modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2022

Neubau Bundesoberstufenrealgymnasium für LeistungssportlerInnen (BORGL) inkl. 3-fach-Turnhalle in Wien (AT)

1. Rang / Gewinner

Franz&Sue

Architektur

Erläuterungstext

Klare Haltung

Das neue Ballsportgymnasium fügt sich ruhig in das Areal „Viola Park“ ein und bildet als viergeschossiger Baukörper einen klaren Abschluss zum Stadion. Zum Park hin erscheint die Kubatur als eingeschossiger Baukörper, welcher die Turnhalle beherbergt. Auf dem Hallendach entsteht eine grüne Dachoase, welche das Mikroklima verbessert und allen SchülerInnen und PädagogInnen einen Ort der Erholung bietet. Die erdgeschossigen Freiräume können somit für den Sportunterricht genutzt werden. 


Turnhalle als Mittelpunkt

Der erdgeschossige Rücksprung der Fassade ermöglicht einen gut erkennbaren und gedeckten Eingangsbereich zum Horrplatz. Das transparent gestaltete Erdgeschoss ermöglicht vielfältige Durchblicke zum Turnsaal und Freiraum. Es verbindet die schulischen und sportlichen Bereiche der SchülerInnen und stellt eine enge Vernetzung her. Die Turnhalle, das Herzstück des Ballsportgymnasiums, ist über die gesamte Länge aus dem Erdgeschoss erlebbar. Eine öffenbare Galerie ermöglicht Sichtbezüge und begleitet die großzügig zusammenschaltbaren Räume wie Aula, Mehrzweckraum und Speisesaal. Diese können als separate Einheiten im Regelunterricht verwendet werden oder für Sportveranstaltungen und Maturafeiern mit Catering zueinander geöffnet werden. Ebenfalls im Erdgeschoss und somit gut erreichbar und präsent ist die Verwaltung der Schule, sowie die zum Freiraum orientierte Bibliothek und der Kunstraum. Über die zentrale Sitztreppe in der Aula ist eine direkte Verbindung zu den Umkleiden im Untergeschoß und dem Zugang zur Sporthalle gewährleistet. Sie schafft zudem einen attraktiven und lebendigen Aufgang zu den darüberliegenden, dem Lernen gewidmeten, Geschossen und bietet Platz zum Treffen und Verweilen. Die Obergeschosse zeichnen sich durch ihre klare Struktur aus. Um die Mittelzone mit zentralem Luftraum, Lerninseln und Garderoben befinden sich die Homebases und Unterrichtsäume. Die sechs Homebases sind gleichmäßig auf drei Ebenen verteilt und verfügen jeweils über eine witterungsgeschützte Loggia für Unterricht im Freien oder zum frische Luft schnappen. Die Unterrichtsräume befinden sich jeweils in direktem Anschluss und orientieren sich sowohl zum Park als auch zum Stadion.


Brandschutz und Fluchtwege

Das Gebäude ist in Stahlbetonmassivbauweise mit vier oberirdischen Geschossen und einem Untergeschoss geplant. Innerhalb von 40 Metern ist von jedem Raum ein Stiegenhaus oder ein Ausgang ins Freie erreichbar. Der gemeinsame Fluchtwegeverlauf für den zweiten Rettungsweg beträgt max. 25m. Über die beiden Haupttreppen könnten aus dem zweiten und dritten Obergeschoss bis zu 500 Personen flüchten. Zur Reduktion der erforderlichen Treppen führt für einen Großteil des ersten Obergeschosses der Fluchtwege über die große Dachterrasse und eine Außenstiege. Die Turnsäle erhalten aufgrund ihrer Größe einläufige Fluchttreppen auf der Ostseite. Der zentrale Luftraum wird mit einem vierseitigem vertikalen Brandschutzvorhang von den Obergeschossen abgetrennt. Die maximale Brandabschnittsgröße beträgt 1.600m². Das Gebäude wird mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein klarer längsorientierter Baukörper, der den Horrplatz an der Ostseite begrenzt, reagiert auf den städtebaulichen Bestand und die zukünftige bereits festgelegte Baumassenentwicklung des Horrplatzes. Die drei Obergeschoße über der transparenten Eingangsebene vermögen eine starke und aber nicht sperrige Eingangssituation zum Horrplatz zu bilden und dem Fußballstadion ein maßstäbliches Gegenüber zu bieten.  

Die vermeintliche Einfachheit des Baukörpers wird durch eine Fassadengliederung mit leicht überhängenden Brüstungen, ausgestellten Verschattungselementen und eingeschnittenen "Loggien" in jedem Geschoß ziseliert- das Spiel der "ausgestellten" Beschattung wird eine Lebendigkeit und Leichtigkeit des Baukörpers bewirken. Dem platzbegleitenden Baukörper ist ostseitig ein räumlich verbundener, aber konstruktiv getrennter Turnsaal angegliedert. Dieser bietet - eingeschossig ins Gelände eingebettet - auf seinem Dach eine großzügige Freifläche an, die auch mit dem verbleibenden gewachsenen Freibereich über eine breite Treppe verbunden ist. Der Frage des Flächenverbrauchs durch den freistehenden Turnsaal steht ein großzügiges Angebot an gemeinsam zu nutzender Terrasse gegenüber. 

Das Projekt besticht durch eine Selbstverständlichkeit der funktionalen Zuordnung und Organisation über alle Geschosse. Der Grundhaltung des Projektes – der Selbstverständlichkeit entspricht auch die Ausbildung des großzügigen überdachten Zugangs zur Schule und die Wegeführungen im Inneren. Die Eingangsebene räumt dem Turnsaal die gewünschte Präsenz im Herzen der Schule ein. Eine vertikale Öffnung mit großzügiger Treppe, Sichtverbindungen über alle Geschoße, die zugleich Licht in die inneren Zonen des Volumens bringt, ermöglicht jedem einzelnen Nutzer, jeder einzelnen Nutzerin die Zughörigkeit zum gesamten Schulorganismus. 

Die funktionale Zuordnung in den Obergeschossen besticht durch leichte Orientierbarkeit durch den gemeinsamen offenen Binnenraum und die Adaptionsmöglichkeit der Departmentgrößen. Die derzeit offen dargestellten Homebases werden in der Weiterbearbeitung großteils geschützte, abgeschlossene Bereiche erfordern. Dies wird im dargestellten Flächenangebot aber keine räumlichen Defizite nach sich ziehen. Die dargestellten Größen der Homebases könnten zugunsten der Loggien reduziert werden. Die windgeschützten Freibereiche könnten auch zu unbeheizten Wintergärten weiterentwickelt werden. Die ausladende Vertikalverbindung in die Obergeschoße sollte im Längen- und Breiten-verhältnis der Öffnung überprüft werden. Die Aufwertung des Zugangs zur Turnsaalebene ist nachvollziehbar, die Wiederholung des Motivs der Stiegenanlage in das Untergeschoß wird jedoch hinterfragt.

Schnittperspektive

Schnittperspektive

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss EG

Grundriss EG

Lageplan

Lageplan