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Offener Wettbewerb | 04/2022

Erneuerung Schulanlage Fröschmatt in Pratteln (CH)

FREITAG

3. Rang

Preisgeld: 30.000 CHF

Demian Peper

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

G+T Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

B3 | Engineering und Management am Bau

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Projekt FREITAG schlagen die Verfassenden eine Komposition aus drei Gebäudekörpern vor, welche gut proportionierte und den Gebäuden sinnvoll zugeordnete Aussenräume bilden. Gleichzeitig wird das Areal so mit der Umgebung vernetzt und auf angemessene Weise ins Quartier eingebunden. Das Hauptgebäude wird als viergeschossiger Längsbau mit überhöhtem Erdgeschoss an der zentralen Achse angeordnet. Dem Eingang zum Hauptgebäude gegenüber wird ein Bau gesetzt, der im Untergeschoss die zweigeschossige Aula und im Erdgeschoss den Mittagstisch aufnimmt. Mit diesem «laternenartigen» Pavillon wollen die Projektverfassenden das öffentliche Schulareal und gleichzeitig den Haupteingang markieren. Als weiteres markantes Volumen bildet das dreigeschossige Nebengebäude, welches Sport- und Spezialräume beinhaltet, den Arealabschluss gegen Nordosten.

Die Frage nach dem Sinn des Pavillonbaus als Ersatzneubau stellt sich aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber auch ganz grundsätzlich, da der Neubau auf dem Footprint des bestehenden Traktes B zu stehen kommt, welcher eine an sich bereits funktionierende Aula enthält. Die Anordnung der drei Neubauten – Längsbau, Pavillon und Nebengebäude – entlang der Nord- Süd-Achse spannt den Raum im Areal grosszügig auf und ermöglicht ein strukturiertes Platzgefüge. Die Zugänge in das Areal und die unterschiedlichen Nutzungen sind klar lesbar. Im Zentrum wird ein grosszügiger Pausenplatz mit Pausenhalle gebildet. Die geschützten Baumreihen entlang der Parzellengrenzen werden respektiert, ergänzende Baumpflanzungen im Areal gliedern den Aussenraum sinnvoll. Bei den beiden bestehenden Zugängen von der Garten- und von der Fröschmattstrasse her werden ungedeckte Velostellplätze angeboten, beim neuen Zugang von der Zehntenstrasse werden diese vermisst. Aussagen zur Nutzung und Qualität der grosszügigen Pausenräume fehlen, mögliche Spielräume und Nischen werden vermisst.

Der vertiefte Hofgarten entlang der westlichen Fassade des Längsbaus lässt Tageslicht in die Werkräume im Untergeschoss. Dessen Funktion als Werkhof ist nachvollziehbar. Das Rasenfeld und der Allwetterplatz werden im Norden am Standort der ehemaligen Sportanlagen und anschliessend an den Längsbau angeordnet. Im Gesamten ist das Verhältnis von Belags- und chaussierten Flächen zu Grünflächen im Sinne der Biodiversität und der Aufenthaltsqualität zu hinterfragen. Alle Gebäude sind von der Nord-Süd-Achse her erschlossen. Der Zutritt zum Hauptgebäude erfolgt über eine Eingangshalle, von der die Haupttreppe und zwei Nebentreppen in die drei Obergeschosse mit den Lernateliers führen. Über eine weitere breite Treppe wird unter der Magistrale hindurch die Aula im Untergeschoss erschlossen. Im Untergeschoss des Hauptgebäudes sind zudem die Werkräume ideal an einen Hofgarten angeordnet und verfügen so über Aussenarbeitsplätze. In den Obergeschossen führt die Haupttreppe in eine Vorzone, welche je vier Lernateliers mit den zugehörigen Inputräumen erschliesst und gleichzeitig als Aufenthalt für Schülerinnen und Schüler dient.

Die erwähnte Erschliessung zur Aula im Untergeschoss, unter der Hauptachse hindurch, erscheint fragwürdig und führt dazu, dass die Aula trotz der an sich idealen Positionierung über kein angemessenes Foyer verfügt. Die Kombination von Mittagstisch und überdachter Pausenhalle erscheint ideal, wobei der Zugang von Osten her jedoch unverständlich ist. Die Zugänge zum Nebengebäude erfolgen von Süden über den Pausenplatz und von Norden über den Vorplatz an der Zehntenstrasse in eine Eingangshalle, welche auch als Tribüne mit Blick in die Dreifachturnhalle im Untergeschoss ausgelegt ist. Im Nebengebäude werden die Spezialräume und Sportnutzungen kombiniert, was gut vorstellbar ist, betrieblich aber einen erhöhten Aufwand bedeutet.

Die Anordnung der Einzelturnhalle über den Musikräumen ist konstruktiv anspruchsvoll. Im 2. Obergeschoss liegen die Räume für Naturwissenschaft und Technik und Hauswirtschaft, welche aufgrund der grossen Raumtiefen über Oblichter belichtet werden. Sowohl die herkömmliche Schulorganisation als auch die Lernlandschaften sind im Projekt ersichtlich und pädagogisch sinnvoll umgesetzt. Die Verfassenden bieten zur Umsetzung der Lernlandschaften verschiedene Varianten an. Für den schulischen Ablauf sind die von allen Seiten erreichbaren Inputräume (Darstellung 2. und 3. Obergeschoss) der im 1. Obergeschoss dargestellten Variante vorzuziehen.

Die Lernlandschaften sind über ein Haupt- und zwei Nebentreppenhäuser gut erschlossen und die WC-Anlagen und Nebenräume sind in unmittelbarer Nähe der Arbeitsplätze der Lehrpersonen und Jugendlichen angeordnet. Mit einer Fläche von bis zu 260 m2 bieten die Lernateliers zudem genügend Raum, um auch Garderoben und Spinde in die Lernateliers zu integrieren. Ausdruck und Materialität sind stark vom Baustoff Holz geprägt, der überzeugend eingesetzt wird. Die in Holz konstruierte Fassade erhält eine weiss lasierte Vertikalschalung.

Der Witterungsschutz erfolgt durch auskragende Elemente, wobei die Fassadendurchdringung der Träger zu hinterfragen ist. Der Sonnenschutz wird mit aussenliegenden Textilstoren gelöst. Die Fassaden von Hauptund Nebengebäuden sind weitgehend gleich aufgebaut. Auch wenn sie sich in der Einteilung unterscheiden, bleibt ihr Ausdruck eher schematisch. Der Projektvorschlag erfüllt die Anforderungen an die Nachhaltigkeit mit Einschränkungen. Der erhöhte Ressourcenverbrauch hat zur Folge, dass die Zusatzanforderungen an den Effizienzpfad SIA 2040 nicht eingehalten werden können (Graue Energie). Zudem wird aufgrund der hohen Gebäudetiefe die Tageslichtversorgung im Unterrichtsgebäude kritisch eingeschätzt. Der angemessene unterirdische Volumenanteil und die hohe Flächeneffizienz wirken sich hingegen positiv aus.

Das Projekt überzeugt durch eine schöne Aufreihung der Bauten an der Nord-Süd-Achse und eine angemessene Körnung, bleibt aber in seinem Ausdruck noch zu schematisch. Die städtebauliche Vernetzung im Quartier ist gut gelungen und auch die Nutzungsqualitäten lassen eine vielfältige Schullandschaft erwarten. Das Aulagebäude ist in der vorgeschlagenen Form hingegen nicht verständlich. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit müssten zudem noch optimiert werden.