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Offener Wettbewerb | 06/2022

Weissenhof 2027 – Städtebauliche Weiterentwicklung Weissenhofsiedlung in Stuttgart

Axonometrie

Axonometrie

5. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Studio Cross Scale

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

LAUX ARCHITEKTEN GMBH

Stadtplanung / Städtebau

Blank Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Über-Bauungs-Aufgaben 1927-2127

Wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Frage konfrontiert uns nicht erst seit 1927 und wird uns langfristig begleiten. Wir nutzen den aktuellen Anlass über 2027 hinauszudenken, indem Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Klimawandel, Bildungszugang und Bodenfragen symbiotisch mit dem Erbe der Moderne fortgeschrieben werden. Als Arbeitstitel dient die an die IBA angelehnte Wortmarke ÜBA - Über-Bauungs-Aufgaben 1927-2127.

Anhand der Bodenfrage werden funktionierende Bestandsbauten um zusätzliche Flächenbedarfe vertikal aufgestockt. Diese wesentliche gesellschaftliche Neu¬definition des Bauens fördert ressourcenschonendes Handeln, identitäts¬prägendes Bewahren und lebenswertes Weiterentwickeln.

Das Konzept einer “neuen” zeitgenössischen Stadt mit respektvoller vertikaler Addition und horizontaler Weite stärkt den universellen Freiraum. Die vorgelagerte Begegnungsfläche bildet zusammen mit dem Pavillon “siebenundzwanzig” eine klar definierte und omnipräsente Eingangs- und Orientierungssituation im multi¬modalen Nutzungsgemenge.

Durch bodenfreundliche Aufstockungen und gezielte bauliche Ergänzungen entstehen vielfältige Arbeits- und Aufenthaltsangebote an Platzräumen und Hinterhöfen. Der Campus wird Verbindungselement und fördert zugleich seine schöpferische Sphäre. Vielfältige freiräumliche Plätze, Spielflächen, Möglichkeitsräume, Bewegungsströme und Treffpunkte zwischen Baumhainen und Grünflächen ergänzen das Quartier. Für die IBA2027 und darüber hinaus wird ein Ort geschaffen, der mit historischem und vorausschauendem Charakter als Kommunikations-Multiplikator dient und notwendige Veränderungen fordert.

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How do we want to live in the future? This question has confronted us not only in 1927 but will stay with us for a long time to come. We are taking advantage of the current event to think beyond 2027 by symbiotically addressing challenges such as the scarcity of resources, climate change, access to education and land issues with the heritage of modernity. The working title is ÜBA - Über-Bauungs-Aufgaben 1927-2127, a word mark inspired by the IBA.

On the basis of the land issue, functioning existing buildings are vertically extruded by additional space requirements. This essential social redefinition of building promotes resource-conserving action, identity-shaping preservation and further development worth living in.

The concept of a "new" contemporary city with a respectful vertical addition and horizontal expanse strengthens the universal open realm. Together with the "twenty-seven" pavilion, the meeting area forms a well-defined and omnipresent entrance and orientation situation in the multi-modal mix of uses.

Ground-friendly extensions and specific structural additions create a variety of working and recreational opportunities in the squares and backyards. The campus becomes a connecting element and promotes its creative sphere at the same time. Diverse open-space areas, playgrounds, spaces of opportunity, streams of circulation and gathering places between groves of trees and green spaces complement the neighbourhood. A place is being created for the IBA2027 and beyond that serves as a communication multiplier with a historical and forward-looking character and calls for required transformations.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die zentrale Idee der Arbeit besteht darin vorhandene Gebäude aufzustocken und die neue Versiegelung damit zu minimieren. An dem Ort des BIZ wir lediglich ein sehr reduzierter Pavillon vorgeschlagen, ein weiterer relativ bescheidener, als „Kranbau“ bezeichneter Neubau mit Tonnendach befindet sich auf dem Baufeld Nord gegenüber des Augustinums. Er setzt sich städtebaulich und formal deutlich von der übrigen Bebauung ab. Die Grundsatzentscheidung, vor allem mit dem Bestand zu arbeiten, reflektiert die aktuelle Diskussion um Klimawandel und Ressourcenverbrauch und ist damit ein wertvoller Beitrag zu der grundsätzlichen Frage, wie wir zukünftig in Städten bauen können, zumal die Arbeit auf diese Weise insgesamt alle geforderten Flächen unterbringt. 

Der sehr kleine Pavillon anstelle des BIZ ist so positioniert, dass er Ankommende von allen Richtungen empfängt. Gleichzeitig beeinträchtigt er die Wirkung des Akademie-Altbaus kaum und ist ein maßstäblich angemessenes Gegenüber für die beiden Bauten der Beamtensiedlung. Im Gegenzug wird der Neubau 2 durch die Aufstockung sehr mächtig und beeinträchtigt die Beamtensiedlung dadurch auf andere Weise. Die im Modell dargestellte, aufgelöste und kleinteilige Struktur der Aufstockung ist unerlässlich, um diese Strategie überhaupt realisierbar zu machen. Positiv wird bewertet, dass die Lage des BIZ so einen Überblick über die Weißenhofsiedlung aus einer anderen als der üblichen Perspektive ermöglicht. 

Die Aufstockungsstrategie hat auch für die Erweiterung der Akademie Vorteile: Der Platzbedarf erstreckt sich über alle Abteilungen der Akademie, die so in ihren jeweiligen Gebäuden neue Räume erhalten können. Die Unterbringung des BIZ auf dem Dach des Neubau 2 hat für die Nachnutzung Vorteile und macht auch die verhältnismäßig große dafür vorgesehene Fläche unproblematisch. Bautechnisch erscheint eine Aufstockung im laufenden Betrieb zwar machbar (wie in den letzten Jahren durchgeführte Projekte beweisen), muss aber konkret überprüft werden. 

Jenseits der Akademie-Erweiterung macht die Arbeit leider nur wenige qualifizierte Aussagen. Für die Straße „Am Kochenhof“ wird zwischen der Birkenwaldstraße und der Brenzkirche ein SharedSpace vorgeschlagen. Für die Brenzkirche ist ebenfalls eine Aufstockung vorgesehen, städtebaulich bleibt sie aber abgeschnitten – ihr Eingang auf der Westseite liegt außerhalb des Shared-Space. Es werden keine Wegeverbindungen zwischen Akademie und der Weissenhofsiedlung hergestellt. Zum Quartier „Killesberghöhe“ entsteht ein neuer Platz, der vom Keramikbau und dem neuen Kranbau begrenzt wird, aber sehr exponiert liegt und vermutlich kaum als Platz erfahrbar sein wird. Darüber hinaus wird die unattraktive Situation an der Stresemannstraße nicht adressiert. Der problematische Tiefhof der Akademie bleibt unverändert bestehen. 

In der Weißenhofsiedlung schlägt die Arbeit auf der Freifläche gegenüber des Mies-van-der-Rohe Baus eine Freifläche mit „Nachbarschaftsgrün“ und Spielplatz vor, für das Grundstück im Bruckmannweg 10 ein „Experimentierfeld“. Beides wird nicht näher qualifiziert, sondern nur schematisch mit Platzhaltern markiert. Die im Modell gezeigte, die Weissenhofsiedlung umfassende, Mauer ist nicht denkbar. Die Aufstockung der Brenzkirche wird als provokative Geste verstanden. 
Lageplan

Lageplan

Räumliche Beziehungen

Räumliche Beziehungen

Pavillon siebenundzwanzig

Pavillon siebenundzwanzig

Platzerweiterung am Weissenhof

Platzerweiterung am Weissenhof

Erweiterungsprinzipien

Erweiterungsprinzipien

Schnittansicht

Schnittansicht

Grundriss Pavillon siebenundzwanzig

Grundriss Pavillon siebenundzwanzig

Grundrisse ÜBA-Bau

Grundrisse ÜBA-Bau

Neu-, Um- und Weiterbauten Akademie EG

Neu-, Um- und Weiterbauten Akademie EG

Neu-, Um- und Weiterbauten Akademie OG

Neu-, Um- und Weiterbauten Akademie OG