treppe gelangt man hier vom Erdgeschoss in das als Verteiler dienende 1. Obergeschoss. Ein zentral gelegener Aufzug verbindet alle Geschosse. Der nördliche Gebäuderiegel wird durch die Erweiterung in einen Zweispänner mit großzügiger Flurzone transformiert. Die Treppen wandern in den Neubau. Anstelle der bisherigen Treppenräume gibt es in den oberen Geschossen Differenzierungsräume. Es entstehen Stufencluster aus jeweils 4 Klassen und einem Differenzierungsraum. Dezentrale Toiletten in allen Geschossen sorgen für kurze Wege im Schulbetrieb.

Mensa: Fließende Übergänge zum Außenraum am Campus

Die Aufenthaltsräume der Mensa schieben sich als eingeschossige Raumzone auf ganzer Länge unter die Westseite des Schulgebäudes. Raumhohe Verglasungen sorgen hier für fließende Übergänge zum Außenraum. Der bisher überdachte Außenraum wird zum Innenraum. Der längliche Raumzuschnitt lässt sich über halbhohe Raumteiler und eine mobile Trennwand gut in altersgerecht gestaltete Zonen gliedern. Die Küche liegt in der Nord-West-Ecke des Mensageschosses. Die Anlieferung erfolgt von Norden, räumlich getrennt von den Schülerströmen.  

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem „Herausschieben“ der Mensa nach Westen generieren die Verfasser:innen nicht nur eine erste Interimsadresse für die Schule, sondern schaffen damit auch die gewünschte Raumhöhe für Mensa und Mehrzweckraum. 

Die Ziele des Masterplans (Aula-Gebäude an der Goethestraße und die Ost-West-Durchwegung des Campus) bleiben vom Entwurfskonzept unberührt. Der Bestandsbau wird nach Norden um einen Klassenraumflügel erweitert. 


Die Außenflächen um die Schule herum bleiben weitestgehend unangetastet. Der Eingriff reduziert sich auf die Anbauten im Westen und Norden. Westlich der Mensa bietet der Entwurf einen großen Outdoor-Essbereich. Die Lage der Fahrradstellplätze direkt vor dem Haupteingang ist zu überdenken. Die Anlieferung der Anrichteküche erfolgt richtigerweise über Norden.


Die Verschränkung der Eingangssituation von Mensa und Mehrzweckraum mit dem Treppenaufgang zur Grundschule kann im Schulalltag zu Problemen führen. Der Aufzug sitzt einerseits an einer zentralen Stelle, um alle Gebäudeteile gut zu erreichen, ist selbst aber eher versteckt.

Dennoch bietet der Entwurf eine sehr klare innere Struktur ab. Der Verwaltungs- und Lehrer:innenbereich im Westen wird genauso beibehalten, wie der Südflügel der Klassenzimmer.

Der nördliche Flügel dagegen wird stark verändert. Die bestehenden Treppenhäuser werden zugunsten von Durchgängen im 1. OG und Differenzierungsräumen im 2. OG aufgegeben. Dafür entstehen im nördlichen Anbau neue Treppenhäuser. Die neuen Treppenhäuser und die Differenzierungsräume rhythmisieren den innenliegenden Flur. Die Differenzierungsräume liegen als sog. Klassenraum Plus funktional richtig zwischen jeweils zwei Klassenräumen. Die Erschließung der Unterrichtsräume ist im Entwurf noch nicht formuliert. Die angedachten leichten Möbel- bzw. Ausbauwände müssen im weiteren Verlauf noch pädagogisch definiert und gestalterisch ausformuliert werden. 


Die Arbeit stellt sich im Vergleich aller Wettbewerbsarbeiten als extrem kompakt und wirtschaftlich dar, ohne an architektonischer Qualität einzubüßen. 

Für die Anbauten wird eine Holz-Verbund-Decke im Zusammenhang mit einer feingliedrigen vertikalen Bretterschalung aus vorvergrautem Thermoholz vorgeschlagen. Die Verfasser:innen offenbaren damit nicht nur einen nachhaltigen Umgang mit den baulichen Ressourcen unserer Zeit, sondern zeigen auch eine hohe gestalterische Sicherheit und Verantwortung für die Anmutung des Schulgebäudes.


Insgesamt entsteht mit dem vorgelegten Entwurf ein, der Bauaufgabe adäquater und sehr gut gestalteter erster Baustein im Bestand für die sukzessive Modernisierung des Gesamt-Schulcampus.