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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Erweiterung Realschule Bünde-Mitte und Neubau einer Zweifeldsporthalle

1. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

POLA

Landschaftsarchitektur

fd-ingenieure, Dipl.-Ing. Frank Dröse, Tragwerksplanung, Brandschutz, Thermische Bauphysik

Tragwerksplanung, Bauphysik

Katrin Helmbold l ArchitekturModellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Der Entwurf schlägt den Neubau der Sporthalle und die Erweiterung der Realschule anstelle der abzubrechenden Bestandsgebäude vor. Unter der Prämisse, eine möglichst großzügige Schulhoffläche zu ermöglichen und gleichzeitig die bestehenden Außensportanlagen vollständig erhalten zu können, wird der Sporthallenkörper zu einem Teil in den Baugrund eingelassen. Auf diese Weise bildet die Zweifachsporthalle einen Sockel aus, der sowohl die beiden Bauabschnitte der Schulerweiterung als auch eine Ergänzung des Schulhofs aufnehmen kann. Eine breite Freitreppe mit großzügigen Sitzstufen an der Ostseite des Sockels verbindet die beiden Schulhofebenen miteinander. Auf der Westseite legen sich die zusätzlichen Klassenräume der Realschule als Riegel über den Sockel und werden im Norden an den Bestand angebunden. Die Sporthalle darunter erhält ein seitliches Lichtband nach Westen, um eine gute Tageslichtversorgung zu ermöglichen.

Der Nebeneingang zum Schulhof wird an selber Stelle neu gestaltet und ermöglicht den separaten Zugang des Eingangsbereichs der Sporthalle für die außerschulische Nutzung. Der neue Mehrzweckraum mit Kiosk wird direkt an diesen Eingangsbereich angeschlossen und öffnet sich dabei nach Osten auf den Schulhof. Die bestehenden WC-Anlagen auf Schulhofebene werden im Bestand neu organisiert, vergrößert und in ihrer Position mit dem Werkraum getauscht, der dadurch eine bessere Belichtung und Orientierung nach Süden zum Schulhof erhält.

Die neuen Klassen- und Differenzierungsräume orientieren sich nach Westen zum Strotweg und werden über einen Erschließungsgang im Osten direkt mit der neuen oberen Schulhofebene verbunden. Die barrierefreie Anbindung an den Bestand erfolgt im Bereich des westlichen Treppenhauses. Ein bestehender Klassenraum wird dabei in den Neubau verlegt, um Platz für den Übergang und angrenzende Nebenräume zu schaffen. Im zweiten Bauabschnitt kann ein weiteres Cluster aus Klassen- und Differenzierungsräumen aufgesetzt und entsprechend angebunden werden. Eine zusätzliche Treppe am südlichen Ende des Erschließungsgangs dient dabei als zweiter Rettungsweg und bindet das nachträglich aufgesetzte Cluster an die Schulhofebene an.

Die neue Zweifachsporthalle wird über den Nebeneingangsbereich der Schule erschlossen. Ein großzügiges Treppenhaus mit Aufzug bindet die Halle barrierefrei an die Schulhofebene an und erschließt den Umkleidebereich unterhalb der Freitreppe des Schulhofs im Osten. Der zweite Rettungsweg am südlichen Ende des Umkleidetraktes dient auch als direkter Zugang zu den Außensportanlagen. Die Geräteräume und das Stuhllager der Sporthalle werden auf der Westseite den beiden Hallenteilen zugeordnet.

Der Schulhof erhält durch den Neubau eine größtmögliche Erweiterung nach Westen, die über die geplante Freitreppe angebunden wird. Zusätzliche Grünflächen werden sowohl als Gründächer auf der oberen Schulhofebene als auch in Form von Beeten mit Sitzmöglichkeiten auf der unteren Schulhofebene angelegt. Es werden differenzierte Freiflächen mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten und Spielangeboten geschaffen. Kleinere geschützte und introvertierte Freiräume entstehen in den Randbereichen nach Osten und weitläufige Freiflächen im Süden, welche mit dem angrenzenden Sportplatz stadträumlich verschmelzen.

Die notwendigen Fahrradstellplätze, die PKW-Stellplätze und der Müllstandort werden in den geforderten Dimensionen zwischen Neubau und Strotweg neu angeordnet. Die Feuerwehrzufahrt wird über die befestigten Außensportanlagen auf den Schulhof geführt. Die beiden Bestandsbäume des Schulhofs, die durch die Baumaßnahme weichen müssen, werden auf dem Grundstück durch mehrfache Ersatzpflanzungen ausgeglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Stadtbau und Architektur
Grundidee des Entwurfes ist eine außergewöhnliche Verzahnung von Gebäudekubus, Freifläche und den Baukörpern des Bestandes. Der Erweiterungsbau wird zurückgenommen und erhält im Gesamtensemble eine dienende Funktion. Die Kubatur der Erweiterung wird so disponiert, dass mit den Geschossen eine Abtreppung zum Schulhof hin erfolgt und - besonders im Schnitt gut nachvollziehbar - eine große Freiraum-Zone im Hofbereich geschaffen wird.

Diese Grunddisposition führt folgerichtig zur Anordnung einer großen Dachterrasse als Pausenfläche deren Anbindung an das Hofniveau durch das Motiv einer auf gesamter Länge des Gebäudes angeordneten Freitreppe sehr glaubhaft umgesetzt wird. Auf diese Weise wird nicht nur die vorhandene Pausenfläche an der jetzigen Position belassen, sondern es wird eine neuartige großzügige Schulhof-Landschaft geschaffen, die mit Ihrer Anordnung zudem Erleichterungen bei der Pausenaufsicht erwarten lässt.

Durch die neutrale Gestaltung der Freifläche kann diese auch zukünftig dauerhaft immer wieder neu bespielt werden. Hier kann ein neues Kommunikationszentrum für die Förderung des Gemeinschaftsgefühls der Schule entstehen. Sowohl für die Schüler*innen untereinander, als auch zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen.

Die Freitreppe verspricht dabei, zum zentralem Aufenthaltsbereich der Schulhof-Landschaft zu werden, der zum Verweilen ebenso einlädt, wie zum Klettern, um zwischen den beiden Schulhofebenen zu wechseln. Nicht zuletzt wird mit der Freitreppe eine Tribüne geschaffen, die kongenial den überdachten EG-Bereich des sog. „10er-Traktes“ zur Bühne macht.

Statt einer wie auch immer gestalteten „kindgerechten“ Außenanlage wird mit diesem Entwurf für die Schul-Gemeinschaft Bünde-Mitte eine neue, große Bühne geschaffen - eine Bühne für eigene, stets neue kreative Ideen der Schüler selbst.

Für dieses Konzept wird die Nord-Süd ausgerichtete Sporthalle allerdings sehr stark ins Erdreich eingelassen. Funktional sind Erschließung, Raumbedarf und Rettungswege, etc. zwar nachgewiesen, jedoch zeigt sich im Schnitt die Schwäche des Entwurfes: die vollständige Verlegung von Gerätelager und Umkleiden in die tiefste Ebene, was zu nicht natürlich belichtbaren und belüftbaren Umkleiden führen würde. Es ist unklar, warum die Verfasser das dem Schnitt inhärente Raumpotential unter der Freitreppe nicht nutzen. Die Halle selbst wird dagegen großzügig und ausreichend über das Fensterband von der Straßenseite her belichtet. Allerdings werden hier Angaben zu Sonnen- und Blendschutz vermisst.

Deren Ausbildung dürfte sich schlüssig aus dem Grundmotiv des massiven (Sichtbeton-) Sockels entwickeln lassen, mit dem auf sehr gelungene Weise die Grunddisposition des Entwurfes in allen 4 Fassaden sehr schön und maßstäblich lesbar gemacht wird.

Auf diesem Gebäudesockel entsteht durch den aufgesetzten Klassentrakt wie selbstverständlich zum Strotweg hin eine zweigeschossige Bebauung mit dem konstituierenden Sockel der Sporthalle und den erhöht darüber angeordneten Klassenräumen in leichter Holzbauweise. Mit der vorschlagenen Erweiterung um ein weiteres Klassengeschoss wird das Erscheinungsbild des Gebäudes nicht nur erhalten, sondern sogar gestärkt.

Funktionalität
Auf der Schulhofebene erfolgt die Anbindung zum Schulhof über eine offene Eingangsschleuse ohne besondere Hervorhebung. Die Anordnung des Mehrzweckraumes an dieser Schnittstelle Schulhof/Bestand ist optimal, bedarf aber insbesondere hinsichtlich der Öffnung zum Freibereich noch einer Ausarbeitung.

Die Funktionsbereiche des Erweiterungsbaus sind funktional richtig angeordnet und voneinander getrennt nutzbar, was sich positiv auf den Schulbetrieb auswirken wird. Die Anordnung der beider WC-Anlagen für Mädchen und Jungen auf der Schulhofebene nebeneinander im Bestand ist naheliegend, sinnfällig und konsequent.

Durch die einbündige Anordnung des Klassentraktes entsteht eine langgestreckte Flursituation, die aber eine außergewöhnliche Raumdisposition erfährt:
Über diesen Flur - der ja im Erdgeschoß des Hauptgebäudes angebunden ist - erfolgt eine direkte Anbindung ins „Grüne“ zur Dachterrasse und damit in den zentralen, gemeinsamen Hofraum.

Das Potential dieses Flures über den reinen Erschliessungszweck hinaus als eigenständiger Pufferbereich mit Aufenthaltspotential z.B. bei schlechtem Wetter und weitgehender Öffnung im Sommer zur Terrasse mit der anschließenden Freitreppenanlage wird durch seine sehr schmale Ausbildung leider nicht genutzt. Das Grundkonzept bietet hier jedoch sehr gute Möglichkeiten für einen zeitweisen, bzw. projektbezogenen Unterricht auch in diesem Bereich.

Landschaftsarchitektur
Während der ebenerdige Schulhof als zurückhaltend von Bestandsbäumen beschatteter Raum gestaltet ist, inszenieren die Verfasser/innen den Höhenunterschied zwischen Pausenhofebene und Sporthallendach als kraftvolle, gebäudelange Schultreppe und Schulbühne. Damit schaffen sie eine ebenso robuste wie attraktive Zone, in der sich unter Einbezug eines Dachgartens das Schulleben unter freiem Himmel in seinen vielfältigen Facetten fast vorbildhaft abspielen darf.
Das Herz der erweiterten Realschule Bünde - Mitte liegt im Außenraum, Es ist eine Treppe, die sicher zur künftigen Identität der Schule beiträgt.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Die Lebenszykluskosten des Entwurfs liegen insgesamt relativ gering. Die Fassade verfügt über eine Vielzahl von Fensterflächen, die aus Sicht der Reinigung und der Wärmeverluste als leichter Kostentreiber zu identifizieren sind. Die Fassade verfügt über die Art ihrer Ausführung und Materialität gelichzeitig über geringe Sanierungskosten über 50 Jahre welche sich ebenfalls im gesamten Baukörper der Sporthalle widerspiegeln. Die Anlagentechnik in Form von Wärmepumpen erzeugt effizient und nachhaltig die benötigte Wärmeenergie ohne die Kosten der Instandhaltung hochzutreiben. 
Realschule Bünde

Realschule Bünde

Städtebauliche Einordnung

Städtebauliche Einordnung

Erweiterter Schulhof

Erweiterter Schulhof

Schnitte Ansichten

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