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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neues „Lebendiges Quartier Brunsheide“ in Leopoldshöhe

1. Preis

Preisgeld: 46.000

MBA/S Matthias Bauer Associates

Stadtplanung / Städtebau

Jetter Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Gartenstadt *+*

Lebendiges Brunsheide 

Aus der Analyse des Ortes, der existierenden Grünstrukturen, der besonderen topographischen Lage sowie dem wichtigen Übergang zwischen Siedlung und Landschaft wurde die landschaftsarchitektonische Leitidee entwickelt: Klar geordnete Nachbarschaften verknüpfen sich mit Quartiersplätzen und dem Quartierspark.


Entree, Erschliessung und Mobilität I                                                                                                                                

Das Entree zum neuen Quartier ist geprägt durch den Bürgergarten, einen Platz mit schattenspendenden Bäumen, dem Mobility Hub mit Besucherparken und kleinen Einrichtungen des Alltagsbedarf, versorgtem und inklusivem Wohnen sowie dem „Treff“ für Alle mit einem Cafe und Stufen zu einem kleinen Natursee an der Quartiersallee. Angebunden an das bestehenden ÖPNV orientiert sich das effiziente Erschließungsystem von der zentral gelegenen Kita über den Gemeinschaftspark mit kurzen Wegen hin zu den Quartiersplätzen. Motorisierten Verkehre werden durch den Mobility Hub und Sammelgaragen abgefangen. Zugunsten von Siedlungsraum deren öffentliche Räume primär von Fußgängern und Radfahrern genutzt und als Quartiers- und Spielstraße mit einer gleichberechtigten Nutzung aller Verkehrsteilnehmer/innen konzipiert sind.


Die Quartiers Plätze und Wohntypologien I                                                                                                         

Um die Quartiersplätze sind jeweils alle Haustypologien in ausbalancierter Dichte und Höhenentwicklung zu Nachbarschaften gruppiert. Die Quartiersplätze sind mit Grün- und Spielflächen sowie Bäumen und Sitzbänken für alle Bewohner gemeinsame Orientierungspunkte. Es entstehen Orte für Kommunikation und Austausch sowie abwechslungsreiche Raum- und Blickbeziehungen zwischen den Gebäuden. So wird Segregation und Vereinsamung entgegengewirkt. Alle Wohnungen verfügen über anpassungsfähige Grundrisse und private Aussenräume, Terrassen oder Balkone.


Der Quartiers Park I                                                                                                                                               

Der breite Park dient als zentrale Freiraumstruktur und vermittelt zwischen Park- und Landschaft. Großflächige leicht modellierte Wiesenflächen erlauben eine multifunktionale Nutzung als Spiel- und Freizeitwiesen sowie als grüne Infrastruktur zum ökologischen Regenwassermanagement. In den Verdunstungsflächen betonen feuchtigkeitsliebende Stauden und Gräser den saisonalen Wechsel an Farben und Texturen. Auch Blütenwiesen und neue Bäume bereichern die Artenvielfalt als Lebensraum für Mensch und Tier im Quartierspark. Vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren sowie die Nähe zu Wiese, Wald und Landwirtschaftsflächen fördern Verbundenheit und prägen Heimat. 


Nachhaltigkeit / Umwelt / Klimaschutz und Klimaanpassung I 

Eine Planung für die nächsten 50 Jahre muss zwingend die Folgen der Erderwärmung heute mitdenken. Das städtebaulich-freiraumgestalterische Konzept vereint verschiedene Komponenten einer nachhaltigen Quartiersentwicklung unter Berücksichtigung der Anforderungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung – von der Baukörperstellung bis hin zum Regenwassermanagement mit dem Prinzip sämtliche urbanen Oberflächenwasser zu sammeln und möglichst verzögert beispielsweise in Hitzeperioden auf möglichst vielfältige Art und Weise wieder den natürlichen Kreisläufen zu zuführen. Der hohe Grünanteil wirkt dem Heat-Island-Effekt entgegen und sorgt für ein komfortables Mikroklima. Begrünte Dächer mit PV-Anlagen ergänzen eine möglichst regenerative Energieversorgung. Ziel ist Klima Neutralität und Sensibilität.


Entwässerung I 

Das Oberflächengefälle leitet Regenwasser aus der Quartierszone oberflächig und dezentral zu den Versickerungsflächen. Der Tiefpunkt dieser Flächen wird als abgedichtete Verdunstungsfläche ausgebildet, so dass auch in trockeneren Perioden Kühlung des Mikroklimas stattfinden kann. In den Verdunstungsflächen betonen feuchtigkeitsliebende Stauden und Gräser den saisonalen Wechsel an Farben und Texturen. Auch im Wohngebiet Brunsheide bleiben Auenwald und Agrar Landschaften auf Schritt und Tritt präsent.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Gedanken der Gartenstadt folgend, entwickeln die Verfasser/innen eine Matrix aus acht Nachbarschaften in einem Verbund aus linearen Freiräumen. Um einen zentralen grünen Platz gruppieren sich die verschiedenen Haustypen vom Einfamilienhaus bis zum Geschosswohnungsbau in überwiegend zwei-, teilweise dreigeschossiger Bebauung. Die geforderten Wohneinheiten werden in einer angemessenen Ausnutzung der Flächen nachgewiesen. Das bauliche Konzept ist recht robust und verträgt die Umsetzung in individuelle, einzelne Architekturen. 

Der Quartiersauftakt als baumbestandener Platz mit einzelnen baulichen Solitären für Mobilität, Café und inklusivem Wohnen könnte auch schon im ersten Bauabschnitt als Adresse wirken. Im Übrigen wird der städtebauliche Duktus auch im Ideenteil sinnfällig fortgesetzt, die Parkfuge vermittelt zur Landschaft.  Die Erschließung erfolgt über verkehrsberuhigte, in Führung, Breite und Belag differenzierte Straßen bzw. Spielstraßen in zwei Ringen, die Plätze an den Enden müssten teilweise noch innere Flächen an Feuerwehr und Müllabfuhr abgeben. Leider schweigen sich die Verfasser/innen zum Thema ruhender Verkehr weitgehend aus: Aussagen zu Besucherstellplätzen fehlen, die Sammelgaragen sind nur im Piktogramm dargestellt und erfordern, da sie mehrere Gebäudetypen unterfahren, „Planung aus einer Hand“, der Mobilitätshub beherbergt voraussichtlich eine große gewendelte Rampe und kann so nur wenig Kapazität schaffen.  Eingangsplatz, Retentionsband sowie längs und quer das Gebiet durchstreifende Grünflächen bieten sich für den abendlichen Spaziergang oder den Weg zur Schule und in die Orts-lagen an, insgesamt entsteht ein von Pkw-Fahrbeziehungen losgelöstes inneres Wegenetz.  Für die Rückhaltung bleibt ausreichend Raum, die dauerhafte Bespannung des Natursees dürfte nur mit zusätzlicher Technik gelingen. Von den Nachbarschaften wird das Wasser in die zentrale Fläche geführt.  Die Vorgaben zur Entwässerung, zur Gasleitung und zum Waldabstand hält die Arbeit ein.  Bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie ökologischen Belangen sind die Verfasser/innen auf dem aktuellen Stand der Technik, propagieren begrünte Dächer mit PV-Anlagen, Regenwassermanagement und klimawirksame Gebäudestellung.  

Einschätzung Regionale 2022  

Die Arbeit leistet einen hervorragenden Beitrag zu der Entwicklung von städtebaulichen Konzepten für den nichturbanen Raum. Es werden städtebaulich klar gegliederte und angemessen dimensionierte Nachbarschaften angeboten. Damit werden die Themen des neuen StadtLand-Quartiers aufgegriffen: Neue Nachbarschaften im Zusammenleben unterschiedlicher Generationen und in sozialer Mischung, Wohnangebote für ältere Menschen, denen ihr Haus zu groß wird. Insbesondere für das flächensparende Bauen mit Eigenheimgefühl werden interessante Typologien vorgeschlagen. Eine weitere Chance könnte in der architektonischen Ausgestaltung mit stärkerem Bezug zum regionalen Bauen liegen.