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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Entwicklung Wohngebiet "Steinbruch Nord" in Beckum

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 19.700 EUR

Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee: Gartenstadt am Stadtrand
Aus der Gleichzeitigkeit von Rekultivierung und Quartiersentwicklung ergibt sich die Chance, den Norden Beckums mit einem neuen Quartier am Freiraum zu arrondieren. Die naturnahe Lage findet ihre Resonanz in gartenstädtischen Motiven, die Synergien zwischen einer Vernetzung der Freiräume und der Wohnqualität im Quartier herstellen: Im Quartier gruppiert sich die Bebauung um grüne Trittsteine, die mit dem Anger zu einer Identität stiftenden Mitte steigern. Die Baustruktur prägen Höfe und Reihen, in denen sich Einfamilienhäuser unterschiedlicher Dichte und Geschosswohnungsbau mischen. Die Verbindung in den Freiraum im Westen stellen grüne Finger her. Die grüne Fuge im Süden das Quartiers knüpft an die Neubeckumer Straße an, die – zur Allee umgestaltet – eine prominente Verbindung zum historischen Stadtkern herstellen könnte. Damit wird das Quartier am Steinbruch zu einem Gelenk in der Beckumer Stadtlandschaft, das hohe Wohnqualität für die neue Bewohnerschaft mit einem Mehrwert für die Menschen in der Umgebung verbindet.

Wohnen: Vielfalt als Konzept
Für die Vielfalt der Wohnungsangebote sorgt die Verbindung von individuellen und gemeinschaftlichen Wohnformen. Im Inneren des Quartiers mischen sich Einfamilienhäuser (Einzel-, Doppel-, Stadt- und Reihenhäuser) mit Geschosswohnungsbau (Zwei- und Dreispänner). Die zentral gelegenen Stadthäuser erlauben aufgrund ihrer Größe die Verbindung von individuellem Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Die gewünschte soziale Vielfalt legt nahe, die öffentlich geförderten Wohnungen auf mehrere Höfe zu verteilen. Diese liegen überwiegend in der Nähe des Angers, damit die Bewohner von diesem Freiraumangebot profitieren können. Mit der gewählten städtebaulichen Figuration wird die Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit unterstützt und es wird erreicht, dass alle Wohnungen einen geschützten privaten oder gemeinschaftlichen Freiraum erhalten. Insgesamt können im neuen Quartier 340 Wohneinheiten entstehen, die Hälfte im Geschosswohnungsbau, die Hälfte in individuellen Haustypen.

Freiraum: Individuell und gemeinschaftsorientiert
Der Freiraum gliedert sich in großzügige private Gartenzonen, diverse und vielfältige nachbarschaftliche Treffpunkte innerhalb der städtebaulichen Strukturen und dem großen öffentlichen Landschaftspark. Auf Basis vorgefundener Strukturen und Bestände, sowie deren Weiterentwicklung und Ergänzungen entsteht als Ganzes ein identitätsstiftender, richtungweisender und vielfältiger neuer Freiraum. Bestehende Gehölzbestände und wertvolle Vegetationsstrukturen bleiben weit möglichst erhalten. Diese bilden das Gerüst für die nachhaltige Weiterentwicklung unter dem Stichwort: nachhaltige und vielfältige Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen. Räumliche Anknüpfungspunkte ergeben sich einerseits in die umgebenden unbebauten Offenlandschaften, wie auch über eine ergänzende qualitätvolle Aufwertung der Neubeckumer Straße in Richtung Zentrum und die bereits bestehenden benachbarten Siedlungskörper. Für die privaten Gärten ist es wünschenswert, dass über die Verwendung von Obstgehölzen, regionalen Arten und Sorten, die Etablierung von Nutzbereichen, sowie dem Vorzug von Wildstaudenfluren vor gemähtem Rasen ein nachhaltiger und strukturreicher Freiraum entsteht. Die kleinteiligen Treffpunkte in den Nachbarschaften wie auch der zentrale Anger formulieren ein neues Element im Norden Beckums. In der Nähe der Treffpunkte sind teilweise auch Spielflächen und Spielmöglichkeiten logisch verortet. Der neue Landschaftspark ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch großzügige offene Wiesen- und Wildstaudenflächen und einem säumenden kräftigen Gehölzrand regionaler Baumarten und sogenannter Klimabäume, der eine notwendige Gliederung von öffentlichen und privaten Freiräumen schafft. Um eine hohe Biodiversität zu gewährleisten, soll bei der zukünftigen Entwicklung dieses Freiraums eine größtmögliche Vielfalt an unterschiedlichen Habitaten und Mikro-Lebensräumen geschaffen und dort wo vorhanden, erhalten werden. Wildblumenwiesen an Stelle von Rasenflächen, Verwendung klimaresistenter Baum- und Straucharten, Nutzung von Schafen zum Flächenmanagement (im Landschaftspark) ergeben beispielhaft einen strukturreichen, gleichwohl nutzbaren Freiraum. Er verursacht im Unterhalt zudem wenig Aufwand und damit Kosten, verfügt als Ganzes über eine sehr hohe Resilienz. Wege an den Grenzen der Bestandssiedlungen, ergänzt mit Retentions- und Ausgleichsflächen, bilden informelle Streif- und Aneignungsräume. Grüne – von Baumreihen besonderer Baumarten begleiteter – Fugen verknüpfen sowohl das neue Quartier wie auch den Bestand logisch und selbstverständlich mit dem neuen Landschaftspark.

Mobilität: umweltgerecht und bewohnerfreundlich
Leitverkehrsmittel des Quartiers am Steinbruch sind der Fuß- und Radverkehr, dem ein dichtes Netz durch alle Nachbarschaften hindurch zur Verfügung steht. Erschlossen wird das Gebiet durch einen einfachen Erschließungsbügel, der durch seine bewusst etwas umwegige Führung Abkürzungsverkehre ausschließt, ohne die Orientierung oder Adressbildung einzuschränken. Die Fahrradstellplätze, Lastenfahrräder eingeschlossen, werden dezentral an den Wohnhöfen oder an den Hauseingängen angeboten. Die Bewohnerstellplätze werden entweder auf den Grundstücken, in dezentralen Carports oder vereinzelt in Tiefgaragen angeboten. Für einige Geschossbauten, die im Rahmen einer Konzeptvergabe ihre Bewohner finden könnten, schlagen wir alternativ zum privaten Autobesitz Elektro-Carsharing-Fahrzeuge vor. Die Ostseite des Platzes am Anger, die mit einer Bäckerei oder einem gemeinschaftlich betriebenen Café bespielt werden könnte, wird autofrei gehalten. Im Alltag wäre hier Raum für Außenbewirtung oder – bei besonderen Anlassen – für Feste. Die Besucherstellplätze für PKW sind entlang der Sammelstraße unter Bäumen angeordnet, im Einzelfall werden auch die Tiefgaragen hierfür genutzt.


Beurteilung durch das Preisgericht

Unter dem Thema: Gartenstadt am Stadtrand entwickeln die Entwurfsverfasser ein städtebauliches Konzept, dass sich im Maßstab angemessen in das städtebauliche Umfeld einfügt. Über eine neue städtebauliche Mitte, als Quartiersplatz mit Anger wird mit einer Abfolge von Quartierstreffs ein schlüssiges und differenziertes Erschließungskonzept mit öffentlichen Räumen angeboten. In Kombination mit unterschiedlichen ausgeformten Wohnhöfen entsteht ein lebendiges Quartier, in dem das Angebot an Geschosswohnungsbauten mit Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern in einer guten Mischung ab-gebildet wird. Die Vielfalt der Wohnungsangeboten von individuellen und gemeinschaftlichen Wohnformen und die Freiraumangebote für den Geschosswohnungsbau und geförderten Wohnungsbauwerden werden positiv bewertet. Es entstehen angemessene für das Quartier identitätsstiftende öffentliche Räume. Wohnhöfe bieten kommunikationsfördernde Räume.

Die Vernetzung des Quartiers mit dem Umfeld und dem Landschaftsraum gelingt durch eine grüne Fuge mit Einbettung der Fuß- und Radwegeverbindung in Nord-Süd-Richtung und kurzen Fuß- und Radwegeverbindungen, die auf die Quartierstreffpunkte münden. Jedoch erscheint die Entreesituation für das Quartier von der Oelder Straße zu eng und wird als unzureichend bewertet.

Die zwei- und dreigeschossige Bebauung für das Gesamtareal ist insgesamt maßvoll und richtig, wobei die Größe des Quartierangers eine höhere Bebauung zulassen würde.

Die Platzierung einer Bäckerei mit Café am Quartiersplatz zur öffentlichen Belebung des Platzes wird begrüßt.
Die Zuordnung der privaten Stellplätze erfolgt auf den jeweiligen Grundstücken. Die erforderliche Anzahl an Besucherstellplätzen wird nicht nachgewiesen. Die Anordnung von dezentralen Carsharingstationen wird als ein Beitrag für neue Mobilitätskonzepte gewürdigt, gleichwohl wären weitereichende Angebote, wie ein Mobilitätshub wünschenswert gewesen. Die Realisierung in Bauabschnitte ist nachgewiesen.

Der Übergang zwischen Bebauung und Landschaft durch die Anpflanzung von Bäumen kann nicht überzeugen.
Mit den Kennzahlen, Anzahl der Wohnungen und Dichtekennzahl liegt die Arbeit im oberen Bereich, was jedoch nicht zu einer städtebaulichen Unmaßstäblichkeit führt.

Insgesamt stellt die Arbeit einen im Beckumer Maßstab schlüssigen, in sich konsistenten Wettbewerbsbeitrag dar, der als robustes Grundgerüst für eine Umsetzung im weiteren Verfahren geeignet ist.
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