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Einladungswettbewerb | 05/2022

Quartierspark im Tabakquartier in Bremen-Woltmershausen

2. Preis

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept ‘III Meilen - 1 Stein’ gliedert die Freiräume des Tabakquartiers in drei lineare Teil-räume und einen zentralen Platzbereich. Die sogenannten ‘Meilen’ nehmen dabei kontext-spezifisch unterschiedliche Nutzungen auf und etablieren verschiedene räumliche Qualitäten und Atmosphären. Die thematische Besetzung der Meilen ist stimmig und angemessen. Die grüne Quartiersmitte als klar gefasster Platzraum vermittelt sehr selbstverständlich zwischen den unterschiedlichen linearen Teilräumen. Er ist Haltepunkt und Gelenk zugleich. Ein einheitlicher Belag als Rahmen fasst alle Räume im Quartier zusammen. Die klare und ruhige Grundstruktur Konzeptes wird positiv hervorgehoben. Alle Teilräume sind in Größe und Lage sehr passend zur städtebaulichen Situation gewählt. Insbesondere die räumliche Einbindung der Grünen Mitte und der Vorzonen der angrenzenden Gebäude gelingt den Verfasser:innen sehr gut.

 

Die Ausformulierung der Grünen Mitte als grün geprägter Quartiersplatz wird zudem als sehr gelungen gewürdigt. Zwei Parkterrassen bilden eine Schwelle zur tiefer liegenden Wiesen-fläche und dienen zum Aufenthalt mit Sitz- und Spielangeboten. Die eingerahmte Wiesentopografie kann zum freien Spiel genutzt werden und übernimmt zeitgleich Funktionen der Retention. Die räumlich gestalterischen Setzungen erscheinen insgesamt angemessen, sehr passend und robust. So ist beispielsweise die Integration der ÖPNV-Trasse zu einem späteren Zeitpunkt problemlos möglich.

 

Die Ausformulierung der nördlichen und westlichen Meile ist sehr schlüssig und nachvollzieh-bar. Die südliche Meile weist ebenfalls eine Reihe an räumlich vielversprechenden Setzungen auf. Unter Berücksichtigung der angrenzenden baulichen Nutzungen werden für den Quartierspark zwei Spiel- und Sportbänder vorgeschlagen. Im Bereich der Gewerbehallen sollen dabei laute Aktivitäten wie Skaten und Ballspielarten verortet werden. Im Bereich der Wohnbebauung schlagen die Verfasser:innen eine raumgreifende Spieltopografie aus Farb-asphalt vor und beenden das Spielband mit einem Kletterangebot. Offene Wiesenflächen ergänzen nachvollziehbar Möglichkeiten zum freien Spiel und ein extensiv gepflegter Vegetationssaum bildet einen Puffer zur direkt angrenzenden Wohnbebauung. Der Baumbestand ist weitgehend integriert und es entsteht in Nord-Süd-Richtung eine abwechslungsreiche und vielfältige Raumsequenz.

 

Auch wenn die grundlegenden Setzungen nachvollziehbar sind, ergeben sich in der vertief-ten Betrachtung eine Reihe an offenen Fragen und Unklarheiten. So bleibt das Profil der südlichen Teilräume beispielsweise sehr schematisch und die Anschlüsse des Quartier-sparks an die Wohnbebauung werden nur unzureichend dargestellt. Der vorgeschlagene Wiesen- bzw. Heckensaum als Übergang zwischen Wohnbereich und Spielflächen erscheint aufgrund seiner möglichen Barrierewirkung als fraglich. Auch wird aus den Darstellungen nicht klar, welche Flächen zum sogenannten ‘starken Rahmen’ gehören und wie diese an die Umgebung anknüpfen. Kritisch diskutiert werden zudem die Dimension der Spieltopografie aus Farbasphalt und der damit verbundene hohe Versiegelungsgrad der Fläche. Der Spiel-bereich erscheint zu wenig gegliedert und eine geringere Versiegelung sowie eine höhere Materialvielfalt wären wünschenswert gewesen.

 

Insgesamt stellt die Arbeit einen überzeugenden und wertvollen Beitrag im Verfahren dar, bleibt aber in einzelnen Bereichen zu schematisch und räumlich unpräzise.