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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

Erweiterung Amtsgebäude und Neuordnung zentraler Omnibusbahnhof in Mittelangeln

ein 3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

MOZIA Monari + Zitelli Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

Grubert Verhülsdonk Architekten PartGmbB

Architektur

fabulism

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht 040155

STÄDTEBAU UND AUSSENANLAGEN

Die Erweiterung des bestehenden Amtsgebäudes ist als Südlicher Anbau geplant, der über die beiden Giebel des Bestandsgebäudes das Ensemble zu einer städtebaulichen Gesamtfigur um einen neuen Innenhof zusammenfügt.

Dies hat sowohl städtebauliche als auch pragmatisch, funktionale Vorteile. Das Amtsgebäude ist als ein Baukörper neuer öffentlicher Mittelpunkte der Gemeinde und nicht als ein heterogenes Konglomerat verschiedener Bauabschnitte und Epochen ablesbar. Durch die Anbindung des Neubaus an zwei Punkten auf beiden Geschossen entstehen im inneren sehr kurzen Wege.

Der neue Baukörper versucht über die Fassadengliederung die Qualitäten des historischen Amtsgebäudes aufzunehmen und zugleich die Defizite des Bestands auszugleichen.

Der zweite Bauabschnitt wird südlich des Bestandsgebäudes als Flachbau in Analogie zum nördlichen Annex vorgesehen.

Der zentrale Omnibusbahnhof wird östlich des Amtsgebäudes organisiert, die Zufahrten erfolgen wie geplant von der Schleswiger Straße und der Bahnhofstraße. Hinter dem Omnibusbahnhof liegt die Parkplatzanlage, die auch temporär für Feste, Märkte und sonstige Veranstaltungen nutzbar ist.

Der Außenraum ist in zwei klare Systeme unterteilt: den Stadtpark und zentraler Omnibusbahnhof mit Parkplatz. Der Platz ist der neue Versammlungs- und Begegnungsraum, der das neue Gebäude umgibt und zu einem Bezugspunkt innerhalb der Stadt wird. Der Platz ist so konzipiert, dass er den Fußgängerbereich um die neuen Gebäude herum erweitert und vergrößert und den Verkehrsraum der neuen Bushaltestelle optimiert

Der Park hingegen bildet eine großzügige Grünfläche, in der der vorhandene Baumbestand erhalten bleibt. Der neue Parkplatz wird in diesen Bereich durch die Verwendung von durchlässigem grünem Pflaster integriert, das eine Integration mit der Natürlichkeit des Bereichs ermöglicht.

Es werden einheimische Bäume gepflanzt, um die Artenvielfalt des Gebiets zu erhöhen und eine grüne Kontinuität auf dem gesamten Gelände zu schaffen.

Ein kleiner Spielplatz zwischen den Bäumen bildet einen gemütlichen Raum, in dem eine farbige topografische Skulptur aus Recycling-Kunststoff (EPDM) ein spielerisches Element zum Klettern für Kinder darstellt.

RAUMPROGRAMM UND FUNKTION

Im Westen und Osten entstehen im Bindeglied zwischen Altbau und Neubau zwei neue gleichwertige Eingänge – von der Hauptstraße und vom Parkplatz aus. Ein gemeinsames langgestrecktes Foyer verbindet die Eingänge miteinander. Der Innenhof prägt die Qualitäten des Foyers und ist für Veranstaltung – wie z.B. Empfang nach einer Trauung – nutzbar.

Deren gleichwertige Funktion und Gestaltung betont noch mehr die im Norden bestehende Fassade als Hauptadresse. Diesen Nordeingang wird nun den Mitarbeiter zugewiesen.

Die Kreisläufige innere Erschließung schafft kurze Wege und kommt den Mitarbeiter zugunsten. Gleichzeitig besteht nicht den Eindruck, dass es eine innere räumliche Trennung gebe zwischen Alt und Neubau. Die Mitarbeiter bekommen den Eindruck alle zusammen im selben Haus Zu Arbeiten.

Das lichtdurchflutete Foyer führt durch einen dienenden Kern zu den Veranstaltungsräumen und zu den Trauzimmer.

Das Abschließen im Erdgeschoss der Büroflure und des Zuganges der Treppe, ermöglicht eine einfache Nutzung der Säle auch außer der Betriebszeiten. Der Innenhof kann zu den Abendnutzungen offengelassen. Die Bürgerbüros an den Eingängen dienen als Anlaufstelle.

Über die im Kern liegende Treppe gelingt man im ersten Obergeschoss in eine Wartezone mit Blick auf den Innenhof. Das erste Geschoss erweist eine typische Bürostruktur mit einem innenliegende Erschießungsmöglichkeit für eine bessere interne Kommunikation der Mitarbeiter.

FASSADE UND GESTALTUNG

Ausgang für die Gestaltung der Fassaden des Neubaus sind die bestehenden Elemente des historischen Amtsgebäudes. Diese Elemente werden weitergeführt und interpretiert. Das Sichtmauerwerk aus geschlämmten Ziegeln stellt den Bezug zum Bestand her.

Das erste Geschoss mit der Büronutzung verfügt über eine Elementfassade aus Glas und Holz. Die tiefen hölzernen Auskragungen schützen zum einen die Holzfassade zum anderen stellen Sie mit den Holzlamellen den sommerlichen Wärmeschutz bei gleichzeitig hohem visuellem Komfort sicher.

KONSTRUKTION UND NACHHALTIGKEIT

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit ist eine Hybridkonstruktion aus Massivbau- und Holzbauweise gewählt. Das Erdgeschoß ist als massiver Sockel aus Mauerwerk mit Stahlbetondecke geplant. Kurze Spannweiten ermöglichen eine wirtschaftliche und ressourcenschonende Ausführung, der Schallschutz zwischen den Geschossen ist dank der Massivkonstruktion ideal. Das Obergeschoß und das Dach sind als leichter Holzbau als Holzständerkonstruktion mit sichtbarem Sparrendach geplant. Die Fassaden- und Aufdachdämmung aus Holzfaser hat eine hervorragende CO2- Bilanz, sehr gute Werte für den sommerlichen Wärmeschutz und stellt eine ökologische hochwärmegedämmte Gebäudehülle her.

Die Mauerwerkswände im Erdgeschoß erhalten aufgrund der öffentlichen Nutzung einen atmungsaktiven, widerstandsfähigen Kalkputz. Die Holzständerwände sind mit Lehmsteinen ausgefacht und mit Lehmputz verputzt. Der Lehm dient zum einen als Wärmespeicher für eine sehr gute Behaglichkeit, gleichzeitig verbessert er die Raumluftqualität und Raumakustik.

Auf den Dächern gibt es ausreichend Fläche für die Installation einer PV-Anlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine Erweiterung im Süden des bestehenden Amtsgebäudes vor. Der Busverkehr wird ringförmig um den Gebäudekomplex geführt, der Busbahnhof ist im Osten mit einer Mittelinsel angeordnet. Die Anfahrbarkeit der Mittelinsel könnte mit einer sägezahnartigen Aufstellung verbessert werden. Der Spielplatz und der Parkplatz sind gut angeordnet, wobei die Baumbepflanzung des Parkplatzes einer Jahrmarktnutzung entgegensteht. Positiv hervorzuheben ist, dass die bestehenden Bäume erhalten bleiben können.

Der Erweiterungsbau schließt mit zwei Verbindungsbaukörpern an den Giebelflächen des Bestandes an und bildet mit dem Bestandsbaukörper ein attraktives Atriumhaus. Leider wird die historische Ansicht durch den Neubau verstellt.

Die ringförmige Erschließung durch den Bestand um das neue Atrium bietet eine hohe Qualität für die Nutzung als Ruheraum, Kommunikationsbereich und Veranstaltungsfläche. Die Grundrisse sind schlüssig organisiert, die großzügigen Erschließungsflächen sind über den Innenhof sehr gut belichtet und können multifunktional genutzt werden. Die Räume für das Bürgerbüro haben nicht die von der Verwaltung gewünschte Offenheit.


Das Gebäude zeigt über einem massiv gemauerten Erdgeschoss eine auskragende Zone mit einem umlaufenden Putzbalkon, der als Sonnenschutz dient. Die Dachflächen sind mit einem flach geneigten Zinkdach versehen. Die gewählte Architektur erscheint ortsfremd, wird aber als eigenständiger Ansatz gewürdigt.  


Die vorgeschlagene optionale Erweiterung ist nicht überzeugend, sie stört das Entwurfskonzept empfindlich, da sie die attraktive Platzfläche im Osten belegt.


Die gewählte Holz-Hybridkonstruktion erscheint schlüssig, die gewählten Materialien versprechen eine nachhaltige Bauweise.

Eine insgesamt bestechend kompakte Lösung, die als wertvoller Beitrag mit einem Alleinstellungsmerkmal gewürdigt wird.


Durch die Verortung des Bussteigs auf der Ostseite der Bebauung und die Zu-/ Abfahrt zum ZOB entlang der südlichen Grundstücksgrenze wird die Bebauung gleichsam auf einer Insel verortet, die von Verkehrsflächen umflossen wird. Östlich des Omnibusbahnhofs ist die Stellplatzanlage angelegt; die zwischen den Parkstreifen geplanten Bäume schränken jedoch die Nutzung als Festplatz stark ein.

Der Vorplatz im Nordwesten wird durch ein gut gesetztes kreisrundes Beet bespielt; der kleine Platz auf der Ostseite erhält ein großes baumbestandenes Beet mit einer langgestreckten Bank, die zum Verweilen/ Warten auf den Bus einlädt. Der gepflasterte kleine Pausenhof zwischen dem Alt-/ Neubau wird durch ein Beet akzentuiert. Leider sind die restlichen Grünflächen so klein, dass der von den Verfassern versprochene Stadtpark nicht als solcher erkennbar wird.