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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2022

Umgestaltung Lange Straße in Nienburg/Weser

Visualisierung Ernst-Thoms-Platz

Visualisierung Ernst-Thoms-Platz

1. Preis

Preisgeld: 24.000

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Schmitz Schiminski Nolte Mathee

Lichtplanung

WILLNER VISUALISIERUNG

Visualisierung

Erläuterungstext

Prägend für das Bild der Altstadt von Nienburg ist die räumliche Lage der Langen Straße. Entsprechend der Lagegunst werden einzelne Orte durch die landschaftsarchitektonischen Interventionen qualifiziert und miteinander vernetzt. Innerhalb des Realisierungs- und der Ideenbereiche entsteht ein übergeordnetes Freiraumsystem das erlebbare Bezüge und qualitätsvolle Verbindungen herstellt. Unter dem Aspekt der Grauen Energie wird ein hoher Wiederverwertungsgrad der vorhandenen Materialien angestrebt.

Bestandsmaterial wird bedarfsabhängig ergänzt und im Rahmen des neuen Konzepts entsprechend seiner „Talente“ eingesetzt. Am Ernst-Thoms-Platz und am Antritt Spargelbrunnen werden zwei großzügige, urbane Platzsituationen definiert und durch ein lineares Freiraumsystem miteinander verbunden. Die so entstehende Raumfolge bildet eine prägende Identität entlang der Langen Straße aus. Über die Seitenstraßen werden die umliegenden Stadtplätze, die angrenzenden Grünzüge und die Weser angebunden.

Innerhalb der Langen Straße und den neuen Antritten erstreckt sich ein homogener Teppich aus vorhandenem Naturstein, ergänzt mit neuem, gesägtem Naturstein im Passeverband. Überwiegend aus dem Bestand gewonnen eignen sich die Haptik und das Format des Steins besonders gut um an bestehende Strukturen anzuarbeiten. Um eine zusammenhängende räumliche Einheit zu bilden, wird der Passeverband in den Randbereichen der Seitenstraßen weitergeführt. In den Zonen für Lieferverkehr wird der gut befahrbare Klinker in Reihe verbaut und ergänzt durch neues Material, wodurch die Seitenstraßen eine eigenständige Systematik im Gesamtbild erhalten. Durch den neuen Ausbaustandard entstehen barrierefreie Zugänge in sämtlichen Bereichen. Die Flächen entlang der Langen Straße und den befahrbaren Seitenstraßen werden akzentuiert von Entwässerungslinien die auch als taktiles Leitsystem fungieren.

Außerhalb der Rinnen wird das System durch taktile Leitstreifen und Klopfkanten an den entsprechenden Häuserkanten ergänzt. Im zentralen Bereich der Langen Straße entsteht eine prägnante, weitläufige Platzformation mit Anbindung an Markt- und Kirchplatz. Auf diesem „Langen Platz“ wird die Mitte mit changierendem Langformat-Klinker im Diagonalverband ausgeführt.

Das Ensemble betont durch Material- und Musterwechsel die kleinteiligen, historischen Strukturen der Altstadt und schafft zugleich einen qualitätsvollen, nutzungsoffenen Aufenthaltsraum zum Flanieren, für Märkte, Außengastronomie und Stadtfeste. Um die vielen verschiedenen Nutzungen zu ermöglichen wird der zentrale Bereich freigehalten von Bebauung und vegetativen Elementen. Kontrastierend hierzu werden die Bestandsgehölze nördlich und südlich des „Langen Platzes“ erhalten und ergänzt. Durch die platzartige Gestaltung wird die Fußgängerfreundlichkeit in den Vordergrund gestellt. Am Kirchplatz entsteht eine Intarsie mit einem Mosaik aus geschnittenen Natursteinplatten aus dem Bestand. Durch den Kontrast zum Passe- Verband entstehen eigenständige, ablesbare Plätze. Der Kirchplatz und der Lange Platz werden so als besondere Orte hervorgehoben und erzeugen eine besondere Atmosphäre im Stadtbild. Nach Süden in Richtung Spargelbrunnen werden die ortsbildprägenden Bestandsgehölze erhalten, in die Baumscheiben wird vorhandenes Kartoffelpflaster eingelegt und ergänzt um einen spannenden Kontrast zur Langen Straße zu erzeugen. Aufgrund der aktuellen und künftigen Nutzungen wird auf dem Langen Platz in Puncto Begrünung und Sitzgelegenheiten ein hohes Maß an Flexibilität gefordert. Zu diesem Zweck wird eine Bespielung mit Mobilen Pflanz- und Sitzelementen vorgeschlagen.

Die radialen Elemente erhalten eine Stahleinfassung und bilden optisch sowie haptisch eine „Familie“ mit den Leuchtelementen. Um eine möglichst hohe Nutzungsvielfalt zu gewährleisten werden drei Varianten des Elements entwickelt:

Ein Sitz- und Spieldeck mit geschlossener Holzauflage ermöglicht unterschiedliche Blick- und Sitzrichtungen und freie Aneignung für mehrere Menschen gleichzeitig. Das Pflanzelement erlaubt vielfältige und üppige Vegetation, beispielsweise eine Kombination von Insektenfreundlichen Blumen oder Stauden und mehrstämmigen Gehölzen. Aus einer Kombination der vorangegangenen Variationen entsteht ein weiteres Element mit Pflanzfläche und Sitzauflage. Masse und Volumen der Elemente erlauben den Transport mittels Hubwagen wodurch ein rasches und unkompliziertes Verschieben ermöglicht wird. Aus der Nutzungsvielfalt und Mobilität ergeben sich vielfältige Aufstellungs- und Kombinationsmöglichkeiten für unterschiedliche Anlässe.

Der Lange Platz lässt sich je nach Bedarf zonieren, locker bespielen oder freiräumen. In Kombination mit der Beleuchtung und der Möblierung kann der Lange Platz skulpturalen Charakter annehmen, zur Eventfläche oder zum „urbanen Wohnzimmer“ werden. Mit dem „Weserblick“ wird ein freiräumliches Pendant zum Ernst-Thoms Platz vorgeschlagen:

In südlicher Verlängerung der Langen Straße und dem Antritt am Spargelbrunnen entsteht eine großzügige Terrasse mit Panoramablick auf die angrenzende Flusslandschaft. Mit der Terrasse wird zudem eine Verknüpfung zwischen Weserwall und Langer Straße geschaffen. Durch das neue Freiraumkonzept werden Verbindungen z.B. vom Ernst-Thoms-Platz durch die Altstadt bis zum „Weserblick“, vom „Weser Beach“ über den Alten Posthof bis zur Haltestelle „City-Treff“ betont und animieren Passanten und Besucher sich auf Entdeckungsreise zu begeben und die qualitative Vielfalt an Orten zu entdecken. Das Konzept stärkt die vorhandenen Potentiale und schafft neue öffentliche Räume, die flexible Nutzung und freie Aneignung für alle Altersgruppen ermöglichen.

BELEUCHTUNGSKONZEPT – ÜBERARBEITUNG

Für die Beleuchtung wird eine „Leuchtenfamilie“ in zylindrischer Gestalt ausgewählt, die für die unterschiedlichen Bereiche und Aufgaben in Form und Größe skaliert werden kann. Der transparente Leuchtenkörper enthält je ein LED-Modul für die direkte, funktionale Straßenbeleuchtung und für die atmosphärisch wirkende Stadtraumbeleuchtung. Je nach Bereich und Beleuchtungsaufgabe findet sich die Leuchte als Mastaufsatz-, Mastansatz- oder Pendelleuchte mit Straßenüberspannung wieder. Um eine hohe Licht- zum Einsatz. Die Lichtintensität wird als sogenannte „Nachtabsenkung“ mit zunehmender Dunkelheit verringert. Langer Platz Hier werden schlanke, winkelförmige Maste positioniert, die als Halteelement für die multifunktionale Seilüberspannung dienen.

Die Leuchten in zwei unterschiedlichen Größen gruppieren sich frei überwiegend im Randbereich des Lichtraums. Zusätzliche dekorative und leuchtende Elemente können modular und anlassbezogen hinzugefügt werden (Adventszauber, Altstadtfestival). Ein kleiner Leuchtenzylinder sind zusätzlich auch mit einer farbdynamischen Beleuchtung ausgestattet, um im Rahmen von Veranstaltungen und besonderen Anlässen farbige Lichtsequenzen darstellen zu können. Die multifunktionalen Stelenmaste nehmen außerdem eine Zusatzbeleuchtung und die elektrischen Anschlüsse für Veranstaltungen und Marktstände auf. Außerdem können Montagepunkte für WLANAccesspoints, Ladestationen oder ein Orientierungssystem für Menschen mit Sehbehinderung integriert werden.

Durch die Überspannung im Bereich des Langen Platzes entsteht bereits in der Tagwirkung ein definierter Stadtraum. In den Abendstunden wird dieser Effekt durch die Anordnung der Leuchten am Tragseil unterstützt. Die bewusst nicht als Reihung ausgeführte Anordnung der Leuchten unterbricht die statische Wegeführung ohne hierbei aufdringlich zu erscheinen.

Der Einsatz von größeren und kleineren Leuchtenkörpern unterstützt diesen Eindruck zusätzlich. Die abendliche Wahrnehmung des Stadtraumes ergänzt sich durch die beleuchtete Verkehrsfläche, die leuchtenden Schaufensterflächen mit Lichtreklame und darüberliegende Fassadenfläche. Hinzu kommen die Anforderung an die atmosphärische Beleuchtung und das subjektive Sicherheitsempfinden. Hierfür ist neben der verkehrssichernden Beleuchtung und der Lesbarkeit der Fassade in den Abendstunden auch eine gute Gesichtserkennung sowie akzentuierende Beleuchtung notwendig.

Die Lichtwirkung der Leuchten setzt sich zusammen aus direkter, gut entblendeter verkehrssichernder Beleuchtung, mit einer dem Verkehrsraum folgenden asymmetrischen Lichtverteilung. Über diesen direktstrahlenden Lichtanteil wird die normgerechte Beleuchtungsstärke hergestellt (Licht zum Sehen). Außerdem verfügen die zylindrischen Leuchtenkörper über einen zurückgenommenen vertikal strahlenden Lichtanteil. Dieser Lichtanteil macht die Leuchtenkörper in den Abendstunden als Leuchte lesbar und dient der Gesichtserkennung sowie einer zurückgenommenen, dezenten Fassadenaufhellung, welche die harmonische Beleuchtung der Fassaden gegenüber der beleuchteten Verkehrsfläche und den Schaufensterfläche sicherstellt, ohne dabei als Blendung wahrgenommen zu werden (Licht zum Hinsehen).

Eine Ausführung der Leuchten mit getrennt regelbarem direkten und „freistrahlendem“ Anteil ist technisch denkbar. Der vertikale Beleuchtungsanteil kann so detailliert und kontextbezogen unabhängig von der direktstrahlenden Beleuchtung in der Helligkeit angepasst und bei Bedarf in den späteren Abendstunden stärker abgesenkt werden. Es entsteht ein angemessen beleuchteter und im Verhältnis horizontaler zu vertikaler Beleuchtungsstärke ansprechender Stadtraum. Besondere Fassadenflächen, Giebel und Objekte erhalten eine dezente Aufhellung, eine im Innenstadtverlauf wiederkehrende Akzentuierung mit kleinen Zusatzscheinwerfern. Im Bereich des Langen Platzes gibt es zusätzliche kleinere Leuchtenzylinder, die im Bereich der Seilüberspannung eingesetzt werden. Diese unterstützen den dekorativen Effekt der Beleuchtung, indem Sie die Seilüberspannung mit zusätzlichen Lichtpunkten ergänzen (Licht zum Ansehen). Durch die zusätzliche Ausstattung dieser Lichtpunkte mit farbdynamischem Licht können zu besonderen Anlässen auch farbige Akzentpunkte gesetzt werden.

Das kann z.B. zu Weihnachten ein passendes farbiges Licht sein. Die Allgemeinbeleuchtung bleibt zu jedem Zeitpunkt in warmweißer Farbtemperatur erhalten.

Die Innenstadt erhält so eine ansprechende, stimmige Stadtbeleuchtung, die im Bereich des Platzes um weitere „Glanzpunkte“ ergänzt wird. Durch den Einsatz der Seilüberspannung am Mast ergeben sich technische und gestalterische Vorteile:

Freie Anordnung der Leuchtenköpfe im Stadtraum
Einsparung von Leuchtenstandpunkten durch große Mastabstände zugunsten der freien Bespielbarkeit der Fläche (Marktstände und Co.)
Die Mastabstände können anders als bei einer statischen Anordnung frei gewählt werden
Durch die klare Abgrenzung und den Abstand der Leuchtenkörper zur Fassade gibt es hier keine deutlich wahrnehmbaren Lichtkegelanschnitte (Scallops) an der Fassade
Die Anordnung der Leuchten über der Verkehrsfläche in 6 -7 m Höhe führt zu einer guten und blendarmen Beleuchtung
Die Anforderungen der Norm werden in allen Bereichen erreicht und nachgewiesen
Die Lichtverteilung ist weniger abhängig vom eigentlichen Maststandort
Aufnahme von dekorativen Überspannungselementen ohne hierzu weitere SeilÜberspannungen schaffen zu müssen (bei statischer Berücksichtigung bereits in der Planungsphase).
Mögliche Motive/Objekte oder weitere „Herrenhutersterne“ können hier zu Weihnachten ohne großen Aufwand montiert und über Miniatursteckdosen sicher und unauffällig mit Spannung versorgt werden.
Durch die Ausführung der Masten als gewinkeltes Element entsteht im Fußbereich ein für Technik multifunktional nutzbarer Raum, der in der Dimensionierung und Gestaltung im Zuge der Planungsphase an die tatsächlichen Erfordernisse angepasst werden kann.
Der Mast bietet die Aufnahme von Beschilderung und Leitsystemen. Die Formsprache des Mastes kann hier für Beschilderung auch an andere Stelle aufgegriffen werden
Integration von Zusatzscheinwerfern für Giebel, Fassaden und Objekte Lange Straße, Fußgängerwege und Nebenstraßen Der Glaszylinder wird hier als Mastaufsatzleuchte eingesetzt. An Wegekreuzungen werden Mastausleger mit zwei Glaszylindern platziert, um über die Formgebung Orientierung zu schaffen.
Die Gestaltung der Leuchte ist modern, lehnt sich aber am Erscheinungsbild historischer Leuchten an. Plätze Am Rathaus und auf dem Kirchplatz werden allseitig doppelarmige Leuchten eingesetzt. Der Spargelbrunnen und die Wasserspiele auf dem Ernst Thoms- Platz werden durch integrierte Leuchten akzentuiert. Im Platzbereich mit seinem hohen Grünanteil werden die Leuchten differenziert und gezielt gesetzt, um eine besondere Raumwirkung zu schaffen und Flora und Fauna zu schonen. Am Ernst-Thoms-Platz bildet ein attraktives Lichtobjekt die Verbindung zwischen Grünraum und Innenstadt. Akzentuierende Beleuchtung

Die Maststelen sowie die Standardmaste sind modular zur Aufnahme von kleinen, diskreten Zusatzscheinwerfern zur Akzentuierung von bedeutsamen Gebäuden und Skulpturen vorbereitet. Besondere Gebäude wie der Posthof, das Biskuithaus und die St. Martin Kirche erhalten eine differenzierte separate Beleuchtung. Insgesamt bilden die vorgeschlagenen freiraumplanerischen Interventionen ein modernes, urbanes Freiraumsystem, das durch seine hohe Qualität und verbindende Funktion zur Aufwertung aller angrenzenden Stadträume beiträgt. Es entstehen Orte die sich mit eigenständiger Identität und neuen Qualitäten in das Stadtbild von Nienburg einfügen.
Visualisierung Lange Straße

Visualisierung Lange Straße

Lageplan

Lageplan

Lageplan Ernst-Thoms-Platz

Lageplan Ernst-Thoms-Platz

Lageplan Lange Straße

Lageplan Lange Straße

Schnitt Lange Straße

Schnitt Lange Straße