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Award / Auszeichnung | 04/2022

Otto-Borst-Preis 2022

Ort des Lernens. Revitalisierung des Gesamtareals der ehemaligen historischen Fronfeste zum Lernstandort Tirschenreuth

DE-95643 Tirschenreuth, Hochwartstraße 3

Preis / Kategorie "Stadtbaustein"

Brückner & Brückner Architekten GmbH Tirschenreuth I Würzburg

Architektur

STADT LAND FANCK Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Lehner + Baumgärtner

Tragwerksplanung

Grünwald & Ach GmbH

TGA-Fachplanung

EAS Systems GmbH

TGA-Fachplanung

DAI Dorn Architekten Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    1.900m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 03/2018
    Fertigstellung: 02/2020

Projektbeschreibung

Die Stadt Tirschenreuth hat mit der Revitalisierung der ehemaligen historischen Fronfeste zu einem digitalen Bildungsstandort in die Zukunft der Stadt investiert und einen weiteren wichtigen Schritt in der Stadtentwicklung erreicht. Entstanden ist ein Ort für Studierende und Lehrende, der seine Geschichte erzählt. Aber es wurde auch ein historisches Gebäude wiederbelebt, das zukunftssicher mit neuer Nutzung nach vorne blicken kann. Das Konzept, neues Leben in alte Häuser mitten in der Stadt einziehen zu lassen, ist nicht nur nachhaltig und reduziert Leerstand, sondern schafft auch Identität und erhält eine viele Jahrhunderte alte Bausubstanz. Der neue Lernstandort hat eine wechselvolle Geschichte, war Fronfeste, Zehntkasten, Gefängnis und Polizeidienststelle.
Grundidee unseres architektonischen und städtebaulichen Konzeptes war es, Architektur als begehbare und erlebbare Geschichte zu denken. Aus den Mauern wurden die Außenanlagen für den neuen Hochschulstandort entwickelt. Die verschiedenen Zeitschichten bleiben im Mauerwerk deutlich erlebbar und ablesbar. Bewusst kein Gebäude, sondern eine Gartenanlage, wie früher schon einmal, ein Stadtbalkon, ein Hochschulgarten mit Blick auf das neue Gartenschaugelände. Zugleich wird aus einem jahrelang abgeschotteten und aus Sicherheitsgründen nicht zugänglichen Bereich ein öffentlicher, der auch eine barrierearme Verbindung zwischen dem Naherholungsgebiet und dem Stadtzentrum schafft. Auch die verschütteten Gewölbekeller wurden freigelegt und sind als Zeitdokument wieder erlebbar. Eiserne Gitter und die alten Fackelspuren erinnern an die frühe Geschichte des Gebäudes.
Ziel war es, das Gebäude mit einem einheitlichen und zeitgemäßen Gesamtkonzept als Bildungsstätte innerstädtisch neu zu aktivieren und energetisch zu sanieren. Durch sensible Eingriffe konnte den Anforderungen an eine moderne Hochschulzweigstelle mit digital ausgerüsteten Unterrichtsräumen Rechnung getragen werden. Die Grundstruktur des historischen Gebäudes wird dabei erhalten, sein Charakter freigelegt. Das Erd- und das Obergeschoss beherbergt Vortrags-, Seminar-, Dozenten-, und Aufenthaltsräume mit modernster technischer Ausstattung für zeitgemäßes Lernen. Im erweiterten Nordflügel ist die komplette zentrale Erschließung über eine Treppenanlage aus Stahl und Naturstein sowie eine Aufzuganlage untergebracht.
Atmosphäre, Material, Licht und Raum spielen eine herausragende Rolle. Mit Kalk geputzte, geschlämmte Wände, steinerne und hölzerne Böden. Eichenholz und Granit. Außenanlagen aus einem speziell für dieses Haus gebranntem Ziegel der die Farbigkeit der Feldsteine des Granits trägt.

Architektouren 2021 Filmbeitrag
https://byak.cloud.panopto.eu/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=af0a2c12-630c-4da9-955b-ad4000de1f0a

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Revitalisierung der ehemaligen historischen Fronfeste zu einem Bildungsstandort, einem Ort für Studierende und Lehrende, ist zugleich für die Öffentlichkeit ein Ort entstanden, der verbindet und seine Geschichte erzählt. Ein Stadtbaustein als sozialräumliches Bindeglied und als die institutionelle Revitalisierung eines historischen Ensembles. Das Ensemble war Fronfeste, Zehntkasten, Gefängnis und Polizeidienststelle. In den vergangenen Jahren stand es leer. Aus den Festungsmauern dieses besonderen Ensembles wurden die Außenanlagen für den neuen Hochschulstandort entwickelt. Die verschiedenen Zeitschichten bleiben im Mauerwerk deutlich ablesbar. So werden auch die Reste der früheren „Stadtburg“ als Baustein der Geschichte wieder erlebbar gemacht. Aus einem jahrelang nicht zugänglichen Bereich wird ein öffentlicher Platz, der nicht nur Aufenthaltsqualität für Studierende und Bürger schafft, sondern auch eine barrierearme Verbindung zwischen dem Naherholungsgebiet und dem Stadtzentrum herstellt. 


Die verschütteten Gewölbekeller wurden freigelegt und sind als Zeitdokument wieder zugänglich. Sie sind Ort für Stadtführungen, Empfänge und Kommunikation. Ziel war es, das Gebäude mit einem einheitlichen Gesamtkonzept als Bildungsstätte innerstädtisch neu zu aktivieren und energetisch zu sanieren. Aus Alt und Neu entstand eine Einheit. Durch sensible, gezielte Eingriffe und zeitgemäße Weiterentwicklung konnte den Anforderungen an eine moderne Hochschuleinrichtung Rechnung getragen werden. Atmosphäre, Material, Licht und Raum spielen eine herausragende Rolle. Mit Kalk geputzte, geschlämmte Wände, steinerne und hölzerne Böden, Eichenholz und Granit schaffen entsprechende Qualitäten. Die Außenanlagen werden von einem speziell für dieses Haus gebranntem Ziegel, der die Farbigkeit der Feldsteine des Granits trägt, geprägt. 


Dieser Beitrag überzeugt. Zum einen wird ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Innen und Außen sowie dem Gestern und Heute der historischen Stadt geschaffen, das in prägnanter Weise die Geschichte des Ortes erzählt. Zum anderen wird ein historisches Gebäude durch sensible, gezielte Eingriffe und zeitgemäße Weiterentwicklung für die gesellschaftlichen und funktionalen Anforderungen der Zukunft ertüchtigt. Der historische Charakter wird freigelegt und dem Neuen wird Raum gegeben.