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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Neubau Neue Medizinische Klinik (NMK) in Tübingen

Außenansicht

Außenansicht

2. Preis

Preisgeld: 250.000

HWP Planungsgesellschaft mbH

Architektur

GTB – Berlin Gesellschaft für Technik am Bau mbH

TGA-Fachplanung

Boll Partner für Tragwerke

Tragwerksplanung

Drees & Sommer SE

Bauphysik

KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Für die Neuordnung und Weiterentwicklung des Universitätsklinikums auf dem Schnarrenberg in Tübingen wird HWP im Planungswettbewerb unter 25 teilnehmenden Büros mit dem 2. Preis ausgezeichnet.


Die entwickelte Masterplanung sieht vor, in zwei Bauabschnitten einen zukunftsweisenden zentralen Klinikbau zu schaffen, welcher neben der Wirtschaftlichkeit auch einem integralen Energie- und Klimakonzept Rechnung trägt.

Im ersten Bauabschnitt wird zunächst der sogenannte „Gelenkbau“ realisiert, welcher sich nachfolgend mit dem zweiten Bauabschnitt zu einem attraktiven, strukturprägenden Gesamtensemble in exponierter Scharnierlage fügt.

Der Wettbewerb über den Neubau stellte hohe Ansprüche an die städtebauliche und landschaftliche Einbindung, sowie an die betrieblichen Zusammenhänge mit den Bestandsbauten des Universitätsklinikums.


Das Preisgericht würdigt die eigenständige städtebauliche Setzung und die gute Raumorganisation des kompakten Entwurfs von HWP.


»Der Entwurf antwortet auf die Vorgaben des Masterplans mit einer städtebaulichen Setzung, die sensibel auf den landschaftsprägenden Südhang reagiert und zugleich mit Rücksicht auf die bestehende Topografie einen markanten Abschluss zum CRONA-Gebäude und zur bewaldeten Westkante setzt. (...) Die Vorgaben des Masterplans werden so an der Südkante des Schnarrenbergs mit Gewinn neu interpretiert.« (Auszug Preisgericht, 6. & 7. April 2022)



  • Planung: HWP Planungsgesellschaft mbH, Frank Wachholz, Stuttgart
  • Gebäudetechnik: GTB – Berlin mbH, Frederik Nieter, Berlin
  • Tragwerksplanung: Boll Partner für Tragwerke, Beratende Ingenieure VBI GmbH & Co. KG, Achim Eutebach, Stuttgart
  • Bauphysik: DREES & SOMMER, Ralf Buchholz, Stuttgart
  • Brandschutz: KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH, Timo Wieder, Darmstadt

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf antwortet auf die Vorgaben des Masterplans mit einer städtebaulichen Setzung, die sensibel auf den landschaftsprägenden Südhang reagiert und zugleich mit Rücksicht auf die bestehende Topografie einen markanten Abschluss zum CRONAGebäude und zur bewaldeten Westkante setzt. Ein kompakter großer Baukörper bildet den 1.BA, der mit einem großzügigen Gebäudeverbund im zweiten Bauabschnitt als Ensemble ergänzt wird. Die Höhenstaffelung von sieben Geschossen für den Gelenkbau an der Westseite im 1.BA zu den 3 Geschossen im 2. BA nimmt Rücksicht auf die Fernwirkung der beiden Neubauten und adressiert den Campus im Übergang zum LLZ gefällig zur Hangkante. Die Obergeschosse mit den Pflegestationen öffnen sich in U-Form zum Tal und der Altstadt. Der Bettenbau West behält aus zweiter Reihe seinen Blick über den liegenden Baukörper in die Landschaft. Die Vorgaben des Masterplans werden so an der Südkante des Schnarrenbergs mit Gewinn neu interpretiert.

 

Der 1. BA für den NMK setzt sich im Schulterschluss unmittelbar an den Bettenbau West und schließt sehr gut mit einer großzügigen Verbindung und einer Vertikalerschließung an das CRONA-Gebäude an. Die innere Magistrale spannt entlang des Innenhofs eine durchgängige Nord-Süd-Verbindung auf, die durch eine gefasste Mittelzone in die von Besuchern frequentierte Magistrale und den parallel verlaufenden Serviceflur unterschieden werden kann. Diese Erschließungsachse endet mit einem Atrium, das den mit Blick auf den Landschaftsraum und den Zugang zu einer Terrasse öffnet. Das Atrium dient zugleich als Gelenk für den zweiten Bauabschnitt, der den Anschluss an die Außenmagistrale im Osten hergestellt. Die innere Erschließung gewinnt ihre Qualität durch die gute Belichtung und die unterschiedlen Blickbezüge in die Innenhöfe und den Landschaftraum.

 

Die Grundrisse sind klar und gut organisiert. Die Orientierung ist für Besucher und Personal einfach. Alle zentralen Bereiche der Behandlungsebenen adressieren sich auf Ebene 02 und 03 an die innere Magistrale. Die Treppenanlagen sind in den Gebäudeecken und Übergängen zu den Bestandsgebäuden positioniert. Durch das weit gespannte Stützenraster zudem eine hohe Nutzungsflexibilität ist zu erwarten. Die Raumhöhen des Zwischengeschosses über Ebene 01 sind kritisch zu überprüfen.

 

Die Ebenen 04-06 sind als Pflegestationen organisiert, die über die Geschosse leicht variieren, die Ebene 07 ist für IMC und PKMS-Stationen vorgesehen, was im Sinne der Rochaden-Planung zu überprüfen ist. Das Pflegepersonal ist strategisch noch nicht überzeugend positioniert. Die Organisation erfolgt als Zweibund bzw. Dreibund, dessen Flure in den beiden Gebäudeflügeln in Loggien enden. Leider kann die vorgestellte Typologie der Patientenzimmer aufgrund des geringen Achsmaßes nicht überzeugen. Die Positionierung der Bäder an der Flurseite würde zudem die Funktionalität der Patientenzimmer verbessern. Die den Zimmern z.T. vorgelagerten Loggien sind in ihrer Gestaltung noch nicht erklärt.

 

Das Gebäude ist als Massivbau mit einer filigranen Fassade geplant, die durch den Einsatz von modularen Holzelementen gegliedert wird. Anstelle eines Gebäudesockels werden offene Erdgeschoss- und Obergeschossfassaden ausgebildet, die ihre Plastizität durch die strukturelle Gliederung und die Volumetrie der Gebäudekubatur gewinnen. In der Fassadengestaltung wird feinsinnig differenziert zwischen den Interventions- und Behandlungsebenen und den Pflegestationen. Eine Reihe von Loggien ergänzt das stimmige Gesamtbild. Diese Fassade ist zugleich Versprechen wie auch Herausforderung, denn die mutige Entscheidung für einen großen kompakten Baukörper bedarf der maßstäblichen Gliederung und der besonderen Qualität in der Fassadengestaltung. Dies gilt in kleinem Maß auch für den Anschluss an den Bettenbau West, bei dem die Abwicklung der Fassaden von Alt- und Neubau über die Gebäudeecke gestalterisch zu beachten ist.

 

Der kompakte Baukörper im 1. BA erzielt im Vergleich der eingereichten Arbeiten ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit. Die Nutzungsflächen im Realisierungsteil bilden mit Genauigkeit das Raumprogramm ab. Durch die kompakte Bauweise besitzt das Gebäude darüber hinaus eine geringe Hüllfläche mit Verglasungsanteil, der unter 50% liegt. Die Dachflächen werden mit extensiver Begrünung und PV Anlagen belegt. Der Brandschutz ist noch zu überprüfen.

 

Das Potential der ausreichend groß dimensionierten Innenhöfe und Dachterrassen wird aufgezeigt. Das florale Wegemuster übererschließt den öffentlichen Bereich der Landschaftsterrasse im Boden und wirkt fremd. Die vorgeschlagene Retentionsfläche in Hanglage erscheint angesichts der anfallenden Wassermengen bei Starkregen als zu klein dimensioniert

 

Das integrale Energie- und Klimakonzept ist umfassend ausgearbeitet und beschrieben. Vorgeschlagen wird ein „Cradle to Cradle“ Ansatz für die Baukonstruktion in Verbindung mit einem „Netto-Null“ – Energiestandard. Die relativ geringen „Grauen-CO2-Emissionen“ aus der Bauphase liegen rd. 30 % unter dem Mittelwert der eingereichten Arbeiten. Zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Betrieb werden eine reduzierte Lüftungstechnik, außenliegender Sonnenschutz mit Tageslichtlenkung, maximale Solarisierung der Dachflächen und ein dezentrales Biogas-BHKW vorgeschlagen.

 

Das gut strukturierte Gebäude ist in Stahlbeton-Massivbauweise mit Stützen und Flachdecken auf einem (beeindruckenden) weitgespannten Raster von 9.60 x 9.60 m aufgebaut. Dies führt zu einer erhöhten Flexibilität in der Nutzung (...). Die Aussteifung erfolgt erdbebengerecht, konsequent über Erschliessungskerne und Wandscheiben.

 

Mit einer gezielten Anpassung der Tragstruktur (holzbaugerechter Rasterung) ist die Umsetzung der Obergeschosse in einer Holz-Hybridkonstruktion möglich. Dies könnte neben den vorgeschlagenen elementierten Holzfassaden die Ökobilanz in gewünschter Form verbessern.

 

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine eigenständige städtebauliche Setzung und die gute Raumorganisation, der große kompakte Baukörper an der Westkante bleibt aber eine Herausforderung.

Innenansicht

Innenansicht

1. Bauabschnitt

1. Bauabschnitt

2. Bauabschnitt

2. Bauabschnitt

2. Bauabschnitt, Masterplan

2. Bauabschnitt, Masterplan

Konzept, Diagramme

Konzept, Diagramme

Magistrale Konzept

Magistrale Konzept

Schnitt

Schnitt