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Award / Auszeichnung | 04/2022

Otto-Borst-Preis 2022

Sanierung Heizwerk

DE-99084 Erfurt, Maximilian-Welsch-Str. 6,6a

Preis / Kategorie "Stadtbaustein"

hks architekten BDA

Architektur

HEIZcraftWERK Bauherrengemeinschaft GbR

Bauherren

HKL Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

hochundweit // Digitale Methoden

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro für Bauwesen

Tragwerksplanung

BAU.WERK Planungsbüro Bien

Tragwerksplanung

lichtraum Torsten Müller

Lichtplanung

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Denkmäler, Gedenkstätten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2018
    Fertigstellung: 08/2021

Projektbeschreibung

Das Heizwerk der ehem. Gewehr- und Schreibmaschinenfabrik Erfurt ist ein städtebaulich und architektonisch prägender Bestandteil des Stadtbildes und stellt als Denkmal eines der letzten Zeugnisse des ehem. Industriestandortes im Erfurter Brühl dar.

Der Erhalt des historisch wertvollen Gebäudes und die Weiternutzung der Bau- und Raumsubstanz konnte durch einen pluralen und lebendigen Mix aus Kultur- und Veranstaltungsflächen, Gastronomie und moderner Arbeitswelten aktiviert werden.

Das Heizwerk wird somit an zentraler Stelle neben dem Theater Erfurt zu einem attraktiven und urbanen Stadtbaustein. Die Transformation des gesamten Stadtteils vom Industriestandort zum neuen Wohn- und Kulturort wird mit dieser behutsamen Entwicklung stadtbildprägender Gebäudesubstanz als Wegmarke zur Arrondierung am neuen Theaterplatz gesehen.

Die Bausubstanz zeichnet sich durch ihren besonderen Industriecharakter aus. Der Charme der morbiden Oberflächen und Materialien, der nicht mehr genutzten Technik und deren Befestigungen und die grundsolide, stabile Tragstruktur folgte einem übergeordneten Leitbild „ALT bleibt ALT – Wie wenig ist genug?“ als Sanierungskonzept.
Der ‚Radikalität der Verwendung des puren unverfälschten historischen Materials‘ und die ‚Einbeziehung der historischen Zeugnisse ins Konzept‘ stand die dialogische Entscheidung zum Weglassen bei allen Entscheidungen gegenüber.
Die Architekten hatte die Chance nach einem gewonnenen Wettbewerb im Jahr 2010, sich dem Gebäude vertieft und inhalierend hinzugeben.

Im Heizwerk entsteht das Neue im Bestehendem im respektvollen Nebeneinander durch die verbindende und komplementäre Materialisierung des Neuen. Der schroffe Industriecharakter bleibt nahezu unverändert erhalten und wird nur um das Nötigste ergänzt.
Ein Erweiterungsbau erweitert die bereits gebundene Graue Energie der Bausubstanz durch eine tageslichtgeflutete Gebäudefuge, die Zäsur zwischen Neu und Alt darstellt, gleichzeitig den urbanen Charakter der Baumasse stärkt, die ergänzenden Treppenhäuser errichtet und die thermische Hüllfläche des Bestandes reduziert. Die wechselseitige Kulisse von Bestand und galerieartiger Situation ist ein besonderes Erlebnis um die Dimension des Treppen- und Wegraumes zu erfahren.

Die Materialisierung des Neuen geht über die technisch etablierten Standards hinaus. Die Zulassungsgrenzen wurden bei den Stahl- und Schlosserdetails in gesundem Grenzgang ausgelotet.
So konnte ein besonders innovativer Ansatz als Neuinterpretation des Industrie-Sheddaches im Bogenverlauf der historischen Ziegelschildgiebels verfolgt werden. Für das Dach wurde einheimisches Fichtenholz tragend und gestaltend eingesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein ehemaliges Heizwerk wird an einem wichtigen öffentlichen Platz von Erfurt neben dem Theater zu einem attraktiven und urbanen Stadtbaustein. Er ist Bestandteil der Transformation des gesamten Stadtteils Brühl, die bereits Anfang der 1990er Jahre als Stadtsanierung begann und den Stadtteil zu einem neuen Wohn- und Kulturort entwickeln soll.  


Das Heizwerk der ehemaligen Königlich Preußischen Gewehrfabrik Erfurt stellt als Denkmal der Industriekultur eines der letzten Zeugnisse des vormaligen Industriestandortes im Erfurter Brühl dar. Weit über 125 Jahre Nutzungsgeschichte wurden durch die Sanierung, Umnutzung und Erweiterung für die nächsten Generationen gesichert. Mehr noch: durch die Veranstaltungsflächen, die dieses Projekt bietet, wird das Gebäude für die Stadt öffentlich zugänglich. Damit wird die industriekulturelle Identität des Stadtteils für alle neu erlebbar. 


Der Gebäudeentwicklung ging die Sicherung des Bestands durch die landeseigene Entwicklungsgesellschaft und der parallel dazu ausgelobte Wettbewerb voran. In dieser Zeit konnte das Heizwerk, das glücklicherweise mit langlebigen, wertigen Baustoffen und Baukonstruktionen viele Ressourcen bot, in einen sanierungsfähigen Zustand versetzt werden. Eine Besonderheit betrifft den Entwicklungsprozess: Die Nutzungsüberbrückung des gesicherten Bestandes mit temporären Nutzungen wie Konzerten, Lesungen und Ausstellungen wurde zur gesellschaftspolitischen und gemeinschaftsstiftenden Sicherungsstrategie und erwies sich als Möglichkeitsraum für Zukünftiges. Die Bausubstanz bot mit ihrem besonderen Industriecharakter viel Potenzial. Der Charme der rauen Oberflächen und Materialien, der nicht mehr genutzten Technik und deren Befestigungen und die grundsolide, stabile Tragstruktur folgte mit „Alt-bleibt-alt – Wie wenig ist genug?“ einem übergeordneten Leitbild der Architekten als Sanierungskonzept. Im Heizwerk entstand das Neue im respektvollen Nebeneinander durch die verbindende und komplementäre Materialisierung des Neuen im Bestehenden. Der schroffe Industriecharakter blieb nahezu unverändert erhalten und wurde nur um das Nötigste ergänzt. Gebrauchsspuren der letzten 100 Jahre wurden nur dort, wo zwingend erforderlich, repariert. Ein Erweiterungsbau ergänzt die vorhandene Bausubstanz angrenzend an die beiden Bestandsbauten. Als Ensemble geben sie dem Ort einen neuen urbanen Charakter. 


Mit dem Heizwerk Erfurt konnten HKS-Architekten und die Bauherrengemeinschaft „Heizcraftwerk“ einen gelungenen Beweis erbringen, dass es sich lohnt, dem Erhalt und dem materiellen, wie konstruktiven Weiterbauen des Bestands eine Chance zu geben und industriekulturelle Identität zu bewahren. So wird nicht nur an die vormals industrielle Prägung des Stadtteils Brühl mit dem Weiterbauen an deren Bausubstanz angeknüpft, sondern vor allem ein neuer öffentlicher Ort kreiert und Erfurt an zentraler Stelle funktionale Dichte gegeben.