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Nicht offene, einphasige, kooperative, städtebauliche Ideenwerkstatt mit hochbaulichem Anteil | 05/2021

Städtebauliche Entwicklung Zentrum City Nord in Hamburg

3. Preis

Preisgeld: 30.000

BOLLES+WILSON

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Erläuterungstext

Städtebau - Die Figur des “Arc du Nord“ wird von zwei Bürogebäuden flankiert. Sie verdichtet die Kante des Überseerings vorteilhaft zu einer urbanen Fassade. 

Diese gemeinsame Fassade gibt allen „Bausteinen“ eine Adresse am Überseering.

Eine Konzentration der Baumasse zur Seite des Überseerings erlaubt auf der Ebene +1 (oberhalb der Parkgarage) den notwendigen Raum für ein großzügiges öffentliches, teilweise auch halböffentliches Forum – ein neues Zentrum und Bezugspunkt für die Zentrale Zone.

Dieses zentrale Forum wird von den beiden existierenden Riegeln und auf der Ostseite vom neuen „Arc du Nord“ eingerahmt. Dieser stellt mit 14 Geschossen beim Blick auf die umgebende Bebauung keine Ausnahme dar, sondern nimmt den bereits vorhandenen Maßstab wieder auf.

Das Forum auf der Ebene +1 aktiviert und validiert das historisch modernistische „Streets in the Air“-Konzept, identitätsgebendes Merkmal der Zentralen Zone.

Der „Arc du Nord“ signalisiert und thematisiert eine neue Verbindung zwischen der Straßenebene und dem nur für Fußgänger zugänglichen Bereich – Ebene +1.

Übergreifend können durch weitere Treppen- und Rampenanlagen die Verbindung zwischen Park, dem Überseering und den oberen Ebenen vom Zentrum Nord weiter intensiviert werden. Die Bespielung des Forums mit Spielplatz und Urban Gardening könnte als Vorbild für das gesamte Gebiet werden. Aktuell gibt es Orte, die intensiver genutzt werden könnten – beispielsweise den Platz vor dem Büro- und Geschäftshaus Mexikoring 27-33. Hier stehen selbstorganisierende Aktivitäten im Fokus, die die Identifizierung der Bewohner mit dem Gebiet verstärkt. Für die untere Ebene wird eine einheitlichere Betrachtung vorgeschlagen. Hier kann vor allem mittels Lichtmanagement die Einsichtbarkeit verbessert werden.


Denkmalschutz - Durch die hohe Dichte in dem Gebiet sind viele Formen denkbar – als Referenz für den Entwurf gelten in ihrer Kubatur der Gebäudekomplex Mexikoring 20 – 23 das Büro- und Geschäftshaus Mexikoring 27 - 33 sowie die Details der Wohnungen ehemals des Deutschen Rings Mexikoring 5 - 17 und der unter Denkmalschutz stehenden Fußgängerbrücken.

Prägend für die Zentrale Zone sind die orangefarbenen Kästen, die für die Aufbewahrung von Balkonmöbeln gedacht sind. Man findet diese am Bauwerk der Wohnungen ehemals des Deutschen Rings aus dem Jahre 1972. Das Motiv der Kästen wird in den Farben Pink und Gelb für die Aufteilung der Balkone wird bei den Wohnungen rezitiert. Das Detail der neuen Brüstung der Wohnungen wiederholt die ursprüngliche Idee der denkmalgeschützten Fußgängerbrücken. Heller Sichtbeton wird kombiniert mit einem Kasten aus Blech als Handlauf. In dem neuen Wohngebäude werden diese als Blumenkästen konzipiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf beeindruckt durch seine Ambition, mit dem signifikanten Torgebäude, dem „Arc du Nord“, die Zentrale Zone im Sinne der vorhandenen hochwertigen Solitärbauten weiter- bzw. neu zu denken. Die Zeichnungen vermitteln die Atmosphäre eines neuen Quartierslebens, das sich in der City Nord entfalten könnte. Mit auf dem Dach angeordnetem Skypool, Saftbar und Kicker-Club werden die besondere Standortgunst genutzt und attraktive gemeinschaftliche Nutzungen für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen. 

Das Gremium begrüßt die erreichte Adressbildung am Überseering und auch die Signalwirkung des ikonographischen Gebäudes. Jedoch wirkt die große Geste eines axial aufgebauten Gebäudekomplexes innerhalb des vorhandenen stadträumlichen Kontextes fremd. Sie steht im Gegensatz zur Idee der Raumkomposition der Zentralen Zone der City Nord, die von einer starken Hierarchisierung und Differenzierung von Räumen geprägt ist.

Die mit der Treppen- und Rampenanlage am „Arc du Nord“ beginnende Achse mündet in eine Platzfläche, deren Öffentlichkeitsgrad ungeklärt bleibt; sie findet keinen räumlichen Abschluss.  Spielflächen, Bereiche für Urban Gardening und insbesondere die Springbrunnenanlage sind attraktive Freiraumangebote, jedoch wird die Platzfläche des Forums als zu groß eingeschätzt. Die vorgeschlagenen Nutzungen von Co-Working Spaces in den Platz flankierenden Gebäuden erscheinen nicht ausreichend bzw. nicht geeignet, den weitläufigen Raum zu beleben.  

Die markanten Gebäudekörper am Überseering sind räumlich zwar sehr präsent, wirken im Ensemble des erweiterten Betrachtungsbereiches jedoch eher isoliert. Es bleibt unklar, inwiefern das Torgebäude die Funktion eines neuen Zentrums einnehmen kann. Hierzu fehlen die klare Sortierung öffentlicher, halböffentlicher und privater Räume und die räumliche Verknüpfung zu den umgebenden Gebäudekomplexen. Es wird bezweifelt, dass die angebotenen Stege die gewünschte Vernetzung zwischen den einzelnen Ebenen, in die Nachbarschaft und in den Park leisten können. Auch das Farbkonzept wird nicht als ein Beitrag zur besseren Orientierung innerhalb des Gebietes angesehen.  

Das südlich angeordnete Bürogebäude ist aufgrund der nicht eingehaltenen Abstandsflächen in der vor-geschlagenen Form nicht realisierbar. Das symmetrisch konzipierte Ensemble würde durch eine Reduzierung um dieses Bauteil oder Teilen davon empfindlich gestört.  Das hochbauliche Konzept weist Mängel auf, die vorgeschlagenen Gebäudetiefen führen teilweise zu ungünstigen Belichtungsverhältnissen, die angebotenen Grundrisse sowohl der Wohnungen als auch der Büro- und gewerblichen Nutzungen bieten nicht die gewünschte Qualität.  

Die Stärke des Entwurfs besteht in dem Vorschlag eines besonderen, eine hohe Strahlkraft besitzenden Gebäudes, von dem eine starke Impulswirkung für die Nachbarschaft ausgehen könnte. Das Konzept bleibt jedoch in seinen städtebaulichen Entscheidungen fragmentarisch, kann in den architektonischen Lösungen nicht überzeugen und bietet daher nicht die gewünschte tragfähige Grundlage für die Revitalisierung der Zentralen Zone City Nord.

Höhenentwicklung Städtebauliche Konstallation

Höhenentwicklung Städtebauliche Konstallation

Perspektive

Perspektive

Skypool

Skypool

Gelber Tunnel

Gelber Tunnel

Ausschnitt Modell

Ausschnitt Modell