Einladungswettbewerb | 04/2022
Neubau Hospiz „Haus des Lebens“ in München-Giesing
©Schmid Massie Studio
1. Preis / Zur Realisierung empfohlen
Preisgeld: 12.500 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Philipp Vogeley, Emil Roeck
Visualisierung
Erläuterungstext
Das Hospiz “Haus des Lebens” soll im Münchner Stadtteil Giesing an der Kreuzung Martin-Luther-Straße und Weinbauernstraße entstehen. Das Umfeld ist heterogen: unterschiedliche Bebauungsdichten und Gebäudehöhen, verschiedene Entstehungszeiten, Dachformen und architektonische Qualitäten sowie ein angrenzendes Baudenkmal im Osten und ein zweigeschossiges Bauernhaus im Norden. Der Neubau will vermitteln, und das nicht nur in städtebaulicher Hinsicht. In der Mitte der Gesellschaft und als Bestandteil des Alltäglichen ist dieser neue Typus Hospiz geplant, der sich zugleich einladend präsent und abschirmend privat in die Nachbarschaft einfügt.
Das Beständige mit dem Veränderlichen zu verknüpfen, thematisiert die Hüllfläche
des zweiteiligen Baukörpers als Analogie zum “Baum des Lebens”. In den unteren Geschossen wechseln sich raumhohe Fensteröffnungen mit geschlossenen Fassadenelementen ab, dabei wirken die lindgrünen Metallpaneele wie aufgereihte Baumstämme. In den oberen Geschossen, die jeweils zurückgesetzt sind, fächert sich die vertikale Fassadenstruktur ähnlich den Ästen einer Baumkrone auf und neigt sich
zu einer begrünten Dachfläche. Dahinter liegen geschützte Außenräume. Durch die Bepflanzung wandelt sich die äußere Erscheinung des Daches mit den Jahreszeiten.
Die vorhandene Baulinie beschreibt an der Ecksituation des Grundstücks einen kleinen Vorplatz, der den Zugang zu dem neuen Stadtbaustein offen und repräsentativ formuliert. Ein zentrales Foyer erschließt alle Nutzungseinheiten. Ebenfalls erdgeschossig eine öffentlich zugängliche Gastronomie zum Innenhof und ein Seminarbereich. In den beiden darüber liegenden Geschossen befinden sich Büros und Praxen, die eine Schnittstelle zu den privaten Nutzungen definieren.
Wesentlicher Bestandteil des Hauses sind die Hospizzimmer, die in den zurückspringenden Dachgeschossen eingerichtet werden. Von der stark befahrenen Martin-Luther-Straße abgewandt, orientieren sich die Zimmer in Richtung Osten und profitieren vom Baumbestand entlang der Grundstücksgrenze. Die freundlich gestalteten Innenräume erweitern sich in begrünten Dachterrassen und Loggien. Es gilt Schwellen abzubauen, Raum für Übergänge zu schaffen, Austausch zu erleichtern, – zwischen den Anwohnenden, Patient*innen, Angehörigen und Mitarbeiter*innen. Die Philosophie des Hauses, „Hoffnung und Leben bis zum letzten Moment“, soll sich gebäudeimmanent ausdrücken und innen wie außen erfahrbar sein.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf des Büros allmannwappner überzeugt durch eine geschickte städtebauliche Gliederung des Bauvolumens. Zwei miteinander verbundene Körper nehmen mit ihrem jeweils 2-geschossigen Sockelbaukörper geschickt die Höhenentwicklung der Nachbarschaft auf. Die Eckausbildung schafft einen angemessenen Vorraum für einen attraktiven schwellenlosen Eingang und eröffnet im Inneren einen zweigeschossigen einladenden Eingangsbereich.
Der poetische Ansatz des Baums des Lebens wird von der Jury besonders gewürdigt und bildet eine programmatische Ordnung zwischen dem Café, den Verwaltungsbereichen und den therapeutischen Bereichen in den 3-geschossigen Bereichen des Stammes und den Hospiz- und Gästezimmern in der Baumkrone.
Das Projekt zeichnet sich ebenfalls durch ein attraktives Konstruktions- und Materialkonzept aus, die Vorprüfung stellt dadurch allerdings eine erhebliche Budgetüberschreitung fest.
Das Projekt wird zur Realisierung vorgeschlagen, mit der Auflage folgende Themenbereiche im Sinne der wirtschaftlichen Optimierung zu überarbeiten:
- Glasanteil der Fassaden
- Baukonstruktion (Stahlbeton oder Holzhybrid, anstelle der Holztafelbauweise)
- Brandschutz
- Schallschutz
- Fassadenbegrünung
©Schmid Massie Studio
©allmannwappner
Lageplan
©allmannwappner
Grundriss EG
©allmannwappner
Grundriss 4. OG
©allmannwappner
Detailschnitt
©allmannwappner
Handskizze