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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Sanierung und Optimierung Historisches Museum Thurgau im Schloss Frauenfeld (CH)

Innenraumperspektive Handlauf

Innenraumperspektive Handlauf

5. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 8.000 CHF

GFA Gruppe für Architektur GmbH

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

RMB Engineering AG

TGA-Fachplanung

ZOSTERA Brandschutzplanung GmbH

Brandschutzplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Die am südlichen Rand der Altstadt gelegene, von Weitem gut sichtbare Schlossremise bietet einen idealen Rahmen für das neue Empfangsgebäude zum Schloss Frauenfeld und soll entsprechend umgenutzt werden. Vom Schlossgarten her erreichbar, befindet sich der Hauptzugang in der Mitte des historischen Gebäudeensembles, in unmittelbarerer Nähe des historischen Mauerringes. Der Umgang mit der denkmalgeschützten Bausubstanz zeichnet sich durch einen möglichst unveränderten Erhalt der wertvollen Substanz und äusseren Erscheinung aus. Dort, wo es notwendig und aus denkmalpflegerischen Überlegungen heraus erlaubt ist, werden konzentrierte Eingriffe vorgesehen – so wenig wie möglich und so viel wie nötig.

Der ebenerdige Haupteingang mit Windfang und geschosshoher Informationstafel führt in die grosszügige Halle der Schlossremise. Der offene Raum, dessen Umhüllungswände und Holzbalkendecke möglichst sichtbar bleiben, wird durch einen horizontalen Körper zoniert. Die Längstheke nimmt sowohl den abschliessbaren Empfang und Shop als auch die Cafeteria in Selbstbedienung auf. Dadurch entstehen betriebliche Synergien und Zuständigkeiten, die von ein- und derselben Person übernommen werden können. In der Halle wird ein Bereich mit einer locker angeordneten, frei verschiebbaren Cafétisch-Möblierung vorgesehen. Zwischen der vertikalen Erschliessung, bestehend aus Treppe und Lift, und der Halle bildet eine Holzwand mit grosszügig verglasten Öffnungen einen räumlichen, betrieblichen und brandschutztechnischen Abschluss. Die Materialisierung aus Holz nimmt den untergeordneten Charakter der Remise auf und wertet diesen durch einen mit Pinsel aufgetragenen Farbanstrich auf.

Die drei grossen Fenster der inneren Fassade, die im Sommer vollständig geöffnet werden können, verbinden den Innenraum mit dem Schlossgarten. Mit dessen Neugestaltung werden die Remise und das alte Schloss von Frauenfeld deutlich im städtischen Gefüge verankert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag «tablinum» orientiert sich an der vorhandenen Stadtstruktur und bindet Schloss und Remise durch Neugestaltung des unmittelbaren Umfelds besser an die Altstadt an. Eine einladende Treppe führt vom Schlossgarten zentral zur Schlossterrasse, wovon abgehend zwei Nebeneingänge die Waffenhalle im Schloss und den Lift im Osttrakt erschliessen. Der Haupteingang erfolgt über die Remise, welche sich als Empfangsgebäude durch die Konkurrenz der Nebeneingänge nicht behaupten kann.

Der Aussenraum wird mit einem Pflasterbelag ausgelegt, der durch drei Kiesrasenflächen zoniert wird. Diese grünen Flächen liegen etwas unmotiviert auf dem Platz. Der Kiesrasen nimmt den Baumbestand auf und dient auch als Ort für Veloabstellplätze. Nebst dem Beitrag zur Verminderung von Hitze bleibt die spezifische Nutzung etwas unklar. Insgesamt erscheint der Vorschlag zum Aussenraum noch vage und nicht zu Ende gedacht. Getreu dem Projektierungsgrundsatz «so wenig wie möglich und so viel wie nötig» fallen nach aussen in Erscheinung tretende Eingriffe mit einem Ausgang an der Südfassade des Osttrakts und einem zusätzlichen Fensterausbruch in der Schlossremise bescheiden aus. Gegenüber der Machbarkeitsstudie wird die Treppenhauswand im Osttrakt zur Gewährung von Durch- und Einblicken zusätzlich geöffnet. Auffällig ist die Platzierung des Lifts nahe der Nordwand des Osttrakts mit den dadurch verbleibenden kleinen Restflächen. Dies führt dazu, dass die Liftkonstruktion von aussen durch die Fenster präsent ersichtlich bleibt und letztere auch kaum mehr zu bedienen und zu warten sind. Das Projekt opfert viel Nutzfläche für vertikale Erschliessungen und Verkehrswege. Deshalb muss ein Teil der musealen Nutzung im UG in den Untergrund der benachbarten Liegenschaft verlegt werden. Auch der Untergrund des inneren Burgrings wird im Bereich des Osttrakts einbezogen. Die harmonische Fassadengliederung der Remise mit drei gleichwertigen Toren wird durch den in den Innenbereich verlegten Windfang nicht beeinträchtigt. In der Remise geht etwa ein Drittel des Raumangebots für ein weiteres Treppenhaus mit angrenzendem Lift verloren.

Die Vorgabe, dass die Remise ausserhalb der Museumsöffnungszeiten räumlich getrennt und betrieben werden kann, wird erfüllt. Bei der Fluchttüre der Remise muss genau geprüft werden, ob die bestehende Aussentüre genügend breit und gegen aussen geöffnet werden kann. Dasselbe gilt für die bestehende Aussentreppe hinsichtlich breite des Fluchtweges. Im Obergeschoss der Remise ist eine maximale Belegung von 50 Personen erlaubt.

Das Konzept der Reduktion aufs Wesentliche ist konsequent, nahe an der Machbarkeitsstudie und gehört im Kostenvergleich zu den günstigeren Projekten. Zu betonen ist das eher einfache und auf den unterirdischen Gang reduzierte Verbindungskonzept zwischen Remise und Schloss. Die Ausstellungsräume, Empfang und Mehrzweckraum können gut erschlossen werden und stehen in sinnvoller Beziehung zueinander.

Das Raumprogramm und die Raumgrössen wurden vergleichsweise sehr gut eingehalten, die ausgewiesenen Haustechnikräume sind allerdings zu klein dimensioniert. Der Vorschlag ist geprägt von der Absicht, mit minimalsten Mitteln einen neuen ortsbaulichen Schwerpunkt und Zugang zum Schloss zu schaffen.

Mit grosser Sorgfalt und mit ausgeprägtem Gestaltungswillen wird das Nutzungsprogramm räumlich effizient umgesetzt. Bei aller Qualität bleiben aber auch Zweifel, ob die vorgeschlagene Komposition nicht doch die vorhandenen Defizite zu wenig ausräumt.

Ebene 0: Untergeschoss - Untergeschoss

Ebene 0: Untergeschoss - Untergeschoss

Ebene 2: Hochparterre - Luftraum EG

Ebene 2: Hochparterre - Luftraum EG

Längsschnitt 1:100

Längsschnitt 1:100

Axonometrie

Axonometrie

4. Rang 5 / 5