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Offener Wettbewerb | 04/2022

aspern Seestadt in Wien: Die öffentlichen Räume der Roten Saite Nord (AT)

Zaha-Hadid-Platz

Zaha-Hadid-Platz

Nachrücker

LAVALAND Laura Vahl

Landschaftsarchitektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Christian Marrero Jerez

Visualisierung

Erläuterungstext

aspern Seestadt: »Die öffentlichen Räume der Roten Saite Nord«


Mit dem Wettbewerb zu den öffentlichen Räumen der »Roten Saite Nord« wird ein weiterer, wegweisender Schritt gegangen, um den urbanen Organismus der Seestadt Aspern zu komplettieren. Zum und vom Herz der Seestadt - dem See und der ihn fassenden Ringpromenade –entsteht mit den Stadt- und Platzräumen der roten Saite Nord die künftige Hauptschlagader der Seestadt.


Raumsystem

Das neue Raumsystem muss sich -um ein künftiges Gefüge bilden zu können- räumlich aus dem See und seiner Ringpromenade ableiten. Die bereits geplante Seepromenade mit den Seeterrassen findet daher eine nahtlose Anbindung an den Zaha-Hadid-Platz, von wo aus die Seepassage ein Gelenk bildet zum Nelson-Mandela-Platz.


"Zum See!"

Die verbindende Entwurfsidee der Roten Saite Nord ist das Spiel mit dem Thema Wasser. Alle drei neuen Raumeinheiten werden in unterschiedlichen Arten mit dem Thema Wasser gestaltet, mal konkret, mal atmosphärisch und eher abstrakt. 

„Welcome and jump-in“ am Bahnhof und Verkehrsknoten des Nelson-Mandela-Platzes; „Tauchen Sie ein“ in den Co-Kreativen Raum der neuen Seepassage mit Ihren beiden Dächern, „Tauchen Sie auf“ und „Schnappen Sie Luft“ am Zaha-Hadid-Platz direkt am See. 


Das ist das Narrativ, an dem entlang die Orte, Angebote und Möbel der Co-Kreativen Meile entworfen und entwickelt werden sollen. So werden die Relevanz und Strahlkraft der Seestadt mit ihren außergewöhnlichen Freiräumen als ganzheitliches Ziel weiter gestärkt und ausgebaut.


Die Identität – oder der Co-Kreative Unterbau 

Das Thema des Wassers, und damit des Sees wird weiter gestärkt, betont, und zum bedeutendsten Identitätsträger. Das Wasser beantwortet neben vielen Aspekten der Klimaadaption (Regenwasserbewirtschaftung) und der Stadtökologie (Verdunstung) auf einer gestalterischen Ebene eine Kohärenz und Resilienz und bildet damit als Selbstverständnis eine optimale Grundlage für eine gesunde Urbanität und Nachbarschaft. Gleichzeitig wird dem Stadtraum mit neuen thematischen Orten zum Wasser eine Ebene eingezogen, innerhalb derer der bereits laufende Prozess der Co-Kreation fortgeschrieben werden kann.

Die Grundlage dazu bildet ein Pflaster, das nicht nur alle städtischen Programme zu tragen in der Lage ist, das anfallende Regenwasser zu „schlucken“ hilft und an besonderen Stellen das spielerisch auf die Flächen gebrachte Wasser dort für eine Zeit hält, sondern darüber hinaus mit einem gezielt flirrenden Pflasterbild den Eindruck von durch Wasser gebrochenem Sonnenlicht erzeugt.


Das Raumgefüge

„Welcome and jump-in“ am Nelson-Mandela-Platz. Der Nelson-Mandela-Platz wird zum Ankunfts- und Abschiedsort für viele Besucherinnen und Besucher der Seestadt werden, und ist somit auch eine Art Visitenkarte. Die Platzgestaltung bindet alle Gebäude gleichermaßen ein, sie verbindet zudem über einen einheitlichen Bodenteppich und eine raumfassende Baumstellung den Busbahnhof mit den Tramhaltestellen genauso wie den Vorplatz des Bahnhofs Aspern Nord. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einem großzügigen und raumgreifenden Wasserspiegel mit rauschender Wasserwand. Hier lassen sich die Gäste der Seestadt treiben in Richtung See, in einen Raum mit kreativen, kulturellen genauso wie kommerziellen Angeboten – Ein Raum der Möglichkeiten zu allen Tages-, Nacht- und Jahreszeiten.


„Tauchen Sie ein“ in einen vielschichtigen, hoch urbanen Raum unter den flirrenden Dächern und Baumkronen der Seepassagen. Flanieren, Verweilen und Stadt machen. Das sind die Vorzeichen unter denen hier Co-Kreatives Engagement auf belebenden Austausch von Gästen aus aller Welt trifft und eine kosmopolitische Identität geschaffen wird. Die Zwillingsplätze werden durch je eine Dachrauminstallation aus Photovoltaikpaneelen, Kletterpflanzen und kühlendem Verdunstungsmechanismus ideell verbunden und prägnant herausgestellt. Auf der Bodenebene bieten multifunktionale Möbel die Möglichkeiten der freien Adaption.


„Auftauchen. Durchatmen. Platz nehmen.“ Der Zaha-Hadid-Platz bietet nicht nur die Premium-Blicke auf die Stadtsilhouette und über den See zum Seepark. Hier pulsiert das kulturelle Pfund der Seestadt. Ob organisiert, kuratiert oder spontan und improvisiert. Der Zaha-Hadid-Platz wird als maximal nutzungsoffener Raum konzipiert, der den Ergebnissen städtisch-programmatischer Debatten jederzeit eine großzügige Plattform bietet. Atmosphärisch wirkt er wie eine Erweiterung des azurblauen Sees. Er trägt ein Wasserspiel mit temporärem Wasserspiegel und sorgt so für einen erfrischenden Abkühlungseffekt.

 

Raumbildung und Gehölzverwendung

Die Baumsetzung folgt einer Reihe von Grundsätzen. Zum einen wird der primäre, durch die städtebaulichen Vorüberlegungen kreierte Raum über baulinienbegleitende, aufgelöste Baumreihen betont. Stets unter strenger Einhaltung der Vorgaben zur Freihaltung der Trassenräume. Die Bäume werden außerdem konsequent in gefassten Flächen gepflanzt, wo sie von möglichen Einträgen (z.B. Salz) geschützt werden können. Darüber hinaus folgt die Baumsetzung dem Ziel, dem Phänomen der Urban-Heat-Islands entgegenzuwirken und mit den Baumkronen einen Flächenanteil von über 40% nach Erreichen der mittleren Wuchshöhe zu verschatten. Es wird, einerseits um eine hohe Biodiversität zu erreichen und andererseits um den Anwuchserfolg zu gewährleisten, ein weiter Fächer unterschiedlicher Bäume vorgeschlagen, die bereits zur Pflanzung in einer größtmöglichen Größe verpflanzt und mit einer Bewässerung ausgestattet werden sollen.


Die Co-Kreative Meile begleitend führen dem Städtebau folgend rhythmisch unterbrochene Leitbaumreihen vom Nelson-Mandela-Platz auf die Seepassagen und von dort weiter auf den Zaha-Hadid-Platz.


Ausgehend von den geplanten Baumgruppen der Nordpromenade wird der Zaha-Hadid-Platz im Inneren gefasst von Solitärgruppen unterschiedlicher Arten, die zum Teil aufgrund der Nähe zum See dem Landschaftstyp Donau-Aue der Lobau entlehnt sind. Große gemischte Dachschirme aus Birken, Weiden, Ulmen und Erlen, teilweise sehr bewusst mehrstämmig und hoch aufgeastet, werden den Platz beschatten, ihm seinen Charakter verleihen und seinen Besucherinnen und Besuchern Orte zum Verweilen anbieten.


Die beiden Zwillingsplätze sind die co-kreativen Keimzellen der Seepassagen. Hier bilden je zwei größtmögliche Baumschirme in Kombination mit den beiden zum Teil begrünten Dächern den Auftakt zu einem “überdachten“ Baumraum – den Seepassagen. Hier entsteht über die Auswahl der Bäume und deren Positionierung in Kombination mit und unter den gebauten Dächern eine ganz eigene Atmosphäre und Identität. 


Als Pendant zur Raumbildung auf dem Zaha-Hadid-Platz, hier aber in einer noch größeren Dichte, werden auch auf dem Nelson-Mandela-Platz Baumschirme in Form von freien Hainen aufgespannt. Der Nelson-Mandela-Platz wird so über die Jahre zu einem großflächig baumbestandenen Stadtplatz.


Die Aussicht

Dieser Beitrag zum Wettbewerb zu den öffentlichen Räumen der »Roten Saite Nord« nimmt die enorme Kraft der vorangegangenen Freiraumrealisierungen, Planungen und deren vorbereitenden Auseinandersetzungen in Co-Kreativen Werkstattverfahren und den Rückmeldungen der ersten Wettbewerbsphase auf, interpretiert diese und schreibt sie unvoreingenommen fort. Dieser Planungskultur tief verbunden formuliert er das Versprechen, auf Vorgaben und Hinweise, programmatischer genauso wie technischer Natur eingehen zu wollen und diese konstruktiv und kreativ in seine DNA einzuschreiben, um damit Co-Autorin eines demokratisch verhandelten Co-Kreativen Stadtbausteins zu werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der mutige Entwurf zeigt viele außergewöhnliche Ideen und überzeugt mit seiner Unverwechselbarkeit und den vielfältigen Gestaltungsideen. Leider sind die Vorschläge teilweise nur rudimentär oder widersprüchlich ausgearbeitet und entsprechen über weite Strecken nicht den Anforderungen der Auslobung. 


Die Idee eine durchgehenden Pflasterung, die organisch gemustert, gleichsam eine liegende, im Spiel von Wasser, Schatten und Nutzungsspuren Fassade bildet, fasziniert. Die organisch geformten Grünflächen machen das Leitmotiv des Entwurfs ‚Auf zum See‘ bis zum Bahnhofseingang glaubhaft erlebbar. Die zahlreichen, vielfältig ausgestalteten Wasserflächen verstärken diese gefühlte Nähe zum See noch zusätzlich. 


Diese Leitmotive durchziehen das gesamte Planungsgebiet und schaffen damit ungewöhnliche Raumangebote und unverwechselbare Stadträume. Ganz besonders augenfällig wird dies am Zaha-Hadid-Platz, der sich asymmetrisch zur co-kreativen Meile hin öffnet und damit Straßen- und Platzraum verknüpft. 


Diesen zahlreichen Qualitäten des Entwurfs stehen jedoch auch massive Schwächen entgegen: die Leistbarkeit des vorgeschlagenen Pflasters wird massiv angezweifelt, ebenso werden die zu erwartenden hohen Betriebskosten der Wasserspiele kritisch gesehen. Die vorgeschlagenen Dachkonstruktionen sind sehr unpräzise und widersprüchlich dargestellt, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Architekt:innen und Statiker:innen wäre hier wünschenswert. Die mangelnde Akzentuierung der Straßenbahntrasse wird als mit dieser Entwurfsidee kaum behebbarer Mangel gesehen. Der hohe Anteil an wassergebundenen Decken ist entsprechend den Vorgaben der Magistratsabteilungen der Stadt Wien nicht umsetzbar.

Nelson Mandela Platz

Nelson Mandela Platz

See-Passage

See-Passage

Übersichtspläne

Übersichtspläne

Nelson Mandela Platz

Nelson Mandela Platz

See-Passage

See-Passage

Zaha-Hadid-Platz

Zaha-Hadid-Platz