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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Neuentwicklung Stadtzentrum in Datteln

Gesamtlageplan Maßstab 1:500

Gesamtlageplan Maßstab 1:500

Teilnahme

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Datteln - Lebendige Innenstadt - für alle

Die Innenstadt soll als Einheit wieder sichtbar werden und ihre Wiedererkennbarkeit durch eine neue, einheitliche Gestaltung gestärkt werden. Bestehende Kräfte und Potentiale werden dabei erkannt und ihre Eigendynamik gebündelt und gefördert. Das langfristige Ziel: eine lebendige Innenstadt - für alle!

Die Innenstadt von Datteln erstreckt sich heute vom westlichen Bus-Bahnhof und Neumarkt über die Hohe Straße, Kolpingstraße, Heibeckstraße und Kirchenstraße bis zum östlich gelegenen Tigg und den südlichen Teil der Lohstraße. Als Wohn- und Einzelhandelsstandort sollen das Zentrum und seine Teilräume lebenswerter und bedarfsgerechter gestaltet werden und so wieder an Attraktivität und Anziehungskraft gewinnen. 

Damit dies gelingen kann, muss nicht nur das Erscheinungsbild der gesamten Fußgängerzone verbessert werden. Eine bestandsorientierte Entwicklung mit Fokus auf unterschiedliche Bedürfnisse und Stärken setzt Schwerpunkte, bündelt die bestehenden Kräfte und baut im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zielgerichtet Frequenz und Verweildauer aus. Einen weiteren Baustein des Erfolgs stellen die dezenten städtebaulichen Korrekturen dar, die Störungen oder Fehler der Vergangenheit langfristig beheben.

Mit dem Entwurf wird das Ziel eines einheitlichen und dennoch vielfältigen und räumlich gegliederten Stadtkerns für die Bewohner:innen und Besucher:innen verfolgt. Die Einheitlichkeit und die klare räumliche Ablesbarkeit erfolgen durch einen raumübergreifenden Pflasterteppich aus hochwertigem Betonstein. Der Farbcode greift die Farbigkeit im Bestand (Porphyr) auf und erzeugt mit seinen natürlichen, sandigen Beige- bis Brauntönen eine wohlige, angenehm bodenständige Atmosphäre. Auf den zweiten Blick gliedert sich die Fußgängerzone in einen westlichen, etwas steinernen, belebten Teil und in einen östlichen, grünen, vom Verweilen geprägten Teil.

Westlicher Teil der Innenstadt: Neumarkt bis Hohe Straße/Ecke Neue Straße
Die Innenstadt muss sich wieder stärker als urbanes Zentrum zu erkennen geben und in ihrer funktionellen Belegung erkennbar sein - so auch im westlichen, eher steinernen Teil, wo sich langfristig das Geschäftsleben konzentrieren soll - als Motor für die Entwicklung des Einzelhandels. Der wichtigste funktionelle Baustein stellt die Stadt-Galerie dar, dessen Resträume und dienenden Bereiche zukünftig klar von der eigentlichen Fußgängerzone getrennt werden müssen. Die ‚Abkürzung‘ über die Hinterhof-Situationen im Norden der Stadt-Galerie wirkt sich heute optisch ungünstig aus und soll baulich geschlossen werden. Durch diese bewusst lenkende Geste rücken sowohl das neue Innenstadt-Entrée mit einem großzügigen Sitzdeck sowie der benachbarte Neumarkt wieder in den Fokus.
Der Neumarkt selbst wird gestalterisch bereinigt und sein Belag aus Porphyr wird als Intarsie lediglich ergänzt durch eine Rahmung aus neuem Betonstein. Die imposanten Bestandsbäume (Platanen) gliedern und zonieren den Gesamtraum. Unterstützt durch einige Neupflanzungen (ebenso Platanen) bilden sie gemeinsam mit dem neu geschaffenen Holzdeck eine kraftvolle Eingangsgeste zur Fußgängerzone.
Der von Frequenz und Dynamik geprägte Abschnitt vom Neumarkt bis zur Hohe Straße/Ecke Neue Straße erfordert eine zurückhaltende, funktionale Gestaltung. Dadurch wird Platz für einen prosperierenden Einzelhandel geschaffen, der auch entlang der Fassaden einen positiven Beitrag zum lebendigen Gesamtbild beiträgt. Die Kolpingstraße wird als wichtige Verbindungsachse zwischen der Hohe Straße, der Stadthalle sowie seinem Vorplatz gestärkt, ohne eine Konkurrenz zur Hauptachse aufzubauen. Die räumlich etwas unruhige Westkante der Straße wird durch eine Baumreihe (Sophora) gegliedert, die an Sommertagen für einen lichten Schatten sorgt.

Östlicher Teil der Innenstadt: Hohe Straße bis Tigg
Die Hohe Straße stellt über die Heibeckstraße und die Kirchenstraße bis zum östlichen Entrée an der Lohstraße mit dem Tigg den grüneren Teil der Dattelner Innenstadt dar. Im Kontrast zum westlichen Teil präsentiert sich der östliche Teil entschleunigend, grün und informell und zeichnet sich durch seine hohe Aufenthaltsqualität aus. Der Bodenbelag aus hochwertigem Betonstein wird hier fortgesetzt und ergänzt durch eine intensive Möblierung mit flachen, fest eingebauten Pflanzkübeln und bequemen Sitzbänken. Weitere Inseln werden für Spiel und Bespielung bereitgehalten, die gelegentlich (nach Bedarf) durch gastronomische Angebote unterbrochen werden. Einen besonderen Akzent bilden das neue Wasserspiel an der Ecke Heibeckstraße, die sich als ruhigerer Nebenarm der Fußgängerzone entwickeln soll. Einen weiteren Akzent bildet der Platzraum am Tigg, dessen Bestand behutsam bereinigt wird und durch punktuelle Eingriffe wie die Spielinseln ergänzt werden soll.  
Wie auch im westlichen Teil werden in den Seitenstraßen wie die Neue Straße, Johannesstraße und Sankt-Vincenz-Straße Funktionszonen mit Bäumen, Sitzbänken und Fahrradständern untergebracht. Diese Elemente werten nicht nur den Raum lokal auf, sondern stärken auch das an manchen Stellen stadträumlich eher lose Gerüst. Gleichzeitig bewirken die Elemente eine räumliche Trennung der Fußgängerzone und der weniger urban erscheinenden angrenzenden Quartiere, die erst im zweiten Schritt mit einer baulichen Nachverdichtung entwickelt werden sollen.

Oberflächen und Entwässerung
Wie ein durchgehender, einheitlicher Teppich zieht sich ein Belag aus hochwertigem Betonstein, 60x30cm, von Fassade zu Fassade, durch die gesamte Fußgängerzone bis in die Mündungsbereiche der Seitenstraßen hinein. Die gegen Verschmutzung hydrophobierte Oberfläche ist in warmen hell-rötlichen bis sand-beigefarbenen Tönen gehalten, die die bestehende Pflasterung aus Porphyr am Neumarkt farblich aufgreifen.
Die Entwässerung erfolgt durch eine mittig sitzende, geringfügig abgesetzte Plattenrinne, 80x40cm, die die Fußgängerzone gleichzeitig dezent gliedert. Im Bereich des Tigg ist, in Anlehnung an den Bestand, ein Plattenmaterial in Granit vorgesehen. Die gesamte Fußgängerzone ist vollkommen barrierefrei gestaltet.

Bepflanzung, Klimaresilienz und Nachhaltigkeit
Aufgrund einer Vielzahl unterirdischer Leitungstrassen setzt der Entwurf neben dem Erhalt und der Integration aller Bestandsbäume auf Pflanzungen in kübelähnlichen Gefäßen. Die Pflanzkübel sind aus brüniertem Edelstahl gefertigt, erscheinen in einem hellen Braunton, der den freundlichen, warmen Charakter der Gesamtgestaltung unterstreichen. In den abgerundeten Beeten werden bunt blühende, insektenfreundliche sowie robuste Wildstauden gepflanzt. Die Bepflanzung trägt nicht nur zur Verschönerung des Stadtbilds, sondern auch zur stadtklimatischen Verbesserung bei. Die Bepflanzung ist pflegeleicht und benötigt nur wenig Wasser.
Der Einsatz heimischer Pflanzen – sowohl in Form von Baumneupflanzungen als auch in den Hochbeeten – schafft innerstädtische Lebensräume für Insekten und Vögel und trägt somit zur Diversität des Standorts bei. Gleichzeitig spielen die Bäume und Grünflächen durch die Aufnahme von Regenwasser und dessen Verdunstung eine wichtige Rolle für das urbane Mikroklima.
Das Fontänenfeld präsentiert sich als ein bedeutender Ort im östlichen Teil der Fußgängerzone, der besonders für Kinder eine attraktive Spielmöglichkeit darstellt und dabei insgesamt für Kühlung an Sommertagen sorgt. Zwei Trinkbrunnen sind auf dem Tigg und an der Mündung der Kolpingstraße verortet und bilden Akzente im Raum.

Ausstattung, Möblierung und Beleuchtung
Die Grundausstattung der Fußgängerzone ist einfach und besteht aus den Elementen Bank, Mülleimer und Mastleuchte, die einen Eindruck von Aufgeschlossenheit und Geborgenheit zugleich vermitteln: Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber - und dabei tief verwurzelt mit dem gewohnten Umfeld. Das Ergebnis ist ein zukunftsfähiges, aber auch dem Ort entsprechendes Erscheinungsbild, das alle Ziel- und Altersgruppen anspricht. So auch das gewählte Bankelement: klassisch und bequem, zeitgemäß und dabei wohltuend verspielt. Im westlichen, steinernen Teil fördern die Sitzbänke entlang der Fassaden den Aufenthalt im öffentlichen Raum, ohne den ‚Fluss‘ zu unterbrechen. Im östlichen, grüneren Teil bilden die Bänke durch ihre Querstellung Nischen für Aufenthalt und Intimität. Die Sitzelemente integrieren sich in ein durch den gesamten östlichen Teil der Innenstadt laufendes Funktionsband. Dieses Band enthält neben Bänken und Pflanzkübeln auch hölzerne Spiel- und Liegeflächen. Akzente setzen die größeren Sitzdecks aus Holz mit mehr Platz für Spiel oder Entspannung – sowohl am Wasserspiel als auch unter den schattenspendenden Platanen.
Die Beleuchtung der Innenstadt erfolgt über eine klassische Mastleuchte, deren Kopf aus einer Klarglas-Kugel mit einer energieeffizienten LED-Leuchte besteht. Mit ihrem weichen, blendfreien Licht vermittelt die Leuchte wohlige Kleinstadt-Atmosphäre und sorgt für ein Gefühl der Sicherheit am Abend.
Als Orientierungshilfen und Wegweiser werden drei Informationstafeln an zentralen Plätzen installiert.

Mit dem Vorschlag gelingt es, die Attraktivität des Stadtkerns zu erhöhen und die Innenstadt Datteln zukunftsfähig zu gestalten. Der behutsame Umgang mit dem Bestand und seine Integration in den Entwurf lassen die gesamte Hohe Straße vom Neumarkt bis zum Tigg zu einem identitätsstiftenden, lebendigen Ort für alle Ziel- und Altersgruppen werden.
Ausschnitt 1 Maßstab 1:100

Ausschnitt 1 Maßstab 1:100

Ausschnitt 2 Maßstab 1:100

Ausschnitt 2 Maßstab 1:100

Visualisierung Innenstadt-Entrée West

Visualisierung Innenstadt-Entrée West

Visualisierung Wasserfeld

Visualisierung Wasserfeld