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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Quartiersentwicklung Mühlbachäcker in Tübingen

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 23.400 EUR

yellow z urbanism architecture

Stadtplanung / Städtebau

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

HeGe Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Stadtblick und Landschaftspanorama
Zwischen Südstadt und Derendingen liegt das Plangebiet Mühlbachäcker derzeit am südwestlichen Stadtrand Tübingens. Die zukünftige Umsetzung des Entwicklungsgebiets Saiben und der neue Halt der Regional-Stadtbahn verschaffen dem Standort eine neue Entwicklungsperspektive. Die direkte Nähe zum Neckar, den dortigen Sport- und Freizeiteinrichtungen und auch zur Altstadt geben dem Standort eine zusätzliche Zentralität.
 
Gemengelage
Vor Ort findet sich derzeit eine große Bandbreite an Nutzungen, Typologien und Maßstäben, auf die eine Neuausrichtung des Plangebiets Mühlbachäcker Bezug nehmen muss. Hier sind großvolumige Produktions- und Lagerstandorte genauso zu nennen wie die Verwaltungsgebäude der Behörden, die einen Kontrast zur kleinmaßstäblichen, vorstädtischen Wohnbebauung Derendingens bilden. Der Wettbewerb bietet nun die Chance, die unterschiedlichen Bausteine in einem angemessenen, städtebaulichen Gerüst zusammenzuführen.
 
Kontextlinien
Das Plangebiet wird von seiner Einbettung in die „Hauptkontextlinien“ geprägt, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Zu nennen sind die Bahnlinie, der Mühlbach, die Konrad-Adenauer-Straße, die Derendinger Straße. Dem Mühlbach kommt auch aufgrund seiner übergeordneten Anbindungen eine besondere Rolle zu. Hinzu kommt der Nachbarschaftsanger, der in unserem Vorschlag eine zentrale Vernetzungs- und Freiraumfunktion zukommt, die die Qualitäten des grünen Rückgrats am Mühlbach ergänzt. Wir schlagen vor, diese fast parallel geführten Linien durch gezielt gesetzte Querachsen zu ergänzen: zur Gleisquerung, für Ausblicke in die offene Landschaft und als Shortcuts für Fußgänger und Radfahrer.
 
Mehr Mischung am Mühlbach!
Die derzeitige Gemengelage wird durch die vorgeschlagenen Erweiterungen zu einem integrierten Standort weiterentwickelt. Einerseits werden die vorhandenen Behördenstandorte wie vorgesehen erweitert. Gleichzeitig entstehen gemischte Baufelder, die ein kleinteiliges Nebeneinander von Gewerbe und Verwaltung, öffentlichen Erdgeschossen und Wohnen zulassen. Die Konrad-Adenauer-Straße wird mit seinen öffentlichen und gemeinschaftlichen Erdgeschossen zur städtischen Hauptachse im Quartier. Die neue, bauliche Begleitung der Bahnlinie und Wilhelm-Keil-Straße gibt dem Quartier eine lesbare Außenkante.
 
Wohnen in kleinteiliger Nachbarschaft
Die vorgeschlagene Baustruktur nutzt vor allem in den kurzfristig zu entwickelnden Baufeldern die räumlichen Begebenheiten, um ein Wohnumfeld mit durchgrünten Wohnhöfen umzusetzen. Hier entstehen geschützte, halböffentliche oder private Frei- und Spielbereiche im Anschluss an die vorhandenen Gebäude. Die Geschossigkeit wird entsprechend der Umgebung angepasst und maßvoll gestaffelt.
 
Attraktiver Quartiersplatz
Die vorhandene Brühlstraße wird zur wichtigsten Querverbindung für Fußgänger und Radfahrer aufgewertet. An der Schnittstelle zur Konrad-Adenauer-Straße schlagen wir einen mittig im Quartier gelegenen Platz vor, an dem sich wesentliche öffentliche Angebote wie der Nahversorger und gastronomische Angebote versammeln. Geprägt wird er durch ein Schatten spendendes „Baumdach“. Der Hochpunkt am Platz fungiert als weithin sichtbares Zeichen.
 
Park am Mühlbach
Die grüne Fuge zwischen den Quartieren und den lose verteilten Nutzungsbausteinen wird als verbindender Quartierspark ausgebaut. Über ein verdichtetes Wegenetz und erweitertes Angebot an Freizeitnutzungen verknüpft sich der Park gut mit dem Alltagsleben der Anwohner rundum. Wichtige Knotenpunkte werden durch kleine Platzgelenke betont und mit Spiel- und Freizeitnutzungen angereichert. Der zentrale Wasserlauf des Mühlbachs mit seinem landschaftlich geprägten Gehölzbestand dient als stimmungsvolle Kulisse begleitet von einem mäandrierenden Promenadenweg. Gleichzeitig schafft das Gewässer wichtige ökologische Rückzugsräume und Retentionsflächen für den vorbeugenden Hochwasserschutz. Der über die Bahngleise hinweg verlängerte Grünzug schafft einen wichtigen Übergang in das Stadtquartier Saiben und in die angrenzende Agrarlandschaft.
 
Ressourcenschonendes Bauen
Der städtebauliche Entwurf schafft die Voraussetzungen für ein ressourcenschonendes Bauen. Mit einer großen Kompaktheit und einer angepassten Dichte mit Höhen von 3 bis 7 Geschossen nutzt er die vorhandenen Bauflächen angemessen aus. Die vorgeschlagenen Hochpunkte bieten punktuell ein Mehr an Ausnutzung, wo es durch die städtebauliche Konfiguration möglich und angezeigt ist. Konstruktiv ist der Einsatz lokaler und nachwachsender Rohstoffe wie Holz vorgesehen, genauso wie die Nutzung der Dachflächen und ggf. Fassaden zur Regenwasserretention und Energieproduktion. Bei der Gestaltung der Freiräume wird auf einen geringen Versiegelungsgrad geachtet.
 
Mobilität
Unser Entwurf sieht ein Fahrrad- und Fußgängerfreundliches Quartier vor. Die Wilhelm-Keil-Straße an der Bahnlinie wir zur Radroute ausgebaut, auch die Bühlstraße oder der Nachbarschaftsanger bleibt Fahrradfahrern und Fußgängern vorbehalten. Wie in der Auslobung vorgesehen, wird der ruhende Verkehr komplett am vorgesehenen Standort an der Hegelstraße konzentriert. Das Gebäude soll so angelegt werden, dass eine mögliche Nachnutzung des Bauvolumens bereits mitgedacht ist. Das Quartiersparkhaus wird zum Mobilitätshub erweitert, der Sharing-Angebote mit aufnimmt und auch Angebote für die „letzte Meile“ mit vorsieht. Ein multicodiertes Dach kann Angebote für urbane Sportarten wie Streetball mit aufnehmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser bilden entlang des Mühlbachs ein grünes Rückgrat aus, welches als zentrales Freiraumelement und grün-blauer Raum fungiert. Die städtebauliche Grundstruktur orientiert sich mit Wegen und Verbindungen hin zu diesem Freiraum und bindet so die Quartiere in die Umgebung ein. Ein robustes Grundgerüst an Baufeldern mit guten Zuschnitten soll gemischte Quartiere ermöglichen, die ein kleinteiliges Nebeneinander von Gewerbe und Verwaltung, öffentlich genutzten Erdgeschossen und Wohnen zulassen.
Als untergeordneter Freiraum entsteht in zweiter Reihe, parallel zur Konrad-Adenauer-Straße, ein Wohnanger, der die rückseitig liegenden Baufelder anbindet. Als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet, entsteht so ein kleines, steinernes Pendant zum grünen Park am Mühlbach. Die Verortung des zentralen Quartiersplatzes an der Konrad-Adenauer-Straße wird als richtig empfunden, wenn auch die Anbindung an den Park am Mühlbach zu wenig ausformuliert ist und der Bedeutung des Ortes nicht gerecht wird.

Das Mobilitätskonzept sieht neben dem Mobility-Hub im Norden des Plangebietes an unterschiedlichsten Stellen oberirdische Parkplätze sowie Tiefgaragen vor. Neue Bushaltestellen entlang der Konrad-Adenauer-Straße bieten eine Anbindung an den ÖPNV. Ein Netz aus Fuß- und Radwegen bindet die unterschiedlichsten Quartiere und Baufelder auf kurzem Weg an die übergeordneten Verbindungen an und lässt auf die Planung eines autoarmen Quartiers hoffen.

Die Übergänge der Neubebauung zum Bestand gelingt den Entwurfsverfassern in Ausprägung und Körnigkeit, die Setzung einzelner Hochpunkte kann vom Preisgericht nicht nachvollzogen werden und wird kritisch hinterfragt. Im Bereich der großvolumigen Verwaltungsbauten werden dem Bestand passende Volumen gegenübergesetzt und somit ein angemessener Übergang geschaffen. Bei der Ausformulierung der neuen Baukörper, vor allem im Bereich der bestehenden Verwaltungsbauten sieht das Preisgericht die Typologien und Gebäudetiefen als nicht überzeugend für gewerbliche Nutzung an. Die robuste Grundstruktur der Baufelder lässt hier jedoch eine typologische Anpassung im Zuge einer möglichen Überarbeitung zu. Der vorgeschlagene Nahversorger und eine mögliche Firmenansiedlung sind, entgegen der Formulierung in der Auslobung auf Landesgrund verortet, und sollten im Zuge einer möglichen Überarbeitung ebenfalls überprüft werden.

Im Sinne der gewünschten Baumassen bleibt die Arbeit etwas hinter den Vorgaben der Auslobung. Die fehlenden Baumassen sollten überprüft und kritisch diskutiert werden, auch im Blick auf eine zukünftige Entwicklung.

Insgesamt sieht das Preisgericht in dem Entwurf einen wertvollen Beitrag, der trotz kritischer Anmerkungen ein sehr robustes Grundgerüst für eine zukünftige Entwicklung des Areals bietet und wichtige Zukunftsthemen des Städtebaus anstößt. Die vorgeschlagene Nutzungsmischung in den Quartieren lässt eine zeitgemäße Ausprägung in der zukünftigen Entwicklung zu, jedoch sollte im Zuge einer weiteren Ausarbeitung die Kritik des Preisgerichts hinsichtlich der Hochpunkte und Typologien überprüft und beantwortet werden.
Blick auf den Quartiersplatz

Blick auf den Quartiersplatz

Axonometrie Gesamtraum

Axonometrie Gesamtraum

Freiflächenkonzept

Freiflächenkonzept

Schwarzplan

Schwarzplan

Volumenschnitt

Volumenschnitt

Modell

Modell