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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Umbau Bahnhofsgebäude zu einem „Dritten Ort“ in Löhne

Blick vom Bahnhofsvorplatz

Blick vom Bahnhofsvorplatz

4. Preis

Preisgeld: 9.000

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Architektur

Erläuterungstext

1.Aufräumen

Der erste Schritt beinhaltet das Reduzieren der baulichen Substanz auf die notwendige und prägende Gebäudestruktur. Einbauten aus verschiedenen Umbauten werden abgebrochen, verschlossene historische Fensteröffnungen wieder geöffnet und Durchbrüche erstellt. Durch diesen Schritt lassen sich die puren räumlichen Qualitäten der verschiedene Räume und Säle heraustellen. 


2.Strukturieren

Der reduzierte Grundriss wird um neue Wände, Erschließungen und Einbauten ergänzt. Dieser Schritt ermöglicht es das Bestandsgebäude neu zu gliedern, um als dritter Ort zu funktionieren. Die neuen Erschließungen erlauben ein hohes Maß an Flexibilität in Bezug auf Nutzer, Nutzungszeiträumen und programmatischen Überlagerungen. 


3.Programmieren

Die neue Struktur bildet das Gerüst für das Anordnen der verschiedenen Nutzungen im Dritten Ort. Der Eingang wird durch ein neues, helles und schlichtes Vordach betont. Der Bahnhof wird um einen Aussichtspunkt ergänzt, welcher am regionalen Knotenpunkt auf die Veränderung im Bahnhof hinweist. Im Schnittpunkt der drei Säle entsteht die Zentrale als wichtiges gliederndes Element. Die eingestellte Lesegalerie vermittelt zwischen den verschiedenen Geschossen und erlaubt eine ganz neue Erschließung des Denkmals. Die Lesetreppe ins Souterrain verbindet fließend die drei verschiedenen Geschosshöhen am Wartesaal. Durch die reduzierte und einfache neue Struktur ist eine einfache Orientierung und Durchwegung des Dritten Ortes gewährleistet.


4.Nutzen

Die vorherigen Schritte erlauben es dem Bestandsgebäude vielfältige Nutzungen zu unterschiedlichen Zeiten zu ermöglichen. Die unterschiedlichen Eingänge können je nach räumlicher Schaltung im Inneren zu verschiedenen Szenarien genutzt werden. Vom Vorplatz aus ist der Dritte Ort, die Vereinsräume, die Mobilitätsstation und der 24/7 Eingang zugänglich. Die Gastronomie bespielt den Bahnhofsvorplatz. Im Westen ist ein weiterer 24/7 Eingang und die Verwaltung zugänglich. Diese differenzierte Zugänglichkeit erlaubt es den Dritten Ort Platz für verschiedene Szenarien anzubieten. 


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf greift grundsätzlich wenig in die bestehende Architektur der Gebäudehülle des Bestandsgebäudes ein. Auch die Einfügung in das bestehende Umfeld verändert sich nicht. Der Haupteingang erfolgt weiterhin über den Bahnhofsvorplatz. Weitere Eingänge ergeben sich im Erdgeschoss sowohl über den Ostflügel als auch über den Zugang vom Westen als dauerhafte Zugänge zu den Bahngleisen auch außerhalb der Öffnungszeiten des Dritten Ortes.


Ein Vordach im Bereich des Eingangsbereiches, das die gesamte Hallenbreite einnimmt, schafft einen wettergeschützten Zugang. Ein kleiner Windfang ohne weitere Nutzung schließt sich im Innenbereich der Halle an.


Die Halle beherbergt zukünftig durch mobile Einbauten Bücherei, Café und Wartesaal.


Der eingeschossige Baukörper zur Bünder Straße wird mit einer Küche bzw. Cafénutzung belegt. Dies kommt insbesondere den Nutzungen in der Halle zugute und ermöglicht eine Außengastronomie in unmittelbarer Nähe auf dem Bahnhofsvorplatz.


Die Verzahnungen der Nutzungen, die man sich gut in der Halle vorstellen könnte, lassen die Entwurfsverfasser/innen offen. Die Fläche der Halle scheint nicht auskömmlich ausgenutzt und die Nutzung als Dritter Ort sollte auskömmlicher ausformuliert sein.


Die Bücherrückgabe mit Anbindung an die Halle und ständigem Zugang ist im Erdgeschoss gut positioniert.


Aus der Halle heraus können die Bahngleise wie bisher erreicht werden, der Zugang kann jedoch auch durch eine Glastrennwand mit entsprechenden Türen außerhalb der Öffnungszeiten verschlossen werden.


Fahrkartenverkauf sowie Mobilitätsservice und Lagerflächen für die mobilen Einbauten der Halle, die bei Veranstaltungen dementsprechend flexibel weichen können, sind leicht und übersichtlich von der Halle und dem Zugang durch den Ostflügel zu erreichen.


Der Wartesaal beherbergt zukünftig eine zentrale WC-Anlage sowie Lagerflächen zur Aufnahme der mobilen Einbauten aus den Sälen bei Veranstaltungen.


Die Büchereiflächen werden sowohl in den Sälen 1. und 2. Klasse als auch im gesamten westlichen Gebäudeteil angeordnet. Separate WC-Anlagen im Erdgeschoss des Westflügels sorgen für kurze Wege. Erschlossen über das vorhandene Treppenhaus und einem neuen Aufzug in diesem Gebäudeteil wird neben dem Ober- und Dachgeschoss des Westflügels eine Galerie in den beiden Sälen erreicht, die sehr zurückhaltend zur Aufnahme von Bücherregalflächen vorgesehen ist, was den Vorteil birgt, dass diese Flächen auch zu Veranstaltungszeiten in den Sälen unberührt verbleiben können.


Als gestalterische Besonderheit wird eine großzügig angelegte Treppe aus dem Saal 1. Klasse in das Untergeschoss vorgesehen, die die angeschlossenen Räume im Untergeschoss sehr gut anbindet und deren Nutzung bereits im Erdgeschoss einbezieht. Die Treppe lädt zum Verweilen ein und kann ebenso bei z.B. Lesungen als Sitzfläche ähnlich einem ansteigenden Gestühl genutzt werden.


Im Ober- und Dachgeschoss des Ostflügels sind Versammlungs-, Vereins- und Multifunktionsräume angeordnet. Auch hier wird die vorhandene Treppe durch einen Aufzug, der diese Räumlichkeiten barrierefrei erschließt, verbunden. Separate WC-Anlagen und eine Teeküche im Ostflügel erlauben eine flexible und von den übrigen Gebäudeteilen unabhängige Nutzung.


Neben der Nutzung der vorhandenen Treppenhäuser, die einen wirtschaftlichen Umgang mit Erschließungsflächen möglich machen, wird ein weiteres großzügiges Treppenhaus im bestehenden Lichthof des Gebäudes vorgesehen. Dieses zusätzliche Treppenhaus dient der Erschließung des Dachgeschosses des Ostflügels. Dieses Treppenhaus wird weiter in die Höhe geführt und endet in einem quadratischen Aussichtsturm, der weit über das Bahnhofsgebäude hinaus sichtbar ist. Dieser Turm wird als störend und fast überflüssig wahrgenommen. Dem Betrachtenden erschließt sich die unmittelbare Nutzung nicht, ebenso stört dieser das Erscheinungsbild des Bahnhofes prägnant. Das Preisgericht empfiehlt bei einer möglichen weiteren Bearbeitung die Umsetzung des Turmes zu überdenken.


Die Umsetzung des Raumprogrammes ist gelungen, ebenso die Erfüllung der funktionalen Anforderungen. Die Umsetzung des Dritten Ortes lässt insbesondere im Bereich der Halle durch die sehr zurückhaltende Möblierung Fragen offen. Durch den geringen Eingriff in die Substanz scheinen planungs- und bauordnungsrechtliche Vorschriften berücksichtigt. Weiterhin stellt diese Lösung einen wirtschaftlichen Umgang mit dem Bahnhof dar.


Laut Erläuterungsbericht wird durch entsprechende energieeffiziente Maßnahmen das „Effizienzhaus Denkmal“ angestrebt. 


Einschätzung Regionale 2022

Der Entwurf besticht dadurch, dass er die vorhandenen Qualitäten der Halle und der Säle respektvoll in Szene setzt und durch die Verbindung der Räume den Dritten Ort als Ort der Begegnung offen ausformuliert. Die Fahrradstation ist richtig platziert und bietet Entwicklungsspielraum.

Bahnhofshalle

Bahnhofshalle

Bibliothek

Bibliothek

Grundriss EG

Grundriss EG

Längs Schnitt

Längs Schnitt

Pikto Aussichtsturm

Pikto Aussichtsturm

Pikto Zentrale

Pikto Zentrale