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Studienauftrag | 04/2022

Fuss-/ Veloverbindung Kreis 4 - 5 in Zürich

Sieger / Empfehlung zur Weiterbearbeitung und Realisierung

schlaich bergermann partner - sbp SE

Architektur, Bauingenieurwesen

Emch+Berger Gruppe

Bauingenieurwesen

Itten+Brechbühl AG

Architektur

GHIGGI PAESAGGI landschaft und städtebau gmbh

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Eine neue Fuß- und Fahrradbrücke über das Gleisfeld


Zwischen den Kreisen 4 und 5 plant das Tiefbauamt eine neue Fuß- und Fahrradbrücke über die SBB-Gleise. Die Kreise werden durch das Gleisfeld vor dem Hauptbahnhof getrennt. Heute verbinden die Duttweiler- und die Hardbrücke, die Langstrassenunterführung, der Negrellisteg sowie ab 2024 der Velotunnel unter dem Hauptbahnhof das Quartier Aussersihl mit dem Industriequartier. Der kommunale Verkehrsrichtplan der Stadt Zürich sieht zwischen der Hohlund der Geroldstrasse eine weitere Fuß- und Fahrradbrücke  vor.  Von 2016 bis 2018 führte das Tiefbauamt zusammen mit der SBB eine Machbarkeitsstudie durch.


Aufgrund der vielfältigen Rahmenbedingungen und der daraus folgenden komplexen Planung einer neuen Brücke über die Gleise wurde 2021 ein Studienauftrag im selektiven Verfahren durchgeführt. Das Beurteilungsgremium hat aus den fünf Beiträgen zum Studienauftrag das Projekt «Landschaftsbrücke» des Teams schlaich bergermann partner gmbh Stuttgart, Emch+Berger AG Bern, Itten+Brechbühl AG, Emch+Berger WSB AG und ghiggi paesaggi gmbh einstimmig zur Umsetzung empfohlen.


«Die elegante Brücke ist innovativ und stadträumlich gelungen. Ihre Konstruktion ist optimal auf die Funktion als Fuss- und Veloverbindung abgestimmt. Der bis zu 1,5 Meter breite Grünstreifen wird das Passieren der Brücke angenehm machen und in heissen Sommern kühlen», sagte Tiefbauamtsdirektorin Simone Rangosch an einer Medienkonferenz. Die in Stahl gefertigte Brückenkonstruktion wird vom kantonalen Polizei- und Justizzentrum (PJZ) bei der Remisenstraße zur Viadukt-/Geroldstraße mit Anschluss ans Lettenviadukt führen. Der Weg führt dabei vom Kreis 4 unter der bestehenden Kohlendreieckbrücke, Teil der Durchmesserlinie, hindurch über die Gleise und entlang des Wipkingerviadukts in den Kreis 5. Mit der Siedlungsverdichtung gewinnen Fuß- und Radverbindungen weiter an Bedeutung, sagte Stadtrat Richard Wolff: «Mit dieser Brücke schaffen wir eine weitere Quartierverbindung, die den Fuss- und Veloverkehr fördert. Darüber hinaus entsteht ein Aussichtspunkt über den Gleisen.»


Die Brücke soll 530 Meter lang und an den Aufgängen 6,5 Meter breit werden. Im 8 Meter breiten Mittelteil der Brücke wird ein Grünstreifen den Fußweg vom Fahrradweg trennen. Das offene Geländer ermöglicht freie Sicht auf das Gleisfeld und die Stadt Zürich. Die Gesamtkosten werden auf etwa 75 Millionen Franken geschätzt. Nach den öffentlichen Planauflagen gemäss §§ 13 und 16 Strassengesetz ist nach heutigem Stand 2027 eine Volksabstimmung über das Bauvorhaben geplant. Baubeginn ist frühestens 2028. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Landschaftsbrücke des Teams 5 wird vom Beurteilungsgremium einstimmig zur Weiterbearbeitung empfohlen. Gestützt auf die Diskussion des Beurteilungsgremiums und die Erkenntnisse der Vorprüfung formulierte das Beurteilungsgremium des Studienauftrags Fuss-/Veloverbindung Kreis 4-5 Empfehlungen zur Weiterbearbeitung zu Handen der Entscheidungsträger, die im Rahmen der weiteren Bearbeitung zu berücksichtigen sind. Das Projekt Landschaftsbrücke des Teams 5 hat das Beurteilungsgremium insbesondere aufgrund seines integralen und ganzheitlichen Ansatzes und der hohen baukulturellen Qualität des Entwurfes überzeugt. Die Brücke ist stadträumlich, konstruktiv und gestalterisch gelungen und schafft einen deutlichen Mehrwert, auch durch die Berücksichtigung der ökologischen Aspekte. Die Konstruktion und die Gestaltung sind optimal auf die Funktion als Fuss- und Veloverbindung abgestimmt. Es gilt, das Projekt unter Beibehaltung der gelungenen Gesamtkonzeption und deren beschriebenen Qualitäten sorgfältig weiterzuentwickeln und zu verfeinern.


Konstruktion / Wirtschaftlichkeit

• Der Fussverkehrsbereich ist so weiterzuentwickeln, dass der Begegnungsfall zwischen Kinderwagen/Rollstuhl und Reinigungsmaschine mindestens im Bereich der Schwerter gewährleistet werden kann. Dabei sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen zu berücksichtigen.

• Die Photovoltaikelemente sind aus betrieblichen Gründen und aus Gründen des Unterhalts (nahezu unmöglich wegen Gleisfelder) nicht umsetzbar.

• Der Abwurfschutz und, nach Entfernung der PV-Elemente, auch der Berührschutz sind gemäss Vorgaben SBB an die Sicherheit weiterzuentwickeln.

• Der Bauablauf und das Bauen unter Bahnbetrieb sind zu vertiefen, die Installationsflächen für den Bau sind nachzuweisen und mit den betroffenen Nutzungen in der Umgebung zu koordinieren.


Städtebau / Architektur

• Die Brücke als schlankes und elegantes Bauwerk ist in seinem Ausdruck beizubehalten, insbesondere auch der Anschluss im Bereich des Viaduktes.

• Der Wendel im Viadukt ist hinsichtlich Behindertengerechtigkeit weiterzuentwickeln und mit den gesetzlichen Anforderungen zu prüfen (Stichworte Zwischenpodeste, Lift, Neigung).

• Es sind Ersatzlösungen, die die Leichtigkeit des Entwurfs nicht stören, für die Haustechnik der Viaduktbögen aufzuzeigen.

• Die Anordnung des Fuss- und Veloverkehrsbereichs ist in Bezug auf die erzeugten Sichtbezüge sowie die natürliche Besonnung und den Schattenwurf zu prüfen.

• Die integrale Lösung der Begrünung ist zwingend weiter zu vertiefen und mit den Anforderungen der Stadt Zürich abzustimmen und als wichtiger Bestandteil des Entwurfs zu festigen.


Funktionalität und Nutzung

• Die vorgesehene Handlaufbeleuchtung ist mit einer klaren Empfehlung hin zu einer Kandelaberbeleuchtung weiterzuentwickeln. Die Aspekte der räumlichen Fassung des Brückenraumes und der Ausleuchtung, die Thematik der subjektiven Sicherheit (Gesichtserkennung), die Lichtemissionen und deren ökologische Auswirkungen sowie die Wirtschaftlichkeit sind dabei zu vertiefen. Zudem ist die Blendwirkung der Lokführenden zu vermeiden.

• Die Bepflanzung ist so weiterzuentwickeln, dass der Pflege- und Bewässerungsaufwand verhältnismässig ist und die Sicherheitsanforderungen der SBB hinsichtlich Wuchshöhe erfüllt werden. Dabei ist der Nutzen und der Effekt der Hitzeminderung weiter zu vertiefen. Das Wassermanagement und sein Potenzial sind zu optimieren. Dies unter Berücksichtigung der feuerpolizeilichen Anforderungen in Bezug auf Brandlast und der Vermeidung von Wurfgegenständen.

• Die Beschichtung und Materialisierung der Stahlflächen des mittigen Schwertes sind im Hinblick auf übermässige Aufheizung respektive deren Vermeidung zu wählen.

• Die hohe Aufenthaltsqualität respektive Erlebnisqualität als Kombination aus «Gerngehen», Hitzeminderung und Lokalklima ist dahingehend weiterzuentwickeln, dass beim Begehen der Brücke Pausen eingelegt werden können, ohne dass die Brücke zum langen Verweilen einlädt.