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Zweiphasige Planungskonkurrenz | 06/2022

Neubau Bildungscampus West in Heilbronn

Plaza und Campus-Boulevard

Plaza und Campus-Boulevard

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mit seiner dynamischen Entwicklung hat sich der Bildungscampus Heilbronn innerhalb kurzer Zeit als bedeutenden Hochschulstandort etabliert und der innerstädtischen Bildungslandschaft ein neues Gesicht mit überregionaler Strahlkraft verliehen. Im Wettbewerb um die besten Köpfe ist die nun anstehende Campuserweiterung aufgefordert, diese spezifischen Qualitäten zu kultivieren und zugleich in einer freiräumlich und städtebaulich diversifizierten Weiterentwicklung zum kooperativen Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft anzuregen.

Mit der Transformation des Grundstücks am Neckar schließt sich der Kreis zwischen der Heilbronner Innenstadt und dem Neckarbogen. Mit dem Entwurf eines urbanen Campus-Ökosystems werden wir die Bedürfnisse von Forschenden, Lehrenden und Studierenden nachhaltig erfüllen. Der Bildungscampus vereint Räume zum Studieren, Forschen und Arbeiten mit kontemplativen Orten und Räumen zu Entspannung. Ergänzend zur interaktiven Wissenschaft gibt es Versorgungs-, Freizeit-, Sport- und Wohnangebote. In der Balance dieser Aktivitäten entfaltet sich das Hochschulleben der Zukunft, bietet Raum für Etabliertes wie Experiment und inspiriert zum transdiziplinären Austausch.

Der Campus präsentiert sich als transparenter Wissensort. Das städtebaulich-architektonische Konzept unterstreichet baulich die angestrebte Transparenz der Prozesse. Innere Lernwelten und Freiräume verschmelzen und gewährleisten wechselseitige Inspiration und interdisziplinäres Lernen.

Der öffentliche Raum kultiviert die wichtigen Wegeverbindungen Richtung bestehendem Bildungscampus, aber auch Richtung Stadt und Flusslandschaft. Eine Option zu einer späteren Fortsetzung der urbanen Entwicklung Richtung Norden wird offengehalten. Das orthogonale Gitter der Straßenräume, das eine modulare Bebauung der Grundstücke unterstützt, weitet sich zu kleinen Klimainseln auf, die schattige kommunikative Treffpunkte vorhalten. Wichtigster Bewegungsraum aus dem Campus ist der „Boulevard“. Wer hier wandelt oder eilig unterwegs ist, findet auf Anhieb die wichtigen Anlaufstellen und Adressen – die Mensa, das Forum, die Sportangebote wie z.B. Gym und Schwimmhalle. In der Mitte der Campusanlage, dort wo sich der Boulevard versetzt, liegt die „Plaza“ als ein rund um die Uhr schlagendes Herz des Campus. Sie wird gerahmt von zentralen Einrichtungen sowie einem vielfältigen Spektrum an Kultur-, Gastronomie-, Sport- und Bildungsangeboten, die sich an die Hochschulgesellschaft wie auch an die Öffentlichkeit adressieren – so entsteht am Neckar ein neuer unverwechselbarer Ort für alle!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 2001 erfüllt die komplexen quantitativen und funktionalen Anforderungen der Auslobung nahezu vollständig. Sie liefert gleichzeitig ein sehr überzeugendes städtebauliches und freiraumplanerisches Gesamtkonzept. Die Einbindung in die Gesamtstadt ist sowohl von der verkehrlichen Anbindung als auch von der strukturellen Vernetzung von Grünräumen, Platz- und Wegeflächen und Baufeldern her gut gelöst. Insbesondere die Anbindung an den bestehenden
Bildungscampus Ost durch die Wahlmöglichkeit von Brückensteg und Fahrbahnquerung auf Straßenniveau der Weipertstraße am Europaplatz ist überzeugend und schafft eine einladende Zugangssituation. Die Rampen der Stegeverbindung sind sehr elegant in den Straßennebenflächen untergebracht.

Entlang des Neckars schafft eine durchgängige Wegeverbindung eine selbstverständlich funktionierende Vernetzung von Stadt und Campus und ermöglicht für das Zentrum an Campusplatz und Mensa eine hohe Verschränkung von Stadtöffentlichkeit und Campusleben.
Die innere Erschließung bietet unter Einbindung der Edisonstraße in heutiger Lage eine effiziente und bei der Entwicklung und Nutzung hohe Flexibilität ermöglichende Bügelerschließung. Die nach Norden zur Fügerstrasse führende Stichstraße und die sich nach Süden zum Neckar hin öffnende keilförmige Grünfläche ermöglichen Ein- und Ausblicke in den Campus und erleichtern die Orientierung. 
Die Gestaltung des Freiraumes spricht eine klare, angemessene schlichte Sprache, die im Detail durchaus differenziert und fein abgestimmt ist. Die Grünausstattung des Boulevards und es Parks ist gut gewählt. Im Bereich der Straßen könnte aus Gründen der Klimaanpassung der Umfang großkroniger Bäume noch verstärkt werden könnte.

Die Baufeldgrößen sind plausibel und hinsichtlich ihres Flächenzuschnitts funktional und architektonisch gut entwicklungsfähig. Hinsichtlich ihrer vorgeschlagenen Höhenentwicklung und der Positionierung der Hochpunkte werden sie positiv raumwirksam für die im Freiraumkonzept dargestellte Wege- und Platzräume. Der vorgegeben Hip-Turm und die Quartiersgarage werden gut eingebunden.
Die Positionierung des als „Forum und Plaza“ bezeichneten Hörsaalgebäudes im Zentrum, mit sich terrassenförmig zum Neckar hin öffnender Baustruktur, ist bedarfsgerecht und überzeugt auch städtebaulich. Hier könnte für die Terrassenstaffelung zumindest im Sockelbereich des Bauwerks, an eine tatsächliche Treppen- oder Sitztreppenanlage mit Ausrichtung auf Platz und Neckar gedacht werden.

Der zentrale Platz erscheint richtig dimensioniert, indem er im Alltagsbetrieb kompakt, einladen und räumlich gut gefasst wird. Durch seine Ausrichtung auf den Grünkeil der heutigen Slipanlage und die östliche Anbindung des Boulevards sind die Platzflächen gut zuschaltbar und auch für große Veranstaltungen, Feste, oder als „Outdoor-Lernorte“ für den Campus nutzbar. Die ausschließliche Wegeführung um den Grünkeil wird vermutlich durch eine Abkürzung entlang des Ufers teilweise unterlaufen werden, sodass hier eine befestigte Fußverbindung mit Terrassensituation am Wasser vorgedacht werden sollte. Die vorgeschlagene Neckarverfüllung im Bereich der Slip-Anlage wird kritisch gesehen, der Retentionsraum sollte unbedingt erhalten bleiben.

Mit den vorgeschlagenen drei Entwicklungsstufen zeigt sich das hohe Umsetzungspotential der Arbeit, die auch in leicht angepassten anderen Schritten funktionsfähige Abschnitte bilden kann. Dabei muss im ersten Entwicklungsabschnitt die Handelsfläche verkleinert werden, ggf. zugunsten von noch fehlenden Büroflächen. Auch das bestehende Defizit an Gastronomieflächen kann noch für die Belebung des auch als Quartier funktionierenden Campus eingesetzt werden.

Besonders beeindruckt zeigt sich die Jury von dem im Sinne eines „Nolli-Plans“ dargestellten Erdgeschossgrundriss des Campus, der den öffentlichen Zugänglichkeitsgrad von Wege und Gebäudeflächen zeigt. Ein von den Verfassern so vorgedachtes Hochschulquartier wird zu einer Belebung nicht nur des Bildungscampus, der Lehre und Forschung, sondern der Gesamtstadt führen.
Wissensquartier als Stadt

Wissensquartier als Stadt

Kollaborative Stadträume

Kollaborative Stadträume

Modell Bildungscampus West

Modell Bildungscampus West