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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neues „Lebendiges Quartier Brunsheide“ in Leopoldshöhe

ein 4. Preis

Preisgeld: 25.000

studio blau sieben

Stadtplanung / Städtebau

GM013 Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Monath und Menzel

Modellbau

Erläuterungstext

 „Terrassen zum Anger“

Leitidee und städtebauliche Einbindung


Wie ist nachhaltiges Wohnen in verdichteter Bauweise auf dem Land möglich, ohne dabei die Qualitäten des Ländlichen zu verlieren?

Vorgeschlagen wird eine terrassierte Landschaft aus Wohnhöfen, die von einem Anger durchzogen wird. Verschiedene Wohnformen gruppieren sich auf den Terrassen um einen Gemeinschaftsgarten herum und haben Zugang zum zentralen Naturraum. Der individuelle eher geringe Raum wird kompensiert durch ein dem Wohnhof zugeordneten Angebot an gemeinsamen kleinen Spielplätzen und Gärten. In Anbindung an den Grüngürtel des Bildungszentrum und in Waldnähe wird der Standort für die neue Kita vorgeschlagen.


Architektonisches Konzept

Zum westlich gelegenen Wohnquartier und zu den bestehenden Hofstrukturen wird ein behutsamer Rand aus Einzel- und Doppelhäusern ausgeprägt, während zum zentralen Anger sowie zur Herforder Straße höhere identitätsstiftende Wohngebäude platziert werden. In den Wohnhöfen bewirkt die Mischung aus individuellem Wohnen in zweigeschossigen Strukturen und dem gemeinschaftlichen Wohnen (Seniorenwohnen, experimenteller Wohnungsbau etc.) positive Effekte im Hinblick auf eine lebendige Nachbarschaft. Die sanfte Terrassierung des Areals macht die Topografie erlebbar und differenziert dabei zwischen privaten und öffentlichen Räumen. In den unteren Enden sind jeweils dezentral Tiefgaragen so positioniert, dass der Aushub an Erde hierfür minimiert wird. Die Mitte bildet ein am Anger gelegener Quartiersplatz, der durch das Mobility Hub geprägt wird. Hier befindet sich ein Nachbarschaftscafé, eine Leihstation, eine Fahrradwerkstatt, Flächen zur Aneignung, zum Co-Working und mehr. Die Typologien sind zunächst abstrakt dargestellt und bilden damit eine Basis für eine vielfältige bauliche Entwicklung.


Landschaftsplanerisches Konzept

Der Anger selbst ist als natürlicher Grünraum vorgesehen und wirkt im Gesamten als Retentionsfläche. Hierfür wird die natürliche Mulde erhalten und durch die Topografie in regelmäßige Stauabschnitte geteilt, im Alltäglichen wird das Wasser so zu einem erlebbaren Element im Anger, im Falle von Starkregenereignissen wird es stufenweise zurückgehalten. Vorstellbar sind hier Wildwiesen, die die Identität des Ländlichen bewahren und einen hohen ökologischen Wert schaffen. Gesäumt wird dieser Bereich von angelegten Baumreihen; zudem werden anlagernd Angebote zum Aufenthalt, Spiel und Sport vorgeschlagen. Nach außen bilden grüne Wege eine Anbindung an die benachbarten Quartiere und bilden im Sinne einer Schwammstadt regelmäßige Versickerungsflächen aus.


Konzeptionelle Aussagen zu energetischen Konzepten

Der Anger bewirkt in Anbindung an die Frischluftschneise im Süden günstige Effekte im Hinblick auf die Kühlung des Quartiers. Die Reihenhäuser werden zu einem großen Teil in Ost-West-Richtung orientiert – ein wichtige Voraussetzung für eine gute Energiebilanz. Zudem können Dächer in Südrichtung mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Das Quartier wird als autoarmes Quartier ausgebildet – Alternativen werden im Mobility Hub angeregt und tragen in Zukunft deutlich zur Minimierung des individuellen Stellplatzbedarfs bei. Versiegelte Flächen werden auf ein nötiges Minimum reduziert. Die reichlichen Grünflächen sowie in Teilen vertikale Begrünung sorgen für eine hohe Verdunstungsrate. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept basiert auf der Leitidee, eine terrassierte Landschaft aus Wohnhöfen um einen zentralen Anger zu gruppieren. Der mittige Anger erscheint angemessen dimensioniert und spannt in Nord-Süd-Richtung des neuen Quartiers einen gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum auf, der zugleich als Retentionsfläche fungiert. Fußwege und die modellierte Topographie grenzen die privaten Baufelder von dem öffentlichen Freiraum gut ab. Zur Gestaltung des Freiraumes werden keine gestalterischen Aussagen im Detail gemacht.  

Die Grünräume des Quartiers sind nur schematisch dargestellt. Ein Arbeiten mit der Topographie oder dem Wasser als landschaftsprägende Elemente ist leider nicht zu erkennen. Raumbildung durch Landschaftselemente wie Baumgruppen bzw. Gehölzflächen fehlen ebenso.  Das städtebauliche Entree von der Herforder Straße wird – auch mit Blick auf den Ideenteil – wenig markant formuliert. Die vorgeschlagenen Gebäude rücken von der Erschließungsstraße ab und bilden keine klaren Raumkanten. Die städtebauliche Konzeption für den Ideenteil erscheint aufgrund der gewählten Bautypologie und der Erschließung nicht über-zeugend.  Die Quartiersmitte mit MobilitätsHub ist im Übergang zum Anger richtig positioniert und dimensioniert.

Die Erschließung mit einem in Ost-West-Richtung aufgespannten Shared-Space durchschneidet den Anger und wirkt gestalterisch nicht ganz überzeugend. An den Stichstraßen nach Norden und Süden sind die Gebäude linear aufgereiht; eine differenzierte Raumbildung wird vermisst.

Die Stellplätze sind überwiegend in dezentral angeordneten Tiefgaragen untergebracht, was aufgrund der Wohn- und Eigentumsformen im Hinblick auf die Realisierung schwierig erscheint.  Mit dem Konzept, die überwiegend dreigeschossigen Geschoßbauten mit Staffelgeschoss am grünen Anger zu platzieren, wird zwar die gute Lage am Anger für den Wohnungsbau genutzt, zugleich wirkt diese Anordnung und die Addition gleicher Bautypologien sehr schematisch.  Die Höhenentwicklung der Gebäude ist im Kontext der Nachbarbebauung angemessen und ermöglicht mit einer niedrigeren Bebauung zum Bestand homogene Übergänge.  Die vorgegebenen Restriktionen werden, abgesehen von der Positionierung der Kita im Übergang zum Wald, berücksichtigt.  Insgesamt stellt der Entwurf einen diskussionswürdigen Beitrag zur Aufgabenstellung dar. Das durchweg robuste Konzept kann jedoch im Hinblick auf die räumliche Qualität und die Gestaltqualität des Freiraumes nicht in Gänze überzeugen.

Einschätzung Regionale 2022  

Der Entwurf bietet keine spezifischen Lösungen für die lokale, aber übertragbare Fragestellung an, wie das Wohnen im ländlichen Raum innovativ weiterentwickelt werden kann.