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Einladungswettbewerb | 04/2022

Entwicklung Stadtquartier „Südlich des Botanikums“ in München

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

O&O Baukunst

Stadtplanung / Städtebau

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

AWORKS

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

BOTANIKUM

Giorgio Morandi zeigt in seinen Bildern die Beziehung vieler Einzelteile zueinander. Die Vielfalt der Körper, die sich zu einer Familie zusammenfügen. Der Einzelne scheint in der Gemeinschaft nicht verloren zu gehen. Es entstehen Milieus, als einfache Stillleben einer alltäglichen Welt. Morandis Objekte sind eingetaucht in eine farblich gebrochene Palette.

Giorgio Morandi (* 20. Juli 1890; † 18. Juni 1964) war ein italienischer Maler und Grafiker.


Harte Schale, weicher Kern ist das städtebauliche Bauprinzip für das neue Stadtquartier in Moosach. Mehrere Einzelhäuser stehen an den Straßen zusammen. Mit leicht zueinander getreten Fassaden verbinden sie sich zu einem großen Ganzem. Jedes Haus wird durch seine Farbigkeit erkennbar. Die erdigen Farben der Häuser variieren von Weiß über Schamott, Ocker, Sienna bis hin zu Rottönen. 


Eine unverwechselbare Vedute zeigt das Quartier in der Nachbarschaft. Die Höhenentwicklung der Bebauung, fünf bis sieben Geschosse, ermöglicht eine abwechslungsreiche Stadtsilhouette. Eine imaginäre Trauflinie bestimmt die Höhenentwicklung. An der Feldmochinger Straße entstehen Hochpunkte, die als Eingangssituation den Übergang vom Siedlungsrand zum Rangierbahnhof akzentuieren.


Die Entwicklung des Quartiers folgt den Grundsätzen eines nachhaltigen Bauens. Maßnahmen zum Klimaschutz und der Umgang mit Niederschlagswasser sind wesentlicher Bestandteil der Planung. Eine ökologische und nachhaltige Begrünung unterstützt die Maßnahmen.


Die städtische Baukante gibt einen inneren Grünraum frei. Die Unterscheidung von öffentlichem und privatem Nutzungen wird formuliert. Die Eingänge und Treppenhäuser bilden zum Straßenraum hin überschaubare Erschließungseinheiten. Sie teilen die Häuser in kleinere Einheiten und ermöglichen eine maßstäbliche Körnung der Raumkante. Die notwendigen Freisitze zum Straßenraum sind als eingebundene Loggien ausgebildet.


Im Innern des Quartiers entsteht eine durchgrünte Oase für die Bewohner. Das Wachstum großer Bäume ist auf den nicht unterbauten Bereichen problemlos möglich. Zum Innenraum orientieren sich die Wohnungen mit abwechslungsreichen Freisitzen. Es wird eine Zonierung der Freiräume ermöglicht. Die punktuelle Öffnung zum Grün des Botanikums wird durch begrünte Durchgänge geschaffen. Ein großzügiger und differenziert gestalteter Spielplatz wird zum zentralen Treffpunkt im Quartier.


Ein belebtes Wohngebiet mit urbaner Nutzungsmischung ist die Basis der städtebaulichen Entwicklung. Eine hohe Dichte mit guter Wohnqualität ist das Ziel. Wohnen im Grünen soll mit den Vorteilen einer Stadt verbunden werden. Das Flexi-Heim und die Kindertagesstätte mit Außenspielflächen werden in die Bebauung selbstverständlich integriert. Es wichtiger Bestandteil der Urbanität sind Co-Working-Spaces, Praxen, Café und Dienstleistungen. Diese werden als Cluster gebündelt an Feldmochinger Straße angeboten. Die Hausgrößen geben Raum für unterschiedliche Haushaltsformen mit hoher Nutzungsflexibilität. Jeder Wohnung ist eine private Terrasse, eine Loggia, Balkone oder Dachterrassen zugeordnet.


Die Freiflächen sind für das Stadtklima von hoher Bedeutung. Sie sollten zur Verminderung der Wärmebelastung in Form von Klimaoasen ausgestaltet werden. In Anlehnung an die angrenzende Fläche des Botanikums werden langfristig günstige Wuchsbedingungen für Großbaumpflanzung aus klimaresilienten Mammutbäumen, Schnurbäumen, Sumpfeichen, Gleditsien und Amberbäumen berücksichtigt. Ein geringer Versiegelungsgrad unterstützt das nachhaltige Regenwassermanagements nach dem Schwammstadtprinzip. Örtliche dezentrale Rasenmulden speichern die Niederschläge. Die Übergänge der Freiflächen sind fließend vorgesehen. Es gibt keine Barrieren für Mensch und Tier. Der Grüne Raum soll als Ganzes zur seiner ökologischen Geltung kommen. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Die geplante Bebauung erzeugt durch die präzise bauliche Rahmung des grünen Innenbereichs eine klare Trennung zwischen Öffentlichkeit und dem großen zusammenhängenden grünen Innenhof. Einzeln ablesbare Baukörper bilden als formal verwandte Architekturen klare Raumkanten zum Straßenbereich und durch leicht ausgefaltete Fassadenfläche zum Innenhof abwechslungsreiche und wieder erkennbare Situationen. Durch die Ablesbarkeit der Baukörper wird eine zu starre Ordnung vermieden. Der Schallschutz erfolgt durch die Baukörper und verbindende Loggienbereiche und ermöglicht dennoch eine Durchlässigkeit zu den nördlichen Grünbereichen. 


Durch die entschiedene Stellung der Gebäudekanten direkt an die Straßenkante im Süden werden vorgelagerte Resträume vermieden. Die dadurch entstehende grundsätzliche Problematik der Abstandsflächen (Überschreitung der Straßenmitte) erscheint lösbar.


Zwei Hochpunkte markieren an der Feldmochinger Straße den Stadteingang bzw. die beiden Quartiersteile. Diese erscheinen in ihrer Dominanz etwas überinstrumentiert und sollten in einer weiteren Bearbeitung in ihrer Höhenentwicklung und Volumetrie stärker differenziert und in ihrer städtebaulichen Dominanz kontrolliert werden. Eine Torsituation als „Stadteingang“ erscheint nicht notwendig, eine Markierung der Quartiere zur Akzentuierung ist aber wünschenswert. Auf der Ostseite neben der Schule ist ein höheres Gebäude besser vorstellbar als auf der Westseite, die Auswirkungen auf die Schule sind dabei zu überprüfen.


Die Baukörper und ihre Typologie (Mehrspänner) und die gemeinsamen Zugänge zu jeweils 2 Treppenhauskernen schaffen eine gute Adressierung und Auffindbarkeit. 


Die Baukörper lassen insgesamt eine hohe Nutzungsflexibilität zu, so dass die Zuordnung von einzelnen Nutzungsbereichen (Wohnen vs. Nicht-Wohnnutzungen) in weiteren Schritten präzise erfolgen kann. Die Laubengangerschließung entlang der Feldmochinger Straße überzeugt nicht, hier wäre zu prüfen, ob durchgesteckte Wohnformen mit entsprechenden architektonischen Schallschutzmaßnahmen (vgl. Westen/ Norden) auch hier möglich wären um einen Laubengangsituation am Stadteingang zu vermeiden.


Grundsätzlich erscheinen die vorgeschlagenen Gebäude relativ tief. Die gezeigte Bebauungsdichte liegt deutlich über den geforderten Zielwerten. Dies erscheint jedoch lösbar, da die Gebäudetiefen punktuell verringert werden könnten, um noch bessere Wohnungsgrundrisse zu ermöglichen, ohne die Zielgröße der Dichte zu verfehlen. In der Nordostecke (Hochpunkt) ist im Weiteren zu untersuchen, wie auch hier qualitätvolles Wohnen realisiert werden könnte, wie dies in ähnlicher Situation an der Nord-West-Ecke im Entwurf gelingt. Zu untersuchen wäre, ob die dadurch resultierende Reduzierung von Geschossfläche durch ein weiteres Geschoß auf den nördlichen Gebäuden zu kompensieren wäre. 


Der große zusammenhängende Innenhof stellt ein großes Potential für das Wohnumfeld dar. Durch seine Großzügigkeit ist es möglich, die notwendigen Ansprüche an Kindergartenflächen, Brandschutz, und hochwertige Aufenthaltsbereiche entspannt umzusetzen und auch den klimatischen Belangen an nächtliche Abkühlung, Versickerung und intensiver Durchgrünung gerecht zu werden. Gleichzeitig wird ein räumlicher Schwerpunkt sinnfällig in den zentralen Bereich des Hofes gesetzt und die Kindergartenflächen an die Randbereiche gelegt.


Durch die durchgängige und geschlossene Randbebauung entlang der Feldmochinger Straße sowie im Norden des Plangebiets können die Lärmimmissionen von außen wirksam abgeschirmt werden und so ruhige Innenbereiche (Außenwohnbereiche, Kitafreispielflächen etc.) geschaffen werden. Nachvollziehbar erläutert werden die geplanten Schallschutzmaßnahmen gegen Verkehrs- und Anlagenlärm (z. B. Grundrissorientierungen, Schallschutzloggien etc.). Die Verteilung der NichtWohnnutzungen über das gesamte Plangebiet ist aus schallschutzfachlicher Sicht nicht optimal und kann zu Lärmkonflikten mit geplanten und bestehenden Wohnnutzungen (z.B. in der Torgauer Straße) führen. Die in den Hochpunkten vorgesehenen Wohnungen wurden im Wesentlichen zur lärmabgewandten Seite grundrissorientiert. Für die Eckwohnungen der Hochpunkte ist insbesondere bei den oberen Geschossen den Schallschutz zu überprüfen.


Insgesamt stellte der Entwurf einen sehr überzeugenden Beitrag dar. 

Ansicht von Norden

Ansicht von Norden

Ansicht von Süden

Ansicht von Süden

Modell

Modell