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Einladungswettbewerb | 03/2022

Markgräfliches Palais Karlsruhe – Revitalisierung und Neubebauung Seitenflügel

3. Preis

Preisgeld: 31.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Das Markgräfliche Palais wurde nach einem Entwurf des Architekten Friedrich Weinbrenner Anfang des 19. Jahrhunderts an der bedeutendsten historischen Achse von Karlsruhe errichtet, der Via Triumphalis. Den Zweiten Weltkrieg überdauerte lediglich der denkmalgeschützte Mittelteil mit dem markanten Portikus am Rondellplatz. Der Wettbewerb verfolgt das Ziel, das Palais durch Neu- und Anbauten zu ergänzen und die 1960er-Jahre-Architektur zu ersetzen. Es soll ein vielfältiger Nutzungsmix aus Bank-, Büro-, Gastronomie- und Gewerbeflächen, Wohnungen und einem öffentlichen Saal für die Bürger:innen der Stadt entstehen. Gemeinsam mit schlaich bergermann partner, dem Ingenieurbüro Hausladen und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten ist ein Entwurf entstanden, der eine zukunftsorientierte, nachhaltige und in Anbetracht des Denkmals respektvolle Lösung der komplexen Bauaufgabe darstellt. Das Konzept sieht neben einer sensiblen Auseinandersetzung mit der historischen Substanz eine innovative monolithische Fertigteilkonstruktion aus Infraleichtbeton vor, die eine besonders lange Nutzungsdauer ermöglicht. Ergänzt wird der Entwurf durch ein reduziertes, bedarfsorientiertes Haustechnikkonzept im Sinne des Lowtech-Prinzips.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwerfen ihren Beitrag mit einer symmetrischen Flügelanlage. Der Mittelpunkt ist das Markgräfliche Palais. Der Entwurf bietet eine Sattel-Mansarddach Lösung an, indem Handel und Büronutzungen organisiert werden. Davon losgelöst bildet den Abschluss der Neubebauung ein Flachdachkörper zur bestehenden Zeilenstruktur in der Markgrafenstraße, in dem ausschließlich Wohnnutzung angeboten wird. 

Im Erdgeschoß ist in den Neubauten konsequent Handel geplant. Vertikale Treppenhauskerne bilden die Erschließung für die aufgehenden Geschoße, mit zum Teil externen Nutzungen. Im Palais befindet sich das Entree zur PSD Bank. Angebaut wird neben einem großzügigen Lichthof der Saal für öffentliche, bzw. interne Nutzungen. Dieser orientiert sich auf der Ebene des Foyers zum Garten. Dem
vorgelagert ist die Terrasse in den Grünraum. Insgesamt gelingt die Adressbildung der Nutzer durch die klare Zonierung der Nutzungen im Erdgeschoß, bzw. weiteren Ebenen. 

Die Büros sind als klassische Zweibundanlage in den aufgehenden Geschoßen entwickelt worden. Durch die Gebäudebreite der Flügel von 20m, wird eine sinnvolle Büronutzung, von der Zelle bis open Space gelingen. Um den Lichtraum am historischen Bestand angeschlossen legen sich Casino und die Beratungsplätze der PSD Bank Kunden im 1. Obergeschoss. Spannend für die Besucher der Bank ist die Nutzung der historischen Räume in der „Bell Etage“ mit Blick auf den Rondell-Platz, womit die Identifikation mit dem Ort, bzw. der Stadt gelingt. Dieses schafft auch die Bar im Gewölbekeller, die der Stadtgesellschaft zur Nutzung angeboten wird. 

Durch die vertikalen Kerne werden die Wohnungen im Dachgeschoß erschlossen. Über eine Laubengangstruktur binden die Wohnungen von den jeweiligen Straßenseiten durch hin zur Gartenzone. Mit der Zonierung der Grundrisse, schaffen Loggien Privatheit, die Dachausschnitte in der Mansarde bringen Tageslicht in das Innere der Wohneinheiten. Davon losgelöst bietet das Eingangs benannte, eigenständige Wohngebäude, unterschiedliche Wohnungstypen an.

Die Fassade ist streng im Raster gegliedert. Sie orientiert sich an der historischen Gliederung des Markgräflichen Palais, das Gesims wird aufgenommen, die Traufhöhe gekonnt neu gesetzt. Die Dachneigung wird vom Weinbrennbau aufgenommen. Damit gelingt ein Gesamtensemble zwischen Neubau und Weinbrenners Markgräflichem Palais. Im EG zeichnet sich die Sockelzone ab. Die weitere
Geschossigkeit findet die Lochfassade eine feine Proportion durch die in den Höhen abgeschichtete Öffnungsmasse der Fenster. 

Die Freiterrasse wird als Austritt des Gartens aus dem Veranstaltungssaal begrüßt, wenn gleich sich die Terrasse auch weit in den Garten schiebt. Dadurch wurden die Wegeführungen schwierig. Sie sollte vereinfacht und die spitz zulaufenden Rasenecken zugunsten von Aufweitungen wegfallen. Die Anbindung des Gartens an den öffentlichen Raum wird begrüßt. 

Die Konstruktionsstruktur bietet eine serielle Vorfertigung an, die mittels einer Kappendecke in den Innenräumen Akzente setzt. Die Tiefgarage ist mit ca. 30% geringerer Ausnutzung im Verhältnis klein gehalten. Das Gebäude wird mit ILC, Infraleichtbeton monolithisch incl. der Dachflächen errichtet. 

Die Ausnutzung ist im Verhältnis geringfügig unterhalb der Sollvorgabe. Durch den großen Luftraum werden allerdings umbaute Räume gebildet, die in der Gesamtstruktur inkludiert sind. 

Die überlieferte Kubatur des Weinbrenner Mittelbaus bleibt unangetastet. Fenstergesims und Traufgesims der neuen auch in der Länge symmetrischen Seitenflügel werden vom Bestand des Mittelbaus übernommen. Die Fensterlinie der Seitenflügel liegen sogar noch knapp unter der Frist des Mittelbaus. Die neuen Baufluchten bleiben hinter den bauzeitlichen Fluchten zurück. 

Es gibt eine geschickte Überleitung von dem Seitenflügel in der Markgrafenstraße zum dortigen Bestandsgebäude. Durch ausgesonderten und vorgezogenen Baukörper. 

Die Dachneigung der Seitenflügel ist aus dem Mittelbau entwickelt.

Die strenge Vertikalität der Fassade bis ins Dach schreibt die des Seitenportikus fort.

Insgesamt ist die Arbeit ein feiner, sensibler Beitrag, im speziellen mit dem Umgang des historischen Weinbrennerbaus. 
Lageplan

Lageplan

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Ansicht Nord

Ansicht Nord