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Ideenwettbewerb mit städtebaulichem Realisierungsteil nach RPW 2013 | 05/2022

Neubebauung Post-/VoBa-Areal in Sindelfingen

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

Giesler Architekten

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

ModellArchitektur Trixi Schulz

Modellbau

Erläuterungstext

ANLASS: Das Entwurfsgebiet Post-VoBa-Areal in der Sindelfinger Mitte bietet großes Potenzial, die bestehende Stadtstruktur neu zu definieren und somit einen neuen Maßstab für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung zu setzen. Das Areal stellt aufgrund seiner zentralen Lage zwischen der Altstadt und dem Marktplatz im Norden sowie dem Bahnhof und dem Stern-Center im Süden einen bedeutenden Knotenpunkt dar. Ziel ist es, ein wichtiges, städtebauliches Bindeglied für die Sindelfinger Innenstadt zu schaffen.


STÄDTEBAULICHES KONZEPT: Der Neubau gliedert sich in zwei Volumina, die voneinander abrücken und leicht versetzt zueinander die Freifläche thematisch in zwei gleichwertige Zonen unterteilen. Hierbei entsteht in der Mitte des Areals eine natürliche Gasse, die den Bewegungsfluss zwischen Bahnhof und Altstadt aufrechterhält und gleichzeitig betont. Startund Endpunkt der Gasse bilden zwei Vorplätze, die den Besucher*innen Raum zum gemeinschaftlichen Austausch bieten. Hierbei wird das typische Wechselspiel der Altstadt zwischen engen Gassen und weiten Plätzen wieder aufgenommen.

Am südöstlichen Vorplatz wird mit der Setzung eines markanten Hochpunktes ein großstädtischer, städtebaulicher Akzent verfasst, der einen Wiedererkennungswert für die Sindelfinger Mitte schafft und Blickbeziehungen zum Bahnhof und zur Altstadt herstellt. In Richtung Wettbachplatz gliedert sich der Entwurf in die bestehende Altstadt-Struktur ein und passt sich den Gebäudehöhen den umliegenden Baukörpern in Richtung Gasse an. Ein begrünter Platz bietet Raum zum Verweilen und open air Veranstaltungen des KUBs.


NUTZUNG: Der südliche Baukörper bietet Raum für das neue Kultur- und Bürgerzentrum. Über die unteren beiden Vollgeschosse erstrecken sich Gastronomieflächen, anmietbare Proberäume und ein großer Veranstaltungsraum, der nach Bedarf flexibel umgestaltet werden kann. Die großzügige Transparenz sorgt dabei für eine ganzseitige Öffnung in den Außenbereich. In dem darüber liegenden Geschoss befinden sich Besprechungs-, Büro- und Archivräume, die eine akustische Pufferzone zwischen dem belebten Erdgeschoss und den temporären Wohneinheiten der oberen Etage ermöglichen. Ein „eingestanzter“ Innenhof lässt die natürliche Belichtung des erdgeschossigen Veranstaltungsraums zu und generiert gleichzeitig Künstlern und Musikern einen weiteren Entfaltungsraum im Herzen des KUBs. Im nördlichen Baukörper ist ein „aktiver Sockel“ vorgesehen, der u.a. Gastronomie-, Atelierund Co-Working-Flächen beinhaltet.

Erdgeschossig ist neben einer musealen Teil-Nutzung auch die Verortung einer Bibliothek denkbar. Neben zahlreichen, öffentlichen Angeboten in der Erdgeschosszone, entstehen auch hier differenzierte Wohntypologien, wie das Clusterund Mehrgenerationswohnen und weitere dauerhaft bewohnbare Wohneinheiten. Ein gemeinschaftlich genutztes Zwischengeschoss bringt die unterschiedlichen Bewohner*innen zusammen und stärkt die Nachbarschaft. Eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit angrenzend gastronomischer Nutzung ist für das oberste Geschoss vorgesehen. Auch in diesem Baukörper wird ein grüner Innenhof ausgebildet, der über eine öffentlich zugängliche Treppe erschlossen wird und als weiterer Entfaltungsraum genutzt werden kann. Hofseitig orientierte Laubengänge beleben das Nachbarschaftsgefüge und erschließen die angegliederte Wohnnutzung. Einige Dachflächen können von dem Bewohner*innen aktiv genutzt werden, weitere sind begrünt und verbessern somit das Mikroklima der Stadt.


ERSCHLIESSUNG: Geplant ist eine Tiefgarage, die den Anwohnern und Besuchern die Möglichkeit bietet, direkt vor Ort die PKW´s und Fahrräder abzustellen und straßenbegleitend das Car- und Bike-Sharing-Angebot wahrzunehmen. Die Zufahrt hierfür liegt abseits des regen Fußgängerverkehrs, am südöstlichen Rand des Grundstücks. Ebenso bindet sich das neue Areal an den ÖPNV am Verkehrsknotenpunkt Gartenstraße/Mercedesstraße an.


FREIANLAGEN: Das Areal der ehemaligen Post nimmt eine wichtige Rolle ein: es öffnet die Achse vom Bahnhof kommend zur historischen Altstadt und dient somit als Entree zum Stadtkern mit Wettbachplatz und Marktplatz. Zusammen mit der Reduzierung der Gartenstraße entsteht hier ein attraktiver, weitestgehend autofreier Baustein mit hohen Aufenthaltsqualitäten im Innenstadtbereich.

Im Freiraum verknüpft die „Spange“ aus einem auffälligen Pflasterbelag die neu entstehenden Plätze und zeichnet den intensiver genutzten Bereich mit deutlichem Innenraumbezug ab: Gastronomie, Veranstaltungen, Vernissagen und sonstige Events bespielen hier den Raum und ergänzen das städtische Leben. Auf den beiden Plätzen bieten Baumgruppen, Spielbereiche und Wasserelemente vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Das Wasser der bisher verdohlten Schwippe wird teilweise abgeleitet, tritt zurück ans Tageslicht und weist zusammen mit der Baumreihe den Weg durch die belebte Gasse. Sonnensegel zwischen den Gebäuden bilden optisch ein schützendes Dach, sodass eine heimelige Atmosphäre entsteht. Wasserelemente und Baumschatten sorgen für angenehme Kühle im urbanen Raum. In den Hof des nördlichen Gebäudes führt Besucher eine großzügige Freitreppe mit Sitzmöglichkeiten. Die ausgestellten Skulpturen im gemeinschaftlichen Werkhof bringen den Gästen das Kunsthandwerk näher.

Die Achse der Mercedesstraße wird begrünt und führt sich in der kleinen Mercedesstraße fort bis in den Marktplatz. Es entstehen grüne Aufenthaltszonen, die zum Verweilen einladen. Auch die Dachflächen werden genutzt: neben Photovoltaik-Anlagen werden Terrassen und gemeinschaftliche Gärten angeboten. Auch Lebensräume für Insekten sollen angeboten werden. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept basiert auf der Idee, die Innenstadt weiterzubauen und neu zu interpretieren. Die Gebäudeanordnung besteht aus 2 einfachen Grundformen, die über ein Hochhaus akzentuiert werden. Dabei bildet die Gebäudeanordnung tatsächlich das gewünschte Gelenk aus, das über 2 neue Plätze den vorhandenen Stadtraum Marktplatz und Wettbachplatz verknüpft. Der südlich des Hochhauses gelegene Platz bildet einen klaren Auftakt vom Bahnhof in die Innenstadt. Das nördlich liegende Hochhaus erlaubt eine gute Belichtung des Platzes und lenkt gleichzeitig in die Diagonale um, die den zweiten Platz in Richtung Wettbachplatz verbindet. Dadurch entsteht eine interessante Platzfolge über die neuen Plätze hinweg bis zum Wettbachplatz und Marktplatz. Auch die Verbindung über die Poststraße wird klar gefasst, und durch die Öffnung des Platzes im Westen von der Länge her begrenzt.


Die Höhenentwicklung nimmt die umgebenden Gebäudehöhen positiv auf und schafft über eine Abstufung im Westen die Verknüpfung der zwei unterschiedlichen Stadttypologien „Dorf“ und „Stadt“. Die Proportionen von Sockel und Hochpunkt sind stimmig. Das Hochhaus sitzt überzeugend in der Sichtachse vom Bahnhof.


Die beiden Plätze sind von der Nutzung der Freiflächen unterschiedlich ausgestaltet, mit einem urbaneren Auftakt im Südosten und der eher grünen, kleinteiligeren Platzgestaltung Richtung Altstadt/ Wettbachplatz/ Untere Torgasse. Die Einbindung des Themas Wasser Schwippe in der diagonalen Verbindungsgasse als Rinne/ Becken wird positiv bewertet, die Machbarkeit ist dabei allerdings aufgrund der Überbauung der Tiefgarage zu prüfen. Die Gartenstraße wird in das Konzept über einen durchgehenden Bodenbelag miteinbezogen und schafft damit die Verknüpfung zum Bahnhof. Genauere Angaben zur Materialität fehlen. 


Die Erdgeschosszonen sind offen gestaltet, die Foyers des KUB und Turmes mit I-Punkt richten sich folgerichtig zum südöstlichen Platz aus. Der Veranstaltungssaal öffnet sich zur diagonalen „Gasse“, was einerseits lärmtechnisch positiv zu bewerten ist, andererseits aber im Außenraum etwas beengt wirken kann. Kritisch gesehen wird die Ausformulierung der Fassade zur Gartenstraße, die durch Nebenräume/ Zufahrt etc. sehr geschlossen wirkt. Der Turm mit seinen verschiedenen Wohnformen mit Skylounge und öffentlicher Dachterrasse wird positiv bewertet. Die Erschließung muss funktional (Brandschutz etc.) geprüft werden.  


Das Wohnen auf Zeit über dem KUB funktioniert sehr gut, über einen höhergelegenen Erschließungshof über dem Veranstaltungsraum, die Wohnbebauung im Norden muss von der Belichtung her überprüft werden. Hier ist eine Reduzierung der Geschosshöhen in südlichen Teilbereichen denkbar. Der Entwurf besticht durch Einfachheit, klare Linien, die aber lebendige Freiräume bilden. Durch die Klarheit ist eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten. Die GFZ liegt im Durchschnitt und passt sich damit gut in das städtebauliche Umfeld ein. 


Die Dächer sind als begehbare Gemeinschaftsgärten mit urban farming grün gestaltet, PV wird auf dem Turm ergänzt. Neue Baumpflanzungen im Außenbereich kommen dem Mikroklima zugute. Der Mobilityhub liegt zentral auf dem südöstlichen Eingangsplatz. Insgesamt ist dieser Entwurf ein positiver Beitrag zur Weiterentwicklung dieser wichtigen Fläche in der Sindelfinger Innenstadt.

Visualisierung

Visualisierung

Grundriss mit Umgebung

Grundriss mit Umgebung

Dachaufsicht mit Umgebung

Dachaufsicht mit Umgebung

Modellfoto

Modellfoto

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Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

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