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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Wohnquartier an der Berliner Allee in Augsburg

Lechpark

Lechpark

Engere Wahl

studiomauer

Architektur

NOLTE | GEHRKE Partnerschaft von Landschaftsarchitekten mbB

Landschaftsarchitektur

Lucas Hövelmann

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHE HERLEITUNG

1. Die Grün-Blaue Ader des Lech rückt an verschiedenen Stellen näher an die Stadt. Der Lech und der säumende Park wird so in seiner Sichtbarkeit und Zugänglichkeit gestärkt. Gleichzeitig verbessern die neuen Anknüpfungspunkte stadtklimatisch die Kühlung der unterschiedlichen Räume in Augsburg. Das Projektgebiet bildet den ersten Baustein dieser möglichen Entwicklung.


2. Das Entwurfsgebiet ist geprägt vom sich verändernden Lech-Park. Zum Einen der Südliche dicht bewaldete und historische Teil, zum Anderen der nördliche Teil, welcher durch die Umgestaltung des Flusses Offenheit und Wassernähe herstellt.

Im Inneren findet sich ein gewachsenes urbanes Biotop.


3. Das Klimaquartier am Lechpark besteht aus zwei Nachbarschaften, welche durch den diversen und dicht angrenzenden Freiraum geprägt sind. Im Süden befindet sich das durchgrünte Waldquartier.

Offene Strukturen schaffen vielfältige Blickbezüge und verschränken sich allseitig stark mit den Bäumen der Umgebung.

Im Norden entsteht das urbane Flussquartier. Es schafft klare Räume, private Innenhöfe und belebte Straßensituationen. Es öffnet sich stark zum wassernahen und offenen Lica Libre Raum.

Zukünftig können im ähnlichen Rhythmus klimagerechte Wohn- und Gewerbenachbarschaften am Lech entstehen.


4. Der Park und seine Nachbarschaften verschränken sich auf vielfältige Weise mit seiner Umgebung. In West-Ost Richtung werden Eingänge in den Lechpark inszeniert und die Nachbarschaften mit den Wegen der angrenzenden Bebauung in Bezug gesetzt. Im Fluss-Quartier führen direkte Wege schwellenlos an Wasser. Im Waldquartier sind die Wege kleinteilig mit dem angrenzendem Wald verwebt.


FREIRAUMKONZEPT  


Freiraum. Das Licca Liber-Projekt transformiert den Lechpark in seiner Ausprägung, Struktur und Nutzung grundsätzlich. Durch die Ausweitung des Flussbetts entstehen zwei heterogene Landschaftsräume mit unterschiedlicher Ausprägung.


Wald & Dichte. Der südliche Teil nimmt die wertvollen, historischen Strukturen des Landschaftsparks auf, stärkt und inszeniert diese in bewussten Momenten und ergänzt zudem neue Funktionen. Die Aufwertung der Parkwege, in Verbindung mit hervorgehobenen Aussichtspunkten, einem großzügigen Spielbereich, sowie einem informellen Sportplatz unterstreichen die Struktur aus offenen und dichten Parkräumen. 

Der dichte Baumbestand des südlichen Lechparks wird durch gezielte, schattenspendende Baumgruppensetzungen ergänzt und schwappt bis in das grüne Herz des neuen Waldquartiers. 


Wasser & Offenheit. Der nördliche Parkteil erfährt eine grundlegende Umgestaltung. Durch die prägnante Transformation der Topographie entsteht ein offener, gerichteter Parkraum, welcher einen schwellenlosen Zugang zur Wasserlandschaft des Lechs ermöglicht. Von der seichten, sich stets im Wandel befindenden, Flachwasserzone mit Kiesstrand erstreckt sich ein sanft ansteigender Rasenhügel, der Platz für ein Sonnenbad, Picknicke und ein Riegele am Feierabend bietet. Gezielt gesetzte Plattformen ergänzen das vielfältige Funktionsskonzept mit urbanen Nutzungen und inszenieren die neue Öffnung und Weite des Lechparks. 

Im Übergangsbereich zur belebten Lech-Nachbarschaft säumen lichte Baumstrukturen aus dem Bestand den Fuß- und Fahrradweg, der entlang der historischen Bahnstrecke verläuft und bilden eine durchlässige Pufferzone zwischen Quartier und Park aus. Der Auftakt zum Quartier wird durch einen breiten, offenen Balkon betont und über den großzügigen Quartiersplatz zum Boulevard hin verlängert. Durch mehrere vielfältige Verbindungswege entlang derer sich öffentliche Nutzungen anordnen entsteht im Norden eine Freiraumstruktur mit klar ablesbarem, urbanem Charakter, die durch zurückgezogene, privatere Hofsituationen ergänzt wird. 



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen schlagen die Bildung zweier unabhängiger Wohnquartiere im Bereich des Wohnbaufeldes

vor, die die prägenden Bestandteile des Naturraumes am Lech - Fluss und Wald - als Motto

aufgreifen. Die Nachbarschaften sind in sich autark, was Erschließung, Nahversorgung und Mobilitätsangebote

angeht.

Im Süden liegt die „Wald-Nachbarschaft“, die an den Lechpark grenzt, die nördliche „Fluss-Nachbarschaft“

stellt gleichzeitig die Anbindung des benachbarten Herrenbachviertels an Lechauen und Uferzone

her. Die Quartiere bilden die Bauabschnitte weitgehend ab, wobei zu hinterfragen ist, wie im

Norden die Parkierung im Falle von drei getrennten Bauabschnitten hergestellt werden kann.

Mit der städtebaulichen Struktur in zwei Quartieren reagieren die Verfasser*innen positiv auf das zentral

vorhandene Biotop und entwickeln dieses mit ergänzenden Freiraumangeboten im östlichen Bereich

weiter. Allerdings wird das Biotop derzeit stark durch Wegeführung überplant, was für einen Erhalt

kritisch zu sehen ist. In den Quartieren werden die Freiräume sehr differenziert und den jeweiligen

Nachbarschaften angepasst entwickelt. Nachbarschaftliche Wohnhöfe, Community-Gärten, Bewohner-

Gärten und weitere Angebote werden gut platziert. Die Freifläche der KITA ist gut orientiert. Die

Freianlagen in den Quartieren lassen insgesamt einen hohen Mehrwert für die Nachbarschaften erwarten.

Dem Thema 'Licca Liber' wird mit der üppigen Aufweitung des Lechs große Aufmerksamkeit gewidmet.

Elemente wie Aussichtsplattformen und Wasserbühne am Lech müssen kritisch überprüft werden.

Der unmittelbare Böschungsbeginn östlich des neu geplanten Lech-Platzes im nördlichen Quartier

wird problematisch gesehen. Der gesamte Baumbestand entlang des bestehenden Ufers wird

durch den Vorschlag überplant, die durchgehende Fuß- und Radewegverbindung entlang des Lechs

liegt zudem im Hochwasserbereich.

Städtebaulich wird ein eigenständiger, kleinteiliger Ansatz verfolgt, der allerdings für eine Weiterentwicklung

als exemplarische Baustruktur noch vereinfacht werden müsste. Auch wirkt die Höhenentwicklung

der einzelnen Baukörper teils willkürlich. Das südliche Quartier setzt sich überwiegend aus

Punkthäusern zusammen, während die nördliche Nachbarschaft auch langgestreckte und winkelförmige

Baukörper enthält. Die Vielzahl der vorgeschlagenen Bauformen wird positiv aufgenommen, obgleich

die Anordnung nicht immer stringent erscheint. Auch ist zu vermuten, dass die typologische und

gestalterische Vielfalt eine ökonomische Realisierung erschwert.

Kritisch sind auch die Lage, Größe und Form der beiden Parkhäuser entlang der Berliner Allee zu sehen,

die jeweils den Auftakt in das Quartier von der Berliner Allee bilden. Auch die teilweise unklare

Befahrbarkeit der Quartiershöfe und Erreichbarkeit der Einzelhäuser innerhalb der Nachbarschaften

lassen Fragen offen.

Die Verfasser*innen bemühen sich, sehr viele Aspekte des klimaneutralen Bauens aufzugreifen und in

den Quartieren zu realisieren. Der Bezug zur unmittelbaren Umgebung stellt dabei jedoch noch gewisse

Herausforderungen an den Entwurf. Insbesondere der Schallschutz zur Berliner Allee kann an

einigen Stellen noch nicht konsequent genug erfüllt werden, die Kleinteiligkeit der Bebauung lässt Lücken

offen, während große Gebäudetiefen und die vorgeschlagene Ausformung der Baukörperecken

Preisgerichtsprotokoll „Wohnquartier an der Berliner Allee in Augsburg“, 16. / 17.03.2022

l.rmgeschützte Grundrisse schwer umsetzbar erscheinen lassen. Grundrissvarianten sind nur in kleinen

Ausschnitten ausgearbeitet, so dass die Lösung dieser Frage offenbleibt.

Der Entwurf ermöglicht eine gute Durchlüftung des Quartiers in Ost-West Richtung. Regenwasser wird

auf Dächern zurückgehalten und in Zisternen im Hof gespeichert. Abfließendes Wasser kann im Freiraum

in Mulden versickern. Der Erhalt des Biotops stellt für das Mikroklima einen wichtigen Faktor dar,

es sollte darauf geachtet werden, dieses nicht zu stark mit Wegen zu belegen. Durch das Aufständern

der Gebäude wird die versiegelte Fläche verringert und das Versickern von Regenwasser ermöglicht.

Besonders positiv wird gesehen, dass der Entwurf partizipative, entwicklungs- und zukunftsfähige

Quartiere vorschlägt, die für das Modellvorhaben 'Klimaanpassung im Wohnungsbau' wertvolle Impulse

geben können. Einige der vorgeschlagenen Maßnahmen sollten aber weiter vertieft werden.

Dies gilt vor allem für eine noch konsequentere Abstimmung des städtebaulichen Entwurfes auf den

Baumbestand und die Biotop- und Uferzonen sowie eine Überarbeitung der Quartierserschließung

und der typologischen Vielfalt.

Berliner Allee

Berliner Allee

Lageplan

Lageplan

Schnitt

Schnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt