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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Aus der Tiefe in die Höhe - Grubenwasserhebewerk als städtebauliche Landmarke in der Wasserstadt Aden

Tagperspektive

Tagperspektive

3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Halfmann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Früher wurde in Haus Aden Kohle gefördert. Heute ist es Wasser. Grubenwasser. Warmes Wasser. Hier wird ein Zeitensprung sichtbar: Vom endlichen fossilen Energieträger, der durch Verbrennung in Wärme gewandelt wird, hin zum regenerativen Medium, das nicht mehr braucht als einen Wärmetauscher, um Energie zu spenden. Von technologischer Vergangenheit in umweltfreundliche Zukunft. Dieser Wandel wird auch oberirdisch sichtbar. Anstelle des identitätsstiftenden Förderturms entstehen Baukörper unterschiedlicher Dimension und Materialität, die einzig den funktionellen und wartungstechnischen Anforderungen folgen. 

Unser Konzept für die Fassade des Grubenwasserhebewerkes sieht eine Verkleidung mit streckmetallähnlichen und weitgehend transparenten Aluminiumelementen vor, die zwar in horizontalen Bändern konstruiert werden, durch Knickung der Elemente jedoch so gefaltet sind, dass sie sich wie eine Helix um die Fassade nach oben wickeln. Dadurch wird die innere Funktion der Grubenwasserhebung in der Gebäudehaut als kontinuierliche Bewegung abgebildet. 

Durch die Faltung entstehen darüber hinaus nach unten geneigte Flächen, die durch den Eigenschatten dunkler wirken. Sie stehen für Vergangenheit, Kohle und Erde. Die nach oben geneigten Flächen sind sonnenbeschienen und daher heller: Zukunft und Himmel. Vielleicht wird er durch diese regenerative Energie ein bisschen sauberer. Die Knickkanten werden durch LED-Linien in der Nacht als aufstrebende Spirale sichtbar gemacht, so dass die Skulptur auch bei Dunkelheit wahrnehmbar ist und durch ihre orangenen Linien die Funktionsidee des Gebäudes simuliert: Der Transport von Wärme. Damit fügt sich das Hebewerk in die Reihe der Lichtkunstprojekte der Stadt Bergkamen ein.

Durch die Transparenz des Fassadengewebes können Fenster und Druckentlastungsöffnungen überspannt werden. Licht, Luft und Ausblick bleiben gewährleistet. Durch Verschiebung des WC-Kerns im Obergeschoss werden beide geplanten Fluchttreppen so erreicht, dass zwei bauliche Rettungswege eine Anleiterbarkeit der Fenster entbehrlich machen. Funktionstore, Treppenhäuser und Eingänge werden mit Metallelementen umrahmt und in die Fassade eingeschoben. Seltener benötigte Wartungsöffnungen (Trafos) werden durch Aufklappen der Fassade erreicht.

Anstelle eines Informationspunktes schlagen wir ein Informationsband vor: Ein semitransparentes, gefaltetes Fassadenelement in der Materialität der Gebäudehülle, das mit einem leichten Metalldach die grundstücksumfassende Hecke überspannt, die an dieser Stelle zu einem metallenen Ausstellungselement wird, in dem Projektionen, Bilder, Monitore und interaktive Elemente untergebracht werden können. Durch die meandrierende Form ergibt sich die Möglichkeit, technische Elemente zu verkleiden und dem Zugriff vandalensicher zu entziehen. Die Länge des Infromationsbandes nimmt Bezug auf den Turm des Grubenwasserhebewerkes. Es ist das einzige Element des Ensembles, das außerhalb der Einfriedung steht und vom Fußweg zugänglich ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die konzeptionelle Grundidee basiert auf einer baulich gestalterischen Einheit aus Sockel und Turm als eine ausdrucksstarke Gebäudefigur. Die Idee durch Fügung diagonaler Bänder eine Helixwirkung als Metapher für die innere Funktion der Grubenwasserhebung darzustellen, überzeugt in der daraus resultierenden Dynamik.
Die Varianz im Winkel an Sockel und Turm ist im Verständnis der durchgängigen Bewegung jedoch nicht schlüssig.
Die lebendige Bildhaftigkeit der aufstrebenden, beleuchteten Lichtbänder in der Nachtwirkung wird positiv gewürdigt. Durch die Wahl gefalteter Streckmetallelemente gelingt per se eine ganzheitliche Plastizität in der Gebäudehülle, die jedoch durch den starken Farbkontrast der Metallpaneele und die zu markanten horizontalen Fugen beeinträchtigt wird. Das eher dunkle Farbklima am Tage wird kritisch bewertet. Das Lichtkonzept bildet konsequent wie zeichenhaft die Helixbewegung der StreckmetallGewebemembran in der Nachtwirkung nach. Die durch den Beitrag notwendige Veränderung in der inneren Grundrissstruktur wird kritisiert.
Das auf den Dächern integrierte System aus PV-Elementen und extensiver Dachbegrünung ist in der Kopplung energetisch und mikroklimatisch sinnvoll.
Die Konzeption des Informationsbandes, das sich als ein fast geschlossenes räumliches Element präsentiert wird unter verschiedenen Aspekten in Frage gestellt.
Der Wettbewerbsbeitrag liegt innerhalb der wirtschaftlichen Vorgaben für Realisierung und Betrieb. Auch wenn das Projekt im Detail und der grafischen Darstellung noch Potenziale birgt, zeichnet es sich durch ein starkes entwurfliches Leitmotiv für die Landmarke GWH aus.
Nachtperspektive

Nachtperspektive

Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West