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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Neubau Kindergarten „Im Brühl“ in Aldingen

2. Preis

Preisgeld: 8.400 EUR

BJW Architekten Broghammer Jana Wohlleber

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau

Ein L-förmiger Baukörper stellt sich mit seiner schmalen Stirnseite zum Brühlweg und bettet sich in seinen Proportionen wohltuend seiner Nachbarumgebung ein. Durch die Setzung seines Volumens in die Tiefe des Grundstücks entsteht ein großzügig, fließender Vorbereich. Der Winkel öffnet sich zu Ost und Süden und bildet seinen „Rücken“ zu Norden und Westen. Somit ist eine kindergartengerechte Belichtung gewährleistet.

Bauabschnitte

Ein großer Vorteil der Holzbauweise kommt hier besonders zu tragen. Vorgefertigte Bauteile und die kurze Aufbauzeit gewährlisten einen parallelen Betrieb. Mit mindestens drei Meter Abstand zum 70er Jahre Bestandsbau ist der erste Bauabschnitt ohne Einschränkungen umsetzbar.

Innere Funktion / Räumliche Qualität

Der neue Kindergarten ist einfach und dadurch sehr übersichtlich organisiert. Im Erdgeschoss liegen die Gruppen- und Büroräume zusammen mit den Mehrzweckräumen und der Wirtschaftsküche. Im Obergeschoss sind die Gruppenräume des Kindergartens zusammenhängend untergebracht, einschließlich der zugehörigen Büroräume. Räumliches Zentrum der Kita ist eine großzügige, von oben natürlich belichtete Halle. Diese Eingangshalle kann über eine flexible Trennwand mit dem Mehrzweckraum zu einem großen Veranstaltungsbereich zusammengefaßt werden. Die Halle verbindet räumlich über einen Luftraum beide Geschosse und bietet den Kindern Orientierung und interessante Blickbeziehungen. Sowohl in der Krippe als auch in der Kita bieten Flurerweiterungen mit Ausblick ins Freie, Platz zum Spielen und zum Essen. Im Obergeschoss, sind die Flurerweiterungen durchgesteckt, dadurch werden die einzelnen Gruppenräume ablesbar und über verglaste Flure für die Kinder einseh- und damit leicht identifizierbar. Die im Obergeschoss liegenden Gruppenräume des Kindergartens haben jeweils eigene, den Gruppenräumen direkt zugeordnete Spielbereiche auf dem Flur. Darüberhinaus stellt ein durchgehender Balkon für alle Gruppenräume eine Verbindung her zum Freibereich des Kindergartens. Bei schlechtem Wetter erreichen die Ü3 Kinder Ihren Garten über die Haupttreppe und die im Erdgeschoss liegende Schmutzschleuse. Durch die beiden zentral angeordneten Garderobenbereiche können die Flurbereiche vor den Gruppenräumen ohne Einschränkungen zum Spielen genutzt werden.

Material und Konstruktion

Der Kindergarten ist als klar strukturierter, zweigeschossiger Holzbau geplant. Das Material Holz bestimmt Innen und Außen die Gestaltung des Kindergarten- Gebäudes. Eine vorvergraute, hinterlüftete Holzschalung aus Douglasie macht das Haus als Holzbau erkennbar.

Brandschutz

Das Brandschutzkonzept sieht im Obergeschoss vor, dass die Gruppen über Balkon direkt ins Freie fliehen, alternativ über die Aktivtreppe in die Halle. Dadurch können die Flure ohne Einschränkung genutzt und bespielt werden.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Ein kompakter Baukörper mit einem günstigen A/V-Verhältnis und einem konsequenten und durchgängigen Konstruktionsraster schafft gute Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Bauweise. Durch die geplante Holzbauweise entsteht ein besonders nachhaltiges Gebäude mit einer günstigen CO2-Bilanz. Auf dem Dach können PV-Flächen angeordnet werden für die Warmwasserversorgung der Küche Flächen für Solarthermie. Die Heizung erfolgt durchgängig über Fußbodenheizung. Über die zentrale Halle und deren Oberlichte wird die Nachtauskühlung vorgenommen. Die Lüftung der Kita erfolgt bis auf die Wirtschaftsküche und die Sanitärräume ausschließlich über natürliche Fensterlüftung. Durch die Betonverbunddecken werden temperaturausgleichende Speichermassen bereitgestellt.

Freianlagen

Ein kleiner Vorplatz, mit zwei Kiss & Ride Stellplätzen bildet das Entree der neuen Kita in Aldingen. Ausgestattet mit Sitzpollern und einer Platzüberdachung, führt der Vorplatz zum Eingang und zur umlaufenden Spiel- und Erschließungsplatte. Die Fahrradstellplätze, Mitarbeiter- und Besucherstellplätze sind seitlich des Vorplatzes angeordnet und schieben sich zwischen den erhaltenswerten Baumbestand. Die Mülleinhausung, nahe der Erschließungsstraße im Brühl, liegt nahe des nördlich angedachten Hausmeisterwegs. Die Spielplatte stellt die Verbindung der bestehenden Freianlage und den neuen Spielflächen her. Dabei schiebt sich diese über Sitz- und Rasenstufen in das bestehende Gelände hinein und bildet einen Übergang zum Bestand. Die Terrasse bildet, zusammen mit der raumfassenden Form der Stufenanlage, ein Amphitheater und bietet die Möglichkeiten für kleine Veranstaltungen mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Mit einer vielfältigen Ausstattung der Spielplatte, wie zum Beispiel eingelassene Trampoline, Sand- und Bewegungsflächen und einzelnen Spielpunkten, bietet die Spielplatte den Kindern viel Platz zum Spielen und Toben. Zusätzlich spendet ein Sonnensegel Schatten bei heißen Sommertagen. Westlich des Neubaus ist die Spielplatte mit weiteren Spielmöglichkeiten ausgestattet, so dass auch eine Trennung der U3 und Ü3 Kinder möglich ist. Verbunden werden beiden Seiten der Spielplatte und die das Obergeschoss über den bestehenden und ergänzten Rundweg. Zudem gliedert der Weg den offenen Spielraum. Innerhalb dessen befinden sich die bereits vorhandenen Spielelemente, wie Wippen und eine große Rutsche, dazu gibt es eine große, offene Rasenfläche zum freien Spiel. Die bestehende Reifenspielanlage in der südlichen Böschung wird zurückgebaut und von Hangrutschen ersetzt. Eine umlaufende Eingrünung bildet dann den Abschluss des Kitaaußenbereichs.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt einen winkelförmigen Baukörper vor, dessen Innenhof sich zur Strasse Im Brühl öffnet. Die Figur kann städtebaulich überzeugen, da sie sich nach Osten als Schmalseite abbildet und damit gut in die Kleinteiligkeit des Ortes passt. 


Hier findet sich konsequenterweise auch der überdachte Haupteingang, der in das Foyer mit angeschlossenem Mehrzweckraum übergeht. Beide Räume orientieren sich nach Süden zum Innenhof. Eine grosszügige Treppe, die auch als Tribüne für das Foyer verwendet werden kann führt in das Obergeschoss. Sozusagen im Gelenk des Gebäudes garantiert sie eine gleichwertige Verteilung in die beiden Raumflügel.


Die vier Gruppenräume im Obergeschoss orientieren sich zum gemeinsamen Gartenhof, während die dazugehörigen Nebenräume nach aussen angeordnet sind. Dies entspricht leider nicht der idealen Sonnenausrichtung, was teilweise kritisch betrachtet wird - jedoch konzeptionell konsequent ist. Durch das tief gesetzte Niveau des Erdgeschosses bietet der südliche Gebäudeflügel im Obergeschoss eine niveaugleiche Anbindung an das Aussengelände. Die den Hof umschliessende Balkonzone bietet grosszügige überdachte Freibereiche für die Gruppenräume im Erdund Obergeschoss.


Bedingt durch die Topographie stellt sich der Spielhof als abgesenkter Bereich gegenüber der Strasse dar. Dies kann als positive Raumzonierung gesehen werden aber auch je nach Gestaltung als „Tiefhof“ wahrgenommen werden. Nicht gelungen wird die Form der Parkierung gesehen, die eine zu grosse Fläche des Grundstücks belegt und auch am Niveausprung zum Hof keine gute Figur macht. Auch die Anlieferung des Küchenbereichs im Norden des Erdgeschosses wird kritisch gesehen.


Das Gebäude wird in Hybridbauweise vorgeschlagen. Dabei verspricht die Darstellung der Fassaden eine hochwertige Aussenwirkung und einen vernünftigen Flächenanteil von geschlossenen und verglasten Bereichen.  


Insgesamt bietet der Beitrag eine kompakte, wirtschaftliche und im positiven Sinne einfache Lösung für die gestellte Entwurfsaufgabe mit Verbesserungspotential in den o.g. Punkten.