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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 06/2022

Deutscher Naturstein-Preis 2022

Bibliothek des Predigerseminars im Kloster Loccum

DE-31547 Rehburg-Loccum, Kloster 2

Deutscher Natursteinpreis 2022 und Gewinner Kategorie C: Bauen im Bestand

pape+pape architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken, Innenräume, Möblierung

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2019
    Fertigstellung: 01/2021

Projektbeschreibung

Der Bibliotheksneubau des Predigerseminars wird als kompakte zweigeschossige Satteldachfigur entwickelt, die sich städtebaulich als logischer Baustein in das bestehende denkmalgeschützte Klostergefüge einfügt. Die Konturen der angrenzenden Bestandsgebäude werden übergangslos aufgenommen und weitergeführt, so dass trotz der modernen Prägung des Neubaus ein harmonisches Ganzes entsteht. Im Erdgeschoss bleibt die Gebäudeflucht zum Refektorium erhalten, während die Traufkante sich in den Garten vorschiebt. Der hierdurch entstehende Unterschnitt definiert den neuen Eingangsbereich der Bibliothek und sorgt gleichermaßen für eine sensible Überdachung der Treppen- und Rampenanlage, die sich als bauliches Element elegant mit dem Außengelände verschneidet und einen attraktiven Ort zum Verweilen sowie zum „Studieren im Garten“ entstehen lässt.
Vertikal aufgereihte Holzlamellen im Erd- und Obergeschoss, die in ihrer Anmutung metaphorisch an Buchseiten erinnern, schützen die Bibliotheksräume vor intensivem Sonnenlicht und Überhitzung, ohne den herausragenden Ausblick in die umgebenden Freiräume des Klostergartens sowie in Priors Garten zu verwehren.
In dem Bibliotheksneubau werden ca. 120.000 Bände aus unterschiedlichen Zeitepochen aufbewahrt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine schöne, aber eigentlich ganz normale Bauaufgabe für uns Architekten: die Ergänzung eines eher strengen und schlicht gehaltenen Ensembles von hoher Ausdruckskraft. Der bereits verwendete regionale Natur- stein, ein Bucher Sandstein, wird weiterverwendet, gleichzeitig das bestehende Fassadenbild ganz leicht gegenüber dem Bestand verändert und dezent weiterentwickelt. Dadurch gelingt es den Planern, eine der Materialität angemessene eigene Formensprache anzuwenden, die eben nicht historisierend, sondern eher modern und zurückhaltend ist, trotzdem kraftvoll und selbstbewusst. Sensibel werden verschiedene Steinformate variiert, die Gestaltung setzt sich zurückhaltend in den Holzfenstern fort. 

 Sparsam verwendete Öffnungen – der Hauptzugang, der kleinere Nebeneingang und das schmale Südfenster – sind auf den zweiten Blick – erkennbar modern, stören aber keinesfalls die Gesamtwirkung. Die Fassaden strömen Ruhe und Gelassenheit aus, das Wesen des Inhaltes, die Bibliothek zeigt sich zurückhaltend und klar im Außenraum. Auch im Innenraum erscheint der Fassadenstein, auch hier dezent und klug eingesetzt –, als Abrundung der gelungenen Gestaltung des Äußeren. Die überlegte und überaus sensible Verwendung dieses ureigensten Baustoffs der Menschheit verleiht dem jetzt ergänzten Ensemble eine Selbstverständlichkeit, eine Leichtigkeit und nicht zuletzt eine Eleganz, die ihresgleichen sucht. Ein Satz von Jean Jaurès – oft auch Gustav Mahler zugeschrieben – kann hier ohne Zögern zitiert werden: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss