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Offener Wettbewerb | 04/2022

aspern Seestadt in Wien: Die öffentlichen Räume der Roten Saite Nord (AT)

1. Preis / Zur Überarbeitung aufgefordert

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Allgemein 

Das Projekt überzeugt durch seine scheinbar selbstverständliche Zeitlosigkeit und unaufgeregte Eleganz, dabei weist es bei genauerer Betrachtung zugleich eine hohe Präzision gepaart mit großer Sensibilität bei der räumlichen Gliederung und Gestaltung auf. Dabei bilden die markanten, regelmäßigen doppelten Baumreihen in der co-kreativen Meile ein ruhiges städtisches Rückgrat, das Platz für gewünschte co-kreative Aktivitäten offenlässt. Gekonnt wird die Sonnenallee gequert, ohne dass der Raumfluss unterbrochen wird, die beiden Zwillingsplätze werden auf selbstverständliche Weise integriert und bieten spezifische Milieus. Wie differenziert und bewusst die Baumreihen gesetzt sind, zeigt sich insbesondere im nördlichen Bereich der co-kreativen Meile: an der Westseite des Platzes ist die Baumreihe immer wieder unterbrochen, um den Gebäuden mehr Präsenz am Platz zu geben. Ähnlich präzise sind die Baumsetzungen bei der Einbindung der Grünen Saite und südlich der „Vinothek“ (Baufeld A9).


Die beiden Plätze im Norden und Süden akzentuieren jeweils stark differenzierte räumliche Abschlüsse ohne klare geometrische Ordnung. Der Nelson-Mandela-Platz im Norden ist in drei Teilbereiche gegliedert, den Bahnhofsvorplatz, den ÖV-Wartebereich und den runden Eingangsbereich zur co-kreativen Meile. Die klare Zonierung entspricht sehr gut den unterschiedlichen funktionalen und atmosphärischen Anforderungen dieser Platzbereiche. Der Anschluss zum westlichen Rand des Nelson-Mandela-Platzes wirkt topographisch gut gelöst. Die vorgeschlagenen Überdachungen inklusive Pavillon mit Kiosk und der starken Durchgrünung lassen eine entspannte Atmosphäre mit hoher Aufenthaltsqualität bei jeder Witterung an diesem wichtigen ÖV-Umstiegspunkt erwarten. Der Bahnhofsvorbereich kombiniert eine klare räumliche Fassung mit gut gegliederten Wegrelationen, das bestehende Bahnhofs-Flugdach wird geschickt integriert. Der Eingangsbereich zur co-kreativen Meile erhält durch seine klare Form einen deutlichen Charakter und schafft einen zusätzlichen räumlichen Akzent. Gewürdigt wird die Ausgestaltung der Gehölzbegleitung an der Westseite des Nelson-Mandela-Platzes. 


Der Zaha-Hadid-Platz ist mit einer intensiven Baumpflanzung in mehrere Teilbereiche gegliedert, der Pavillon mit Kiosk und die Wasserfläche setzen spezifische Akzente, wobei man den Pavillon auch als Umlenkpunkt von der zentrale Achse Richtung See sehen kann.


Das Projekt wird zur Realisierung vorgeschlagen. Dabei sollen die untenstehenden Anregungen noch berücksichtigt und eingearbeitet werden. Bei der Überarbeitung des Entwurfs sind darüber hinaus die Vorgaben der Stadt Wien bezüglich Errichtung und Erhaltung der Freiflächen einzuarbeiten und der Nachweis zu erbringen, dass die in den Auslobungsunterlagen definierten Kostenobergrenzen eingehalten werden. Da die Zeit aufgrund der baldigen ersten baulichen Umsetzungen drängt, und um gleichzeitig eine hohe Kontinuität in der Diskussion und in der Bearbeitung des Entwurfs zu gewährleisten, schlägt die Jury vor, dass die Projektverfasser:innen ihren Entwurf in einem dialogischen Prozess gemeinsam mit den zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt Wien, den aspern Beirat und der 3420 das Projekt schrittweise weiter entwickeln.


Allgemeines 

• Die Jury stellt die vorgeschlagene Ausgestaltung des gesamten gepflasterten Bereichs in Naturstein aus wirtschaftlicher Sicht massiv in Frage. Die Projektant:innen werden aufgefordert, entweder die Leistbarkeit zu plausibilisieren oder geeignete Vorschläge für alternative, kostengünstigere Bodenbeläge zu unterbreiten. 

• Bei der vertieften Planung der Wasserflächen werden kreative Lösungen für gleichzeitig gestalterisch überzeugende, ganzjährig erlebbare und wirtschaftlich betreibbare Realisierungen erwartet. 

• Prinzipiell ist für jeden Baum entsprechender, exklusiver Lebensraum entsprechend den Vorgaben der zuständigen Wiener Magistratsabteilungen sicherzustellen. Die Baumscheiben können nicht als wassergebundene Decke ausgeführt werden. Begehbare Baumscheiben sind nur in einzelnen Ausnahmefällen möglich. Ihre Notwendigkeit ist zu begründen. 

• Ganzjährig und intensiv genutzte Gehrelationen können nicht als wassergebundene Decken ausgeführt werden. Als Ersatz für diese Flächen sind adäquate Vorschläge zu unterbreiten. 

• Die Situierung der Stadtmöblierung, im Speziellen der Bänke, sind auch aus dem Gesichtspunkt möglichst einladender Kommunikation, im Detail darzustellen und zu plausibilisieren. Für höheren Sitzkomfort sind z.T. auch Bänke und Einzelsessel mit Armlehnen anzubieten. Es ist zu prüfen, ob Sitzgelegenheiten auf wassergebundenen Decken aufgestellt werden können. 

• Die beiden Pavillons sollten ausschließlich konsumfreien Aufenthalt anbieten, die Dimension ist auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren und die Ausgestaltung in Zusammenarbeit mit Architekt:innen und Statiker:innen zu entwickeln.


Nelson-Mandela-Platz 

• Der Anteil der versiegelten Fläche am Nelson-Mandela-Platz ist eindeutig zu hoch. 

• Lage der Grüninseln ist zu überprüfen, um einerseits die Gehrelationen, andererseits die Nutzung der EG-Zonen zu optimieren (insbesondere im Bereich des südlichen Eingangsbereichs der co-kreativen Meile) 

• Die Ausgestaltung der Hochbauten, Pavillons, Dächer und Vordächer ist in einem interdisziplinären Prozess gemeinsam mit Architekt:innen und Statiker:innen zu überarbeiten 

• Die Dimension der Haltestellenüberdachungen ist zu prüfen und wenn möglich zu vergrößern, um den ganzjährigen Witterungsschutz zu verbessern 

• Die Lage der Fahrradabstellplätze ist vor allem in Bezug auf ihre Erreichbarkeit, der Ausgestaltung und ihrer Anzahl zu überprüfen, damit ein optimaler Nutzungskomfort für Radfahrer:innen erzielt werden kann und die Bike&Ride-Funktion des Platzes betont wird.


Zwillingsplätze 

• Die Zwillingsplätze sind grundsätzlich gut gelöst, aber Baumstände in wassergebundenen Wegedecken sind nicht umsetzbar, daher ist hier eine entsprechend realisierbare Lösung zu erarbeiten. 


Zaha-Hadid-Platz 

• Prinzipiell wird die offene Struktur des Platzes begrüßt, allerdings wird ein wesentlich höherer Anteil an nicht versiegelter Flächen bzw. an Grünflächen erwartet. Der Platz muss für Veranstaltungen weiterhin nutzbar bleiben. 

• Die Positionierung des Pavillons ist in Hinblick auf den Radweg zu prüfen. 

• Die Ortbetonfläche am Zaha-Hadid-Platz ist zu begründen und Alternativen sind zu prüfen.