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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Sanierung und Erweiterung Rathaus Owen

2. Preis

BANKWITZ beraten planen bauen

Architektur

Wiederkehr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das bestehende Rathausgebäude wird mit minimalen Eingriffen näher an seinen ursprünglichen Grundriss aus dem Baujahr 1837 zurückgeführt. Die Wand, die im 1. OG gegen ein Fenster läuft, wird rückgebaut. Hier zieht die Bürgermeisterin ein, deren Büro sich nun direkt am Balkon Richtung Rathausplatz befindet. Ein zweiter Eingriff ist der Rückbau der nicht historischen WC Anlage im Erdgeschoss. Auch hier wird die ursprüngliche Raumgröße wiederhergestellt. Moderne WC Anlagen sowohl für Besucher als auch für Mitarbeiter befinden sich nun im Anbau.


Als Haupteingang zu den Ämtern und zum Bürgerbüro fungiert nach wie vor der Zugang des historischen Rathauses. Ein neuer barrierefreier Eingang befindet sich in der "Fuge" zwischen Alt- und Neubau. Der Ratssaal wird ebenfalls von hier erschlossen und kann so unabhängig vom Rathaus genutzt werden.


Der Anbau ist als Holzgebäude vorgesehen. Der Ratssaal im Erdgeschoss lässt sich mit großzügigen Schiebetüren direkt zum Rathausplatz hin öffnen. Aber auch nach Osten genießen die Besucher den Blick über eine Wildblumenwiese mit Retentionsfläche auf die Teck. Der Saal kann in zwei kleinere Räume unterteilt werden, welche separat erschlossen werden können. Im Untergeschoss befinden sich die Besucher WCs, die auch unabhängig vom Saal bei Festen auf dem Rathausplatz benutzt werden können. Im Obergeschoss befindet sich das Bauamt, im Dachgeschoss das Archiv und die Akten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entscheidung den stadträumlich zusammenhängenden Rathausplatz in stark gegliederte Einzelflächen aufzuteilen wird kritisch gesehen. Es entsteht eine zu starke Zonierung in einen oberen Rathausplatz und einen durch Sitzstufen abgesenkten und separierten Spielbereich. Dies entspricht nicht der Charakteristik des Ortes und schränkt die freie Bespielbarkeit des Rathausplatzes für vielfältige Festnutzungen zu sehr ein. Der Bezug zwischen Rathausplatz und dem Platz am Backhaus über die, von den Verfassern vorgeschlagene gleiche Materialwahl ist nicht überzeugend vorgetragen. Vielmehr wirkt die starke Gliederung zwischen Fahrbahn und Platzflächen unruhig und führt zu nicht nachvollziehbaren Einzelflächen in der Freiraumgestaltung. Die vorgeschlagen großformatigen Betonplatten überzeugen nicht. Hier wäre ein homogener, kleinformatiger Pflasterbelag angemessener gewesen. Die barrierefreie Erschließung über das Verbindungselement zwischen Alt- und Neubau ist gut gelöst.
Der im rechten Winkel zum Bestand gesetzte Baukörper fügt sich gut ein, hält respektvoll Abstand zum Bestand, und konkurriert nicht mit dem Rathaus. Der klare Baukörper verweist durch eine großzügige Verglasung auf den Saal im Erdgeschoss. Als Haupteingang dient weiterhin der historische Zugang, ein barrierefreier Zugang ist über den Neubau möglich. Hier würde man sich mehr Großzügigkeit für die Saalerschließung wünschen. Rathaus und Saal können getrennt genutzt werden.
Die Erschließung des Neubaus mit Treppe und Aufzug dient auch dem Bestand. Die Grundrissorganisation erscheint selbstverständlich und übersichtlich. Die Lage der WCs ausschließlich im Untergeschoss des Neubaus wird kritisiert. Es gibt kleinere Schwächen in der räumlichen Organisation.
Der Saal hat die gewünschten Außenbezüge zum Rathausplatz und zum Außenbereich mit Blick auf die Teck.
Die baulichen Eingriffe im Bestand sind minimal. Der Neubau als klar strukturierte Holzbau überzeugt und ist flexibel für Veränderungen. Das Energiekonzept ist plausibel und zukunftsfähig und bietet die Chance, beide Dachflächen mit Photovoltaik zu nutzen.
Die Räume im Obergeschoss sind gut belichtet, der Fensterflächenanteil ist angemessen.
Die Übereckverglasung im Erdgeschoss nimmt die Kraft der Giebelansicht zum Platz hin. Die Proportionen an dieser Stelle erscheinen unangemessen. Der filigrane Anschluss an den Bestand erscheint als konstruktive Herausforderung, wenn die optische Durchlässigkeit nach Süden erreicht werden soll.
Das Preisgericht lobt die selbstverständliche Grundhaltung des Entwurfs, die eine wirtschaftliche Realisierung eines nachhaltigen Gebäudes verspricht.
Grundrisse und historische Bausubstanz des klassizistischen Rathauses bleiben unangetastet. Der Haupteingang bleibt in Funktion und äußerlich unverändert. Die Erweiterung der Kellerräume beim Neubau sind archäologisch relevant. Städtebaulich ist die 90°-Drehung der Firstrichtung vorteilhaft. Der neue Eingangsbereich wirkt dadurch einladend und der Baukörper setzt sich deutlich vom Kulturdenkmal ab.