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Städtebaulich-freiraumplanerisches und architektonisches Gutachterverfahren | 03/2022

Neues Quartier am Großenbaumer See in Duisburg

Perspektive Vorplatz

Perspektive Vorplatz

Engere Wahl

Bitsch+Bienstein Architekten PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Die LandschaftsArchitekten. Bittkau-Bartfelder PartG mbB | Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Gefüge und Zielsetzung

Das Planungsgebiet besticht durch seine exponierte Lage in der Duisburger Auen- und Seenlandschaft mit seinen sich daran anschließenden Naherholungsräume und Freizeitmöglichkeiten. Das neue Quartier bildet ein Scharnier zwischen den westlich gelegenen Landschaftsräumen, und der östlich gelegenen Wohnbebauung. Die Nähe zur Landschaft sowie die zentrale Lage im Stadtgefüge in unmittelbarer Nähe zum S- Bahnhof Großenbaum, ermöglichen eine zukunftsfähige, nachhaltige Wohnraumentwicklung mit vielfältigen und differenzierten Freizeit- und Erholungsangeboten. Die Topographie fällt von Nord nach Süd leicht ab. Auffällig sind der Geländesprung im Westen des Wettbewerbsgebietes und der Lärmschutzwall im Norden entlang der A 59.


Entwurfsleitende Idee

Der Entwurfsansatz folgt in seiner Gestaltung bildhaft der „Vernetzung“ der quartiersbezogenen Freiräume mit dem angrenzenden Landschaftsraum. Dies ist nicht nur gestalterischer Ansatz, sondern dient dem Luftaustausch und der klimatischen Durchströmung zwischen Quartier und angrenzendem Landschaftsraum.

Die Bebauung ordnet sich diesem Leitgedanken unter. Im Osten wird mit drei Clustern ein Bindeglied zur angrenzenden Nachbarbebauung an der Greifswalderstraße ausgebildet. Nach Westen verbindet eine offene V-förmig ausgebildete Bebauung mit dem Grünraum. Den Eingang ins Quartier bilden zwei Stadtbausteine als Hybridgebäude mit den Funktionen Vollversorger und Wohnen und eine Quartiersgarage mit aufgesetzter Kita und Wohnen mit Blick zu den Seen.


Äußere und innere Erschließung

Angebunden ist das Quartier über die Buscher Straße, sowie über das vorhandene Radwegenetz im Norden und Süden. Zur Erschließung von Feuerwehr, Müll und Andienung wird eine ringförmige Erschließungsstraße an die Ränder des Grundstücks gelegt. So bleibt das Quartier selbst autofrei.

Am nördlichen Rand des Planungsgebietes dockt eine kleine Platzfläche am vorhandenen Radweg an. Von hier spannt sich eine Verbindungsachse bis zum südlichen Quartiersplatz. An ihr orientieren sich die unterschiedlichen Angebote der Freiraumgestaltung und docken die Erschließungswege der einzelnen Wohnbauten an. Über in die Stadtbausteine integrierte Zufahrten erreicht man die Tiefgaragen unter den Wohnhöfen, die Tiefgarage für den Vollsortimenter sowie die Quartiersgarage.

Die Mobilitätszentrale ist in die Quartiersgarage integriert und erfüllt die Standards eines nachhaltigen innovativen Quartiers. Der Mobilitätszentrale angegliedert sind weitere gewerblich nutzbare Flächen (Fahrradladen, …) die die Mobilitätszentrale stärken.

Der Quartiersplatz zieht sich in seiner Oberflächengestaltung über die Buscher Straße und ermöglicht so die reizvolle räumliche Verbindung zum Strandseebad.


Stadtbaustein Vollsortimenter / Quartiersgarage

Der Stadtbaustein Vollsortimenter, in angedachter Holzhybridbauweise, wird im Südwesten angeordnet mit LKW-Andienung vom Westen zur Vermeidung von Schallemissionen ins Wohngebiet. Für eine großzügige Öffnung ins Quartier springt der Vollsortimenter an seiner Südostecke zurück. Integriert ist ein Backshop mit Café und vorgelagertem Außenbereich. Über dem Vollsortimenter werden 2 bis 3 Geschosse als Wohnbebauung ausgebildet mit einem innovativen Erschließungssystem (Laubengang mit integrierten Freisitzen). Die Dachflächen des Vollsortimenters können für Urban Gardening für das gesamte Quartier genutzt werden.

Der Stadtbaustein Quartiersgarage ist zur Straße zurückgesetzt für einen einladenden Platz gegenüber dem Großenbaumer See. Darüber befinden sich eine eingeschossige KiTa und zwei Geschosse Wohnen. Die KiTa, mit Eingang gegenüber dem Vollsortimenter ist winkelförmig ausgebildet mit hellen Gruppenräumen zum Freiraum.Der Freiraum für die Kinder bietet unterschiedliche Zonen für differenzierte Spielmöglichkeiten auf 2 Ebenen, die durch eine begehbare Rampe verbunden werden.Der Quartiersplatz vor der Quartiersgarage bildet das Entree und verbindet über einen einheitlichen, asymmetrischen Belag Architektur und Freiraum zu einem Gesamtensemble. Umfangreiche Baumpflanzungen und individuelle Sitzgelegenheiten bieten neue Aufenthaltsqualitäten mit identitätsstiftendem Charakter.


Östliche Cluster Bebauung

Im Osten bildet eine cluster-artige Gebäudetypologie einen weichen Übergang zur Nachbarbebauung. Die Cluster werden zum Gelände leicht angehoben (90 cm). Es entsteht ein privater Innenbereich. Vor den östlichen Riegeln werden Stellplätze zur Andienung der Wohnungen angeboten. Hier sind auch Flächen für ebenerdige Abstellplätze der Fahrräder mit direktem Anschluss an das Radwegenetz angeordnet (weitere Fahrradstellplätze im Untergeschoß). Jeder Wohnung im EG ist ist ein privater Garten vorgelagert, der sich durch vegetative Fassungen vom grünen Gemeinschaftsgartenhof absetzt. Die Codierung der Innenhöfe hält eine Vielfalt an Freizeit- Spiel- und Erholungsangeboten für alle Altersgruppen bereit. Thematische differenzierte Gestaltungsansätze und unterschiedliche Nutzungsangebote dienen der Identifizierung der einzelnen Wohnhöfe. Im 1. Cluster, angrenzend an die öffentlichen Nutzengen Vollsortimenter / KiTa / Quartiersgarage befinden sich die Flächen für Dienstleistungsbereiche.


Westliche V-förmige Bebauung

Die westliche Bebauung verzahnt mit der Landschaft und lässt Frischluft in das Wohngebiet einfließen. Die privilegierte Lage am Landschaftsraum spiegelt eine differenzierte Gebäudetypologie mit einem Wechsel von Geschosswohnen und Stadthäusern mit großen vorgelagerten Gärten. Im Norden wird das „V“ geschlossen. Es entsteht in Verbindung mit dem nördlichsten Cluster eine bauliche gefasste Schutzwand zur Schallimmission der Autobahn.


Freiraumkonzept

Das Freiraumkonzept konzentriert sich auf die die mittig angeordnete Parkachse, die sich in der vertiefenden Planung nun stärker in die westlich und östlich an ihr anschließenden Freiräume verzweigt. So entstehen vielfältige Raumfolgen mit unterschiedlichen Charakteren. Offenen Wiesenflächen wechseln mit baumüberstandenen Freibereichen. Die intensiv durchgrünten Bereiche sind kleinklimatisch wirksam. Offene Bereiche ermöglichen die erforderliche Durchlüftung der Freiflächen. An der grünen Parkachse entwickeln sich die öffentlichen Angebote wie Spielplätze, Sport- und Bewegungsflächen und baumüberstandene Plätze. Durch ein vielfältiges Nutzungsangebot für differenzierte Altersgruppen entstehen hochwertige Erholungsflächen und Kommunikationsorte innerhalb des Quartiers. Zwei Schwerpunkte sind großflächiger als eine Art Spiel- und Entdeckungswelt angedacht. Räumlich verteilt finden sich des Weiteren kleine Sport- und Fitnessangebote, ein Quartiersgarten mir Barbecue und ein Basketballplatz. Die privaten Freiräume schließen an die gemeinschaftlichen Gartenhöfe an und sind vegetativ gegliedert.

Die östlichen Gartenhöfe sind um ca. 1 m erhöht und barrierefrei mit dem Parkband verbunden. Die Erhöhung bietet eine gewisse Privatheit und erhöhte Durchblicke in den Landschaftsraum.

Entlang der westlichen Gartenfreibereiche wird die Andienungszuwegung durch eine Tieferlegung und aus dem Blickfeld genommen.


Klimaökologie - Vegetationskonzept

Durch die vollständige Abräumung des Areals ist ein neues Baumgerüst im Quartier durch ausgewählte standortgerechte Zukunftsbäume aufzubauen. Hierbei spielt die Vielfalt in der Pflanzenauswahl eine große Rolle, da es aufgrund der klimatischen Veränderungen zu unerwarteten Ausfällen einer Art kommen kann.

Die durch die Tiefgarage unterbauten Pflanzbereiche können mit einer Erdandeckung von mind. 100 cm hergestellt werden. Diese Substratstärke ermöglicht eine nahezu natürliche Entwicklung der Vegetation.

Angebote für längere Verweildauer werden im Bereich von Baumbestand angeordnet. Offene Bereiche und die verschwenkten Erschliessungswege werden mit Baumreihen und- gruppen überstellt. Ergänzend sind auf Wunsch auch begrünte Pergolen denkbar. Kühloasen entstehen in baumnähe. Nahezu alle Gebäude werden mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.

An den dafür geeigneten Fassaden wird eine Fassadenbegrünung zur Temperaturregelung und als Nistplatz und Nahrungsquelle für Vögel und Insekten vorgesehen.


Regenwassermanagement

Extensiv begrünte Dachflächen dienen der zeitverzögerten Regenrückhaltung. Was dort nicht abgepuffert wird, kann über die Fallrohre z.B. in eine Rigole geleitet werden und so über die belebte Bodenschicht dem Grundwasser zugeführt werden. Alternativ kann das Wasser in Zisternen geleitet werden und der Wässerung der Vegetationsflächen dienen (mit Überlauf in eine Rigole).

Die Wegegefälle der internen Wege verlaufen in die angrenzenden Grünflächen und sichern so das Oberflächenwasser zur unmittelbaren Aufnahme durch Bäume. In dafür geeigneten Bereichen können Baumrigolen zum Einsatz kommen. Für eine Überflutungsvorsorge können in den tiefer liegenden Bereichen der Freiflächen in Ergänzung Vertiefungen als verdunstungsaktive Vegetationsflächen vorgesehen werden, die bei Starkregenereignissen puffern und in Hitzeperioden ggf. durch Wasserzuführung aus den eingerichteten Zisternen der Verdunstung dienen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt sich mit dem Leitgedanken der „Vernetzung“ strategisch mit dem Gesamtraum zwischen Siedlungsraum und Auenlandschaft auseinander. So werden zum einen „Handel und Wohnen“ und zum anderen „Quartiersgarage, Kita und Wohnen“ in zwei Stadtbausteinen an der Schnittstelle zur Buscher Straße dargestellt und bilden den Eingang in das Quartier. Der Auftakt aus Quartiersplatz, aufgesetzter Kita und der großzügig dimensionierten Treppenanlage wirkt im räumlichen Kontext jedoch eher überzogen und dem Standort nicht angemessen.


Die Begrenzung der rückwärtig anschließenden Wohnbebauung auf ein- bis viergeschossige Baukörper folgt der Dimensionierung der angrenzenden Quartiere und wird positiv bewertet. Jedoch wirkt die aus acht Wohnhöfen bestehende Wohnbebauung in ihrer Körnigkeit zu eng dimensioniert; durch die jeweils von Norden vorgenommene Erschließung der Nord-Süd-ausgerichteten Zeilen bleibt ein Erleben zusammenhängender Gruppen versagt.


Die Anordnung der zentralen fußläufigen Erschließung ist wohltuend schlicht, aber wirkungsvoll. Als grüne Achse hält sie das Quartier autofrei, erfordert jedoch eine zusätzliche, ringförmige Erschließung an den äußeren Kanten des Quartiers. Durch die unter den Wohnhöfen angeordneten Tiefgaragen werden Wohnstandorte recht aufwändig, aber komfortabel erschlossen. Die Quartiersgarage entspricht den aktuellen Anforderungen, ist jedoch als integrativer Bestandteil des Gebäudekomplexes bei sich künftig wechselnden Bedarfen nicht wandelbar.


Der Freiraum lässt mit seinen Raumfolgen, privaten Gärten und gemeinschaftlich genutzten Flächen vielfältige und individuelle Nutzungen und Aneignung zu. Jedoch wirkt er in Verbindung mit der dichten Gebäudestellung nicht ausreichend weitläufig.


Insgesamt handelt es sich um einen konsequenten und gestalterisch stringenten Entwurf.

Übersicht Quartier

Übersicht Quartier

Entwurf Freianlagen

Entwurf Freianlagen

Konzeption

Konzeption