modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
3. Rang 4 / 4

Offener Wettbewerb | 04/2022

Erneuerung Schulanlage Fröschmatt in Pratteln (CH)

4. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

Degelo Architekten

Architektur

BISCHOFF Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Beim Projektvorschlag AURELIA ergänzen zwei Neubauten massstäblich die umgenutzten Bestandsbauten B und C aus den 1970er-Jahren zu einer überschaubaren, campusartigen Schulhausanlage. Die zwei- bis viergeschossigen Bauten fügen sich sensibel und selbstverständlich in die Nachbarschaft ein. Bestands- und Neubauten bilden im Zusammenspiel gut proportionierte, nutzbare Aussenräume.

Die einheitliche, äusserst zurückhaltende Fassadenausbildung fasst alle vier Bauten zu einer neuen Einheit zusammen. Die Lesart des Campus als Gruppe autonomer Gebäude mit eigenen Erschliessungen wird durch die zentrale, verbindende und als Innenraum konzipierte Eingangshalle verunklärt. Sie unterbricht das Kontinuum des Aussenraums und erschwert den öffentlichen Zugang zu den auch ausserschulisch genutzten Funktionen wie Sporthallen und Aula.

Die Setzung der Gebäude ermöglicht mehrere Pausenhöfe mit unterschiedlichen Aufenthaltsmöglichkeiten, wie der südliche Zugangsplatz mit Mehlbeeren, der östliche Zugangsplatz mit Brunnen und Eiche sowie der Blasen-Baumhain im Norden. Die geschützte Baumreihe entlang der Zehntenstrasse wird ergänzt, entlang der Fröschmattstrasse wird die geschützte Ahornreihe auf Grund des Zustands erneuert. Ergänzende Baumpflanzungen im Areal werden thematisch differenziert und die vorgesehenen Strauch- sowie Staudenpflanzungen unterstützen die Gliederung der Räume. Bei den jeweiligen Eingangsbereichen werden dezentral angeordnete, gedeckte Velostellplätze angeboten. Ein Zugang von der Zehntenstrasse her wird vermisst. Das Konzept nutzt strategisch geschickt die Neubauten für die neuen Nutzungen wie offene Lernateliers und Doppelturnhallen und die Flexibilität der Bestandsbauten für die übrigen Fachunterrichtsräume.

Die in Trakt B vorgeschlagene Schulleitung sollte funktional näher bei den Lernateliers liegen. Im Schulneubau werden die Lernlandschaften bzw. die Unterrichtsräume über einen zentralen Lichthof mit zwei offenen Treppen erschlossen. Auf drei Obergeschossen befinden sich je vier Lernlandschaften mit sechs Inputräumen, von denen je zwei auch unabhängig von der Halle her erschlossen sind. Sowohl das herkömmliche Schulmodell als auch die Lernlandschaften funktionieren aus pädagogischer Sicht. Die Organisation der Lernlandschaften auf sehr knapper Fläche wirkt jedoch gedrängt und eng. Für Garderoben ist auf den Geschossen kein Platz vorhanden.

Die vorgeschlagene zentrale Spindanlage im Erdgeschoss ist eher unpraktikabel und verstellt den Eingang. Trotz des Erhalts von Trakt B wird die bestehende Aula abgerissen und zusammen mit dem Mittagstisch neu erstellt und wiederum unterirdisch angeordnet.

Für Charakter, Ausstrahlung und Nutzbarkeit beider Räume ist die Untergeschosslage unverständlich. Gesamthaft wird das Potential der Erdgeschosse als attraktive und kommunikationsfördernde Eingangsgeschosse an der verbindenden Erschliessungsachse nicht ausgeschöpft – und damit entfällt auch ein wesentlicher Vorteil der Campusanlage. Der zentrale Lichthof im Schulneubau funktioniert in seiner beabsichtigten, dargestellten Offenheit nicht. Wie im Sporthallenbau und in Trakt B fehlen auch hier vertikale Fluchtwege, die direkt ins Freie führen. Struktur, Aufbau und Gestaltung der Fassaden wirken uninspiriert. Einfachheit droht ins Banale zu kippen. Der Charakter der Bestandsbauten B und C aus den 70er Jahren geht durch die neue Fassadenausbildung fast gänzlich verloren. Im Hinblick auf den Ressourcenverbrauch ist der Projektvorschlag dank dem Erhalt und der Erneuerung der Trakte B und C ein effizientes Projekt.

Die grosse PV-Anlage und die differenzierte Aussenraumgestaltung wirken sich zusätzlich positiv auf die Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforderungen aus. Ein Konzept für die Gebäudetechnik ist hingegen nicht erkennbar und die vorgeschlagene Etappierung des Schulneubaus ist nicht praktikabel. Die überraschend einfache und intelligente Konzeptidee des Schulcampus mit dem Erhalt der Trakte B und C und der stimmigen und massstäblichen Ergänzung durch die zwei Neubauten besticht. Sie zeigt sich als äusserst flächeneffizient, wirtschaftlich und nachhaltig. Der sensible Einbezug der Bestandsbauten in einen zeitgemässen Schulcampus stellt eine überzeugende und wertvolle Antwort auf den Umgang mit unserer gebauten Umwelt und deren Weiterverwendung dar.

Das Potenzial des Konzeptes wird jedoch in der Grundriss- und Fassadenentwicklung architektonisch nicht genutzt. Insgesamt überwiegen die Defizite, insbesondere in den wenig attraktiven Erdgeschossen mit der konzeptionell unverständlichen Eingangshalle, in den gedrängten Lerngeschossen und der Ausbildung der Fassaden.

3. Rang 4 / 4