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Einladungswettbewerb | 11/2021

Neuentwicklung Areal Küttigerstrasse in Aarau (CH)

Teilnahme

SLIK Architekten GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Architektur

Der Ansatz der Projektverfasser ist die Ausarbeitung eines graduellen Übergangs vom städtischen Platz hin zum durchgrünten Wohnquartier. Die innerstädtische Dichte verstehen sie als eine dem Ort angemessene urbane Qualität. Die Aktivierung des Erdgeschosses hin zum Weinbergplatz durch das Gebäude Kreuz, das Restaurant sowie die integrierte Tankstelle, welche bewusst nicht direkt vom Weinbergplatz erkennbar ist, sondern nur der Shop als Quartierladen, stellt einen wichtigen Impuls für die Belebung, Durchmischung und Integrierung in den Stadtraum dar. Die vier Neubauten, welche sich in ihrer Körnung und ihrem Fussabdruck am Vorgefundenen orientieren und somit eine Durchwegung und auch Durchlüftung des Areals zulassen, erscheinen in ihrer Setzung trotz deutlich höherer Gebäudehöhen als adäquat und selbstverständliche Eingliederung in das bestehende Quartier. Der gewählte zweigeschossige Zwischenbau oder Anbau, welche das denkmalgeschützte Haus mit dem Neubau hin zum Platz verbindet, wird in seiner vorgeschlagenen Ausformulierung kontrovers diskutiert. Die Absicht mit der ausgearbeiteten, gestaffelten Abfolge der Neubauten in die Tiefe, eine sich öffnende Zwischenraumabfolge zu kreieren, welche vom städtischen Auftakt, hin zum Quartiergarten führt, wird inhaltlich begrüsst. Die daraus resultierende Enge zwischen dem Auftaktgebäude und dem Bestand inkl. Erweiterung, wird hingegen in seiner Dimensionierung hinterfragt. Die vorgeschlagene Materialisierung der Gebäude unterstreicht die Absicht, die Neubauten mit dem Bestand zusammen zu weben und eine selbstverständliche städtebauliche und topographische Einbettung zu erreichen. Insgesamt überzeugt die städtebauliche Setzung und Körnung durch eine adäquate Lesung der vorgefunden und zukünftigen urbanen Themen. Trotz geforderter Dichte wirkt das Ensemble ortverträglich, ortsbildend und aktivierend. Nur in der Nahtstelle, dem Auftakt, wird die vorgeschlagene Ausformulierung in Frage gestellt. Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Effizienz schlagen die Projektverfasser die Neubauten als kompakte, einfache und robuste Volumen - mit im Zentrum liegendem Kern - vor. Das Übereinanderliegen der Balkone, Steigzonen, Küchen und Bäder, sowie der gewählte Fassadenöffnungsanteil, unterstreicht den wirtschaftlich getriebenen Fokus und prägen die Struktur der vorgeschlagenen Wohnungen. Fast alle Wohnungen sind zweiseitig oder sogar dreiseitig orientiert. Das vorgeschlagene Durchwohnen wird grundrissthematisch durch den zentralen Wohnraum mit je zwei Balkonen untermauert. Die restlichen Zimmer sind nutzungsneutral um diesen zentralen Wohnraum angeordnet. Die Tageslichtthematik wird durch die vorgeschlagene Raumhöhe entschärft. Die klare Struktur und Ausformulierung der Grundrisse überzeugt in vielen Bereich, die Raumbreite des zentralen Wohnraums wird hingegen kontrovers diskutiert. Haus vier, welches sich auf den Quartiergarten orientiert, bietet, getrieben durch die Topographie im Erdgeschoss interessante Duplex-Gartenwohnungen an. Insgesamt eine klar strukturierte Wohnanlage mit differenzierten Ansätzen und Wohnqualitäten.


Freiraum

Die umlaufenden baumbestandenen Strassenräume schaffen eine gute Anbindung an das städtische Umfeld, witzig hier ist auch der Erhalt des Gartens der Krone. Im Inneren entstehen, strukturiert über die mittige Gasse in Nord-Süd Richtung, zwei halböffentliche Räume, die sich zum Umfeld öffnen. Ein chaussierter Platz mit einem Baum, der mittels Aussparung in der Tiefgarage wächst sowie ein grüner Bereich mit Spielplatz, bieten trotz der engen räumlichen Verhältnisse ansprechende Aufenthaltsqualität.


Lärmimmissionen

Der Aussenraum wird durch die weitgehend zu den Strassen geschlossene Bebauung gut geschützt. Die vorgeschlagene mehrseitige Orientierung der Wohnungen ist hinsichtlich Wohnkomfort gut gewählt. Die Variante mit den abgewandten Schlafzimmern ist zu bevorzugen. Die Anordnungen der Gewerbenutzungen sowie der Tankstelle sind aus lärmtechnischer Sicht gut gewählt.


Stadtklima, Nachhaltigkeit

Zur Eindämmung der Lärmimmissionen der Kantonsstrasse wird eine überwiegend geschlossene Bebauung vorgeschlagen. Zwar bildet eine durchgehende Achse eine Öffnung, die sehr eng gewählten Gebäudeabstände jedoch lassen vermuten, dass der Kaltluftstrom seine Wirkung nur bedingt entfalten kann. Im engen Innenhof wird das Augenmerk insbesondere auf die Bepflanzung und sickerfähige Beläge gelegt. Insgesamt ist eine sehr kompakte Überbauung geplant mit einfachen Volumina, die bezüglich Energieeffizienz optimiert sind. Die Konstruktion ist in konventioneller Massivbauweise angedacht und nur wenige Elemente sind als vorfabrizierte Elemente geplant. Insgesamt bleibt der Vorfertigungsgrad überschaubar. Die klare Layoutkonzeption der Gebäude weist eine strenge Gliederung in zentral angeordneten Erschliessungskerne mit effizient angegliederten und durchgehenden Installationsschächten auf. Die geforderten Flächen für eine Photovoltaikanlage sind auf den Dachflächen nachgewiesen. Der Umgang mit den Themen Energie und Nachhaltigkeit zeigen eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Vorgaben und sollten sich sehr gut umsetzen lassen. Das Projekt erfüllt die gestellten Anforderungen insgesamt überwiegend in geeigneter Weise und stellt einen umsetzbaren Beitrag dar.


Wirtschaftlichkeit

Das Projekt weist mit einer Ausnützungsziffer von 2.59 die im Programm geforderte Dichte auf. Die im Projekt generierte Hauptnutzfläche HNF liegt nur knapp unter der Vorgabe aus dem Studienauftragsprogramm. Der projektspezifische Wohn- und Gewerbeanteil von 79% zu 21% erfüllt die gesetzlichen Vorgaben formal nicht und hat einen möglichen Spielraum für standortspezifische Anpassungen bereits berücksichtigt. Der Wohnungsmix bildet in seiner Diversität an Wohnungstypen als auch in der Verteilung und Quantität die Vorgaben der Bauherrschaft bereits überwiegend gut, jedoch in der Quantität insbesondere für das Anlageprojekt, nur unzureichend ab. Im Projekt wurde konsequent auf Attikaaufbauten verzichtet. Das ungenutzte Potential hätte jedoch auch Auswirkungen auf den architektonischen Ausdruck, so dass eine entsprechende Überarbeitung als problematisch angesehen wird. Insgesamt kommt das Projekt wie gefordert mit nur einem Untergeschoss aus und bietet zudem eine hohe Anzahl an Parkplätzen. Die Baukosten liegen im Vergleich zu den anderen Projekten im Durchschnitt.


Fazit

Eine eher klassische (aber verständliche) Art der Stadtinterpretation führt zu einer Idee, welche die Strassenräume stärkt. Sich wiederholende Grundmodule werden zu einer Gesamtfigur gefügt, bei der das um 90° Grad gedrehte Haus im Osten kritisch beurteilt wird.