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Offener Wettbewerb | 05/2022

Gestaltung Kerngelände Landesgartenschau 2028 in Rottweil

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Neckar gehört zur DNA der Stadt Rottweil. Er ist ein entscheidender Bezugspunkt für die Gestalt und Entwicklung der Stadt und für das urbane Selbstverständnis. So wie der Neckar die Stadt beeinflusste, spiegelte er selbst immer auch die Entwicklung Rottweils. Dieses Verhältnis von Stadt und Fluss wird im Zuge der Landesgartenschau neu ausgehandelt. Das Konzept entwickelt die Flusslandschaft des Neckar dazu als opulenten Naturraum, der neu erschlossen und in Szene gesetzt wird. Im Gegenzug bewirkt dieses reaktivierte Bezugsfeld auch für Rottweil eine Umwertung. Die Stadtsilhouette wird neu inszeniert und durch die Verknüpfung mit der Flussaue entstehen attraktive vielseitige Nutzungsangebote, die Perspektiven für das urbane Leben schaffen. Den Rahmen dafür bilden Ökologie und Stadtklima, die durch das Konzept nachhaltig positive Impulse erhalten. Damit trägt die Renaturierung der Neckaraue zur Inwertsetzung der Altstadt von Rottweil bei.

Das Konzept geht in unmittelbarer Nähe zur Altstadt auf Tuchfühlung mit der Natur und macht so Distanz zur Stadt erfahrbar. Diese Entrückung vermittelt neue Erlebnisse und Sichtweisen. Die Naturnähe lässt das Alltägliche fern erscheinen und prägt als Freizeitperspektive einen neuen Blick auf Rottweil.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ziel der Verfasser ist es, im Zuge der Gartenschau das Verhältnis von Stadt und Fluss neu zu ordnen. So wird mit dem vorgeschlagenen Konzept der Kontrast zwischen Stadt und Landschaft klar herausgearbeitet. Das Flusstal wird von den Rändern her entwickelt und mit einem gut angelegten, sehr differenzierten Wegesystem erschlossen: neben herkömmlichen Fußwegen werden kleinere weichere Saumpfade ergänzt; den Stadtgarten durchzieht eine kräftige, barrierefreie, bizarre Wegelinie, die von einem Wasserfaden begleitet ist. Fraglich scheint die Umsetzung dieses Wasserthemas, ebenso auch die Dimensionierung der Regenwassermulde am Hangfuß. 

Der Aufzug an der Hochbrücke rückt zu nah an den Bogen, sein Einstieg sollte außerdem von der Stadtseite aus erfolgen. Der dem Viadukt vorgestellte Aufzug wirkt mit seinen langen Stegen eher unglücklich und schlecht eingebunden.  Die vorgeschlagenen neuen Brücken dagegen sind auf verblüffend einfache Weise konzipiert und nutzen geschickt die vorhandene Topografie. Lediglich die Modellierung des Erdkörpers im Bereich des ehemaligen Bahndamms vermag wegen ihrer nicht gelösten Wegeanbindung noch nicht zu überzeugen.  

Generell scheint die Anbindung der Brücken an den Geh- und Radweg noch zu eng bemessen. Die Massierung der flussbegleitenden Gehölzstrukturen wird kontrovers diskutiert: die starken vegetativen Strukturen verschärfen die trennende Wirkung der Bahngleise, so dass die optische Verbindung der beidseitigen Landschaftsabschnitte scheitert. Andererseits hat der geschlossene Galeriewald mit seiner Schattenwirkung sehr positive Wirkungen auf die Gewässerökologie.

Die Lage des kiesigen ‚Neckarstrands‘ ist gut platziert, auf seiner Westseite hat der Fluss noch Raum zur Entwicklung. Die bewaldeten Hänge östlich der Stadtkante und am südlichen Stadtgraben werden kritisch gesehen, hier wäre eine lichtere Vegetationsstruktur angemessener, um die Stadtkulisse zu stärken und die Wege heller wirken zu lassen.  

Die Nutzungsschwerpunkte vermögen nur teilweise zu überzeugen: Gastronomie und Spielangebote am Alten Wehr werden positiv bewertet, der parallel am Fluss geführte Weg könnte aus gewässerökologischer Sicht etwas größeren Abstand zum Gewässer halten. Die Nutzungen nahe des ehemaligen Gaswerks wirken vor der Kulisse des Viadukts eher unruhig - hier wäre eine zurückhaltendere Haltung wünschenswert.  

Das Ausstellungskonzept scheint solide angelegt, die alles umfassende Einzäunung wäre aber noch zu diskutieren.  Insgesamt agiert die Arbeit sehr sensibel und überzeugt mit Ihrem sehr sympathischen Ansatz, die Aufgabenstellung mit einfachen, für Stadt und Talraum zurückhaltenden und angemessenen Mitteln zu erfüllen.